Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
die meisten seiner Musikerkollegen ihre Scheidungsalben aufnahmen, haute McCartney zunehmend durchgeknallte Nicht-Scheidungsalben raus. Niemand schien die Ehe mehr zu genießen als dieser Mann. Ich finde »Maybe I’m Amazed« viel freakiger als »Revolution Number 9«. Linda wirkte schließlich nicht gerade wie der Prototyp einer zu Besessenheit inspirierenden Muse, sondern eher wie irgendeine beliebige Hippiebraut, die Paul gern mochte. Es wäre vielleicht etwas anderes gewesen, wenn er Elizabeth Taylor geheiratet hätte oder Jackie Kennedy, aber er suchte sich eine kleine Fotografin aus, die so »bahnbrechende« Fotos schoss wie das Albumcover von Tommy James and the Shondells.
Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich all seine Musik mag – weit gefehlt. »Let ’Em In« markiert den Höchststand auf der Wasserpfeifenskala, die anzeigt, wie platt und betäubt ein erwachsener Mann sein kann, wenn die Dinge einfach viel zu glatt laufen. Songs wie dieser machen mir Angst. Keith Richards hat ein paar beängstigende Laster, und ich bin immer fasziniert, wenn ich neuen Klatsch darüber höre. Aber das beunruhigt mich nur theoretisch. Im echten Leben laufe ich keinerlei Gefahr, zu einem Keith Richards zu mutieren, und meine Freunde auch nicht.
Aber zu einem Paul McCartney zu mutieren? Das könnte jedem von uns passieren. Einige unserer Freunde sind wahrscheinlich schon genauso am Arsch.
Zwei meiner Kumpel haben ihn persönlich getroffen. Keiner von beiden hat etwas mit dem Musikgeschäft oder den Medien zu tun, und beide verwendeten dasselbe Wort, um ihn zu beschreiben. Ich gebe nur äußerst ungern zu, dass das Wort »dämlich« lautete, und ich erinnere mich genauso ungern daran, dass ich ihn beide Male unangemessen aggressiv verteidigte. Aber ich weiß, wie sie darauf kamen. Viele kluge Leute denken, Paul McCartney sei dämlich, und es ist leicht zu verstehen, warum. Er schert sich nicht darum, ob er cool rüberkommt. Er hat nicht den Panzer, den man von Leuten erwartet, die ihr ganzes Leben lang für alle Welt sichtbar waren. Wie viele von Natur aus eigentlich mit Tiefsinn ausgestattete Menschen scheint er diesen Tiefsinn mit einer fast schon lächerlich unbeschwerten Haltung zu überspielen. Seine stupiden öffentlichen Aktionen bekommen mehr Aufmerksamkeit als seine intelligenten. Es gibt tolle Songs auf seinen aktuelleren Alben, aber wer zum Teufel hört die schon? Niemand. Stattdessen haben Millionen von Leuten auf der ganzen Welt den Super Bowl gesehen, bei dem McCartney auftauchte und zusam men mit dem Moderator Terry Bradshaw ein clowneskes Duett von »A Hard Day’s Night« sang.
Seine Macken sind tatsächlich eine unendliche Quelle des komischen Vergnügens. Ihm scheint ein Peinlichkeitsempfinden völlig abzugehen. Wenn Terry Bradshaw spontan mit ihm singen will, ist Paul mit von der Partie. Wenn er Singles veröffentlichen will, die so schrecklich sind, dass ich mir eher die Finger abnagen würde, als auch nur die Titel in die Tastatur zu tippen, dann macht er es einfach. Er autorisiert eine Biografie, in der geschrieben steht, dass er immer viel härter gearbeitet hat als alle anderen Beatles zusammen (von wegen er schrieb fünfundsechzig Prozent von dem Song und siebzig von jenem). Irgendjemand hätte ihm das ausreden sollen. Und dann gab es da ja noch die groteske Phase, als er mit der unsäglichen Heather Mills, dem größten Flop unter den Beatles-Ehefrauen überhaupt, zusammen war. Sie trieb ihn dazu, noch zickiger zu sein, als er sowieso schon war, indem sie ihm sagte, sie habe Songs wie »Get Back« noch nie gehört. (Du bist mit Paul McCartney verheiratet! Google den Mann!) Daraufhin startete Paul seine unsagbar peinliche Kampagne, mit der er erreichen wollte, dass sein Name bei den Songcredits vor dem von John Lennon genannt wurde.
Als er sich schließlich von diesem Albtraum von einer zweiten Ehefrau scheiden ließ, behaupteten deren Anwälte neben allerlei anderen Gemeinheiten, er sei wütend geworden, wenn sie das gemeinsame Kind gestillt habe. Angeblich habe er gesagt: »Das sind meine Brüste!« Riesenstory. Ja, genau – Paul hat seine Kinder aus erster Ehe zusammen mit einer eingefleischten Hippiemama auf einer Biofarm großgezogen, also kann man wohl annehmen, dass er mit dem Sinn und Zweck des Stillens vertraut ist. Mills’ Anwälte hätten es mal lieber mit etwas Glaubwürdigerem versuchen sollen als: »Er ist eingeschlafen und hat das Kind im Flieger vergessen.« Oder: »Er hat
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