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Mit Konfuzius zur Weltmacht

Mit Konfuzius zur Weltmacht

Titel: Mit Konfuzius zur Weltmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Aust
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verhält es sich genauso. Weht er stark, produziert er Strom, wenn er nachlässt aber nicht. Stellen Sie sich vor, Sie haben Hunger, doch genau in dem Moment gibt es nichts zu essen.«
    Waigaoqiao Nummer 3 sieht von außen so aus wie Kohlekraftwerke überall auf der Welt: Schlote rauchen, Betongebäude sind eingepfercht in ein Netz von Hochspannungsleitungen. »China hängt vor allem an der Kohle, keinen anderen Rohstoff haben wir in diesem Überfluss«, sagt Feng. Mehr als 70 Prozent des chinesischen Stroms werden derzeit durch die Verbrennung von Kohle erzeugt. Der Chefingenieur weiter: »Unser Hauptweg muss deshalb darin bestehen, Kohle umweltfreundlicher zu nutzen.« Die Kohlehalden auf dem Gelände lassen nichts Sauberes vermuten. Ein Raupenfahrzeug ebnet eine von ihnen ein, Staub wirbelt auf. Ein Bagger schneidet mit einem Zahnrad in die Kohle hinein und befördert sie auf ein Fließband, das ins Kraftwerk rast.
    Hightech dagegen ist der Leitstand des Kraftwerks, wo alle Informationen und Messwerte zusammenlaufen und auf Monitoren sichtbar werden. Auf dem neuesten Stand der Technik befindet sich die Energieerzeugung in den Hallen, durch die sich viele Meter breite Rohre schlängeln. Der Fußboden ist so sauber, dass man ihn ablecken könnte. Welche Auswirkungen ein Kohlekraftwerk auf die Umwelt hat, hängt vor allem davon ab, wie effizient es die Kohle nutzt. 2,8 Millionen Tonnen CO2 und 1,1 Millionen Tonnen Kohle werden in Waigaoqiao pro Jahr eingespart im Vergleich zur durchschnittlichen Kohleverbrauchsrate in China. Das scheint ein leicht zu erreichender Standard zu sein in einem Land mit den meisten Bergwerksunfällen und den am meisten verschmutzten Städten. Aber auch im internationalen Vergleich gilt: Waigaoqiao Nummer 3, seit 2008 im Betrieb, ist das effizienteste Kohlekraftwerk der Welt. Die Technik stammt zum Teil von Siemens, doch Chefingenieur Feng betont mit stolzem Lächeln: »Wir entwickeln sie hier jeden Tag weiter. In Deutschland gibt es noch kein so sauberes Kohlekraftwerk. Wenn wir eingeladen werden, kommen wir gern zu Ihnen, um dabei zu helfen, eines zu bauen.« Siemens-Sprecher Alfons Benzinger bestätigt: »Es stimmt, dass der Kunde eigene Innovationen vorangetrieben hat. Diese beziehen sich auf den Wasser-Dampf-Kreislauf, nicht auf die Siemens-Technologie für Turbinen.«
    Feng ist ein chinesischer Selfmademan. Mit 16 begann er als Jungarbeiter in einem Kohlekraftwerk. An einer Hochschule hat er nie studiert – doch heute ist er Professor. Auf seiner Visitenkarte stehen außerdem die Titel Generaldirektor und Sekretär der Kommunistischen Partei. Feng hat mit seinem Team zwölf neue Verfahren entwickelt. Sie sparen Energie, vermindern Abgase und verhindern sie zum Teil. So werden etwa die Abgase vom Schwefeldioxid befreit, Partikel abgetragen, Dampfoxidation wird verhindert und Wasser in den Dampfkesseln gereinigt.
    Ähnliche Kraftwerke mit »sauberer Kohle« werden auch woanders in China gebaut, etwa in der Küstenmetropole Tianjin und im chinesischen Teil der Mongolei, die reich an Kohlebergwerken ist. In der New York Times ist zu lesen: »China ist jetzt weltweit führend beim Bau von effizienten, weniger schmutzigen Kohlekraftwerken. Während in den USA noch darüber debattiert wird, ob man eine effizientere Art von Kohlekraftwerken bauen soll, die extrem heißen Dampf nutzen, entsteht in China jeden Monat ein neues dieser Kraftwerke.« Und in der renommierten US-Zeitschrift The Atlantic heißt es: »Auf der Suche nach ›Fortschritt mit Kohle‹ und anderer Energie ist China heute das, was Google, Intel, General Motors und Ford während ihrer Glanzzeit auf anderen Feldern waren.«

Dreischluchtendamm –
fünfmal stärker als Fukushima
    Für ihn wurde der Jangtse bezwungen, der mächtigste Strom Chinas: Der Dreischluchtendamm ist ein Kraftwerk, das alles andere auf der Welt in den Schatten stellt. Für ihn wurden Landschaften zerstört, die seit 45 Millionen Jahren existierten. Über eine Million Menschen verloren ihre Heimat. Er gehört zum gigantischen Plan, China zur Wirtschaftsmacht Nummer eins zu machen. Der gewaltige Staudamm ist das größte Wasserkraftwerk der Welt – und das größte Kraftwerk überhaupt. Er heißt so, weil er im Drei-Schluchten-Gebiet liegt, einer der Wiegen der jahrtausendealten chinesischen Kultur.
    Eine Fahrt den Jangtse flussaufwärts, von Yichang im Osten nach Chongqing im Westen: Die Reise beginnt in der Vier-Millionen-Einwohnerstadt Yichang. Es ist

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