Mit Konfuzius zur Weltmacht
Afrika tätig, seit sechs Jahren in Angola für die Nürnberger Firma Gauff Engineering. Im Auftrag des Staats von Angola überwacht er den Bau von 1200 Kilometern Straße, den die China Road & Bridge Corporation ausführt. Die westliche Politik Afrika gegenüber hält er für gescheitert: »Wir stellen zu viele Forderungen. Die Chinesen hingegen spielen sich nicht als Lehrmeister auf. Wir Europäer, sei es Deutschland oder die EU, und die Weltbank kommen immer mit dem erhobenen Zeigefinger. Das gefällt den Afrikanern gar nicht.«
Bernhard Streit inspiziert den Bau eines Straßenabschnitts bei der Stadt Caxito, wo Chinesen Bagger und Planierraupe fahren. Das Öl kann auch Fluch sein: Angolas Elite verkauft den Rohstoff, mit dem ihr Land so reich gesegnet ist, aber den normalen Angolanern bringt das nur wenige Jobs – die Arbeit machen die Chinesen. Sie sind fleißig, besser ausgebildet als die Angolaner und schneller als die Europäer. Und Chinas Regierung stellt keine Bedingungen, beschwert sich nicht über Korruption oder Menschenrechtsverletzungen. Die Bewertung des Afrika-Kenners Bernhard Streit fällt trotzdem positiv aus: »Menschenwürdige Wohnungen und vernünftige Verkehrsverbindungen gehören auch zu den Grundrechten. Wir Europäer wollen die Leute immer missionieren. Das ist gut gemeint, hat aber nicht viel gebracht. Die Chinesen hingegen denken nur an ihre eigenen Wirtschaftsinteressen. Deshalb schaffen sie hier eine gute Infrastruktur. Das nutzt Angola mehr als die westliche Entwicklungshilfe.«
Angola ist kein Einzelfall. 2009 und 2010 unterstützte China Entwicklungsländer mit Krediten von mehr als 110 Milliarden Dollar und übertraf damit die Weltbank, deren Kernaufgabe es ist, weniger entwickelte Mitgliedstaaten zu fördern. Der Demokratischen Republik Kongo gab China einen Kredit über 6 Milliarden Dollar, abgesichert durch ein Kupfer-Kobalt-Bergwerk, das zu 68 Prozent den Chinesen gehört. In diesem Land bauen sie neben Straßen auch Krankenhäuser und Schulen. Nach dem Ibrahim-Index, der die Regierungsführung in afrikanischen Ländern vergleicht, gehören die Demokratische Republik Kongo und Angola zu den fünf Staaten, deren öffentliche Dienstleistungen sich in den letzten zehn Jahren am meisten verbessert haben.
»Chinas Rohstoffhunger bringt Vorteile für Afrika«, meint Helmut Reisen, Forschungsdirektor am Development Centre der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). »Durch die Tauschgeschäfte werden rohstoffreiche Länder daran gebunden, zumindest einen Teil ihres Rohstoffreichtums in Projekte zu steuern, die der Allgemeinheit zugutekommen. Der chinesische Ansatz kann – ganz ohne deklamatorische ›Good Governance‹-Rhetorik – einen hilfreichen Beitrag dazu leisten, Ressourcenreichtum in einen Segen für die Bevölkerung zu verwandeln.«
Mit der Cap Anamur rettete Rupert Neudeck 1979 Tausende vietnamesische Flüchtlinge. Auch er hält die chinesischen Projekte in Afrika für effektiver als die westliche Hilfe: »Unsere Entwicklungspolitik hat jedenfalls nicht dazu geführt, dass dort autarke Tigerstaaten entstanden sind wie in Südostasien. Die Chinesen machen genau das, was wir 50 Jahre lang nicht geschafft haben: Sie tragen dazu bei, dass sich die wirtschaftliche Kraft des Kontinents steigert. Und das, indem sie schlicht und ergreifend Geschäfte machen.«
Konflikte bleiben dabei nicht aus. In einem chinesischen Kohlebergwerk in Sambia schossen Aufseher auf Arbeiter, die für höhere Löhne demonstrierten, dabei wurden zehn Kumpel verletzt. Ein Minister des Landes sagte: »Sambische Arbeiter werden dort wie Tiere behandelt. Niemand hat einen Arbeitsvertrag, es gibt nur Tagelöhner. Und sie erhalten Sklavenlöhne.«
Unter afrikanischen Politikern überwiegen aber die chinafreundlichen Stimmen. Der Senegal gilt als einer der wenigen demokratischen Staaten des Kontinents, sein Präsident Abdoulaye Wade meint: »Chinas Herangehensweise an unsere Bedürfnisse passt einfach besser als die langsame und manchmal herabwürdigende postkoloniale Methode europäischer Investoren, Geberorganisationen und Nichtregierungsorganisationen. Chinas Modell, schnelle Wirtschaftsentwicklung zu fördern, lehrt Afrika eine Menge.« In seinem Artikel für die Financial Times unter der Überschrift »Time for the west to practise what it preaches« holt Senegals Präsident zu einem grundsätzlichen Vergleich chinesischer und westlicher Politik aus: »Ich habe
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