Mit Kurs auf Thule
seines norwegischen Großvaters, der auf ein mächtiges Norwegen hingearbeitet hatte, sondern begünstigte Schweden ganz offen so sehr, dass weltliche wie geistliche Adlige in Norwegen wiederholt rebellierten und letztlich 1343 Magnus’ jüngeren Sohn Hákon auf den norwegischen Thron bringen konnten. Als der Junge 1355 schließlich volljährig wurde, überließ Magnus seinem Sohn die Regierung in Norwegen. Doch auch in Schweden schwand seine Macht: Er wurde ins Exil getrieben, ein Jahr später bei einem Rückkehrversuch gefangen genommen und vier Jahre lang in Stockholm festgehalten. Man darf kaum annehmen, dass ihm jemand eine Träne nachweinte – jedenfalls nicht der Bischof von Bergen und die Isländer –, als er 1374 in Norwegen ertrank. Der Übergang |155| zu Hákon VI. Magnusson war allerdings nicht einfach, vor allem wegen der prekären finanziellen Lage, die mit Hákons
Rettarbót
von 1360 zu weiteren Handelsbeschränkungen mit und zwischen Norwegens atlantischen Kolonien führte. Wie schon in Kapitel Sieben dargestellt, wurde seine Politk von seinem Sohn Olaf (reg. 1380–1387) fortgesetzt, und Olafs Mutter erwies sich als ebenso unnachgiebig, als sie nach dem Tod ihres Sohnes die Staatsführung übernahm. Nach Königin Margarete folgte auch ihr Nachfolger Erich von Pommern diesem Beispiel.
Die Krone bedrängte die isländischen wie auch die norwegischen Kaufleute und damit auch die Exporteure grönländischer Waren in ihrem Bemühen, ein königliches Handelsmonopol durchzusetzen, immer stärker. In den 1380er Jahren war der illegale Handel mit Grönland schließlich mit solchen Strafzahlungen belegt, dass verschiedene unternehmungslustige isländische Seeleute lieber dem Wind und dem Wetter die Schuld dafür zuschoben, dass sie grönländische Waren hatten an Bord nehmen und nach Norwegen bringen müssen. Ihre Entschuldigung der »Abdrift«, verbunden mit der Ausrede, sie hätten doch nur einem königlichen Ombudsmann in Grönland gehorcht, ersparte ihnen eine Bestrafung durch königliche Amtspersonen. Allerdings mussten sie immer noch Importzölle bezahlen, bevor sie ihre grönländischen Waren mit einem hübschen Gewinn auf dem Markt in Bergen verkaufen konnten.
Für Björn Einarsson »Jerusalemfahrer« und seine Freunde, die 1385 mit vier Schiffen nach Grönland gesegelt waren, sprang bei ihrer »Abdrift« sicher einiges heraus – genug jedenfalls, damit eine Gruppe wohlgeborener junger Isländer ihm einige Jahre später nacheiferte.
Björn Einarsson und die Geschicke Islands
Björns Gewinne aus seinen Reisen nach Grönland und Norwegen waren sicher nützlich, als er 1391 die Ehe seiner Tochter Kristín mit Jón Guttormsson arrangierte, einem Mann, der ebenso viel Geld und Beziehungen hatte wie seine Braut. 14 Man kann auch davon ausgehen, dass Kristíns Hochzeit in Vatnsfjord eine große Sache war, zu der wichtige Menschen aus Björns Kreis anreisten. In jenem Jahr zählten Björn und Sigmund
hvítkollr
(Weißhaupt), Björns Freund und Reisegefährte bei seiner Fahrt nach Grönland, zu den einflussreichsten Männern in Island, ebenso wie Björn Brynjolfsson
hinn ríki
(der Reiche/Mächtige) und der
hir ∂ stjóri
(königliche Statthalter) Thorstein Eyjolfsson, dessen direkte Nachfahren später die Hauptrolle bei Ereignissen spielen sollten, die |156| mit den letzten erhaltenen Nachrichten über die Kolonie in Grönland in Zusammenhang stehen.
Thorstein Eyjolfsson hatte im Laufe eines tätigen Lebens, in dem er große Risiken eingegangen war, als er freundschaftliche Beziehungen zu König Magnus wie auch zu dessen Sohn Hákon einging, mehrere Kinder gezeugt. Seine Kinder wie auch seine Enkel profitierten später von diesen engen Beziehungen. Das gesamte 15. Jahrhundert hindurch bildeten Thorsteins Nachkommen und andere mächtige nordisländische Familien eine abgeschlossene herrschende Klasse, die wirtschaftlichen Notlagen, wie sie ihre weniger glücklichen Landsleute immer wieder heimsuchten, mühelos aus dem Weg gehen konnte. Als Thorsteins Enkel erwachsen wurden, hatten sie dennoch schon gespürt, was Unruhe und Gefahr bedeuten, vor allem die vier Enkel, von denen hier die Rede sein soll: Thorstein, Arni und Hall Olafsson, deren Vater Olaf Thorsteinsson 1380 ertrank, und ihre Cousine Steinunn Hrafnsdóttir, die ihre Eltern, einen Onkel und ihre Geschwister im Laufe der Jahre 1389 und 1390 verlor. 15
Als männliche Mitglieder der bekanntesten Familien Nordislands waren es Thorstein
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