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Mit Leerer Bluse Spricht Man Nicht

Mit Leerer Bluse Spricht Man Nicht

Titel: Mit Leerer Bluse Spricht Man Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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an!«
    »Ich fange wo als was an?«, fragte ich, wobei es mir gelang, jedes Wort so zu betonen, als hätte ich es zum ersten Mal gehört.
    Ungeduldig rollte Vasili mit den Augen, ein untrügliches Zeichen dafür, dass er sämtliche Details schon geklärt hatte.
    »Bei Hellas T V! Dem ersten griechischen Sender Berlins. Du machst jeden Donnerstagabend eine Stunde, als Redakteurin!«
    Ich war gerührt. Vasili hatte seine Beziehungen spielenlassen und es tatsächlich geschafft, mich nicht nur bei irgendeinem offenen Sender unterzubringen, nein, direkt beim ersten Griechischen Kanal Berlins sollte ich auf Sendung gehen. Erste Bedenken mischten sich mit Lampenfieber.
    »Vasili, ich spreche kein Griechisch.«
    Vasili schüttelte langsam den Kopf, enttäuscht über so wenig Verständnis für die Medienwelt.
    »Das macht doch nichts! Glaubst du denn, das guckt einer? Außerdem helfe ich dir doch! Ich spreche ja fließend Griechisch und werde dich unterstützen bei deinen Recherchen. Die Moderation übernehm ich natürlich. Komm, ich stelle dich dem Team vor!«
    Vasili nutzte meinen paralysierten Zustand schamlos aus und verfrachtete mich ins Auto. Auf dem Weg zu Hellas TV fragte ich mich, welche Bedrohung realer war: in wenigen Minuten von einer Bande griechischer Fernsehleute durch die Hinterhöfe des Prenzlauer Bergs gejagt zu werden oder dass ich tatsächlich als trojanisches Pferd dort eingeschleust würde, um gemeinsammit Vasili für Hellas TV zu recherchieren. Als wir vor einem Altbau hielten und Vasili mir verschwörerisch mitteilte: »Ich übernehme das Reden, okay? Heute wird es sich endlich auszahlen, dass du dir nie die Augenbrauen zupfst. Der reinste kretische Wildwuchs, dazu dieser depressive Blick. Du bist Griechin!«
    Bereis im Hausflur mussten wir über Unmengen von ausrangiertem technischem Allerlei klettern, ein – natürlich blau-weißes – Salzteigtürschild ließ mich wissen, dass wir endlich dort angekommen waren, wo die Fäden griechischer Kultur zusammenliefen: bei Hellas T V, dem Sender, der alle Griechen über das Treiben ihrer Landsleute in der Hauptstadt profund und launig informierte.
    Vasili klopfte, gab der maroden Tür dann einen herzhaften Tritt und grüßte mit einem fröhlichen »Calispera!« in den Raum. Keine Antwort. Ich folgte Vasili und ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen. In der einen Ecke: noch mehr Kabelwust, der zu einer Batterie von Computern führte, unter deren Last sich ein Küchentisch bog. In der anderen die griechische Flagge auf Raufasertapete, ein Notenständer und vertrocknete Topfpflanzen.
    »Das Studio, unser neues Reich«, flüsterte Vasili ehrfürchtig in mein Ohr, allerdings nicht leise genug. Der Kabelsalat geriet in Bewegung, und ein untersetzter Mann Mitte vierzig schälte sich aus dunklen Untiefen hervor. Er bestand zu sechzig Prozent aus Brusthaar, der Rest war Schnurrbart. Er nuschelte eine Begrüßung und reichte mir seine ölverschmierte Hand.
    »Das ist Yannis, der Produzent«, stellte Vasili uns geschäftig vor, »und der Tonmann kommt auch gleich. Wie heißt er noch?«
    Fragend blickte Vasili Yannis an, und mir wurde sofort klar, dass Yannis genauso viel deutsch sprach wie ich griechisch.
    Ich versuchte zu vermitteln: »Vielleicht Dimitri? Oder Jorgos?«
    Warnend blickte Vassili mich an. Fast hätte ich das Einzige vergessen, was ich über den Charakter der Einwohner Griechenlands wusste: Mach dich nie über die acht möglichen Vornamen eines Griechen lustig.
    In diesem Augenblick betrat ein weiterer Mann, im etwa selben Alter wie Yannis, dafür ausgestattet mit prozentual umgekehrtem Brusthaar-/Schnurrbart-Verhältnis, den Raum, streckte mir die Hand entgegen und keuchte: »Ich bin Stereos, ich mische den Ton.«
    Ich versuchte freundlich zu lächeln und gackerte hysterisch. Mein Leben war ein
Asterix -
Heft, ich hatte es geschafft!
    Vasili trat mir auf den Fuß, Yannis und Stereos sahen mich verständnislos an.
    »Sie freut sich so auf ihre Arbeit«, versuchte Vasili meinen Ausbruch zu erklären. »Ein unbezahltes Praktikum bei Hellas TV war schon immer ihr Traum. Sie arbeitet gern, lange und hart.«
    Ich verstummte schlagartig, Yannis schien zumindest das Wort »unbezahlt« verstanden zu haben, denn seine Augen leuchteten. Er wühlte in einem Aktenschrank herum, kramte einen Stapel VH S-Kassetten hervor und redete auf Vasili ein. Stereos übersetzte das Gespräch für kleine Praktikantinnen: »Wir fangen erst mal an, die Reiseberichte zu

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