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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
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glaube, englische Rockstars pflegen sich so etwas anzuschaffen). Aber Paul entschied sich lieber dafür, ein braver Ehemann zu werden. In fast dreißig gemeinsamen Ehejahren verbrachten er und Linda bekanntlich keine Nacht getrennt, außer als er einmal im Gefängnis saß, weil er Gras nach Tokio geschmuggelt hatte.
    Die Stones zeigten einem, dass man, wenn man in Dekadenz badete, leicht zu einem teufelsanbetenden Junkie wurde. Paul McCartney dagegen führte uns vor, dass man bei massiver weiblicher Verehrung leicht zum Ehemann werden konnte. Pauls Haltung ist mir sehr viel unheimlicher.
    Er sang nicht nur davon, dass die Liebe einen verkorksen konnte, er lebte es auch vor. Er holte seine Frau Linda sogar in die Band. Alle machten sich deshalb lustig über die beiden. Jedem war der Witz geläufig: »Wie nennt man einen Hund mit Flügeln?« Paul war bestimmt klar, dass alle Welt über ihn lachte, weil er seiner Frau so viel Aufmerksamkeit schenkte, aber er scherte sich ganz einfach nicht darum. Oder vielleicht tat er es auch extra, um den Leuten auf den Wecker zu fallen. (Jedenfalls ist es doch bemerkenswert und unmöglich zu übersehen, dass alle vier Beatles absurd langlebige Ehen führten, zweite Ehen in den meisten Fällen. Hat irgendeine andere be deutende Rockband solch notorisch ergebene Ehemänner hervorgebracht?)
    Paul wurde vieles genannt – einfältig, rührselig, selbstgefällig, ein Kiffer, ein Muttersöhnchen, öde, das Walross –, aber nie ein Frauenfeind, was ihn definitiv von allen anderen Rockstars seiner Generation abhebt. Schon 1968 hielt der erste Biograf der Beatles, Hunter Davies, fest, dass Paul eine »moderne« Haltung Frauen gegenüber habe, während er für die anderen wenig schmeichelhafte Ausdrücke fand. Bevor er Linda heiratete, hofierte Paul die britische Schauspielerin Jane Asher, was ihn zu einem der wenigen Rockstars der Sechzigerjahre machte, die eine weibliche Künstlerin zur Partnerin hatten. Er gab immer offen zu, dass sie ihn mit Dingen wie klassischer Musik oder moderner Kunst vertraut gemacht habe, mit Dingen also, die Beatles-Alben wie Sgt. Pepper oder Revolver beeinflussten. Und später vergötterte er seine Frau so sehr, dass er die wilde Boogie-Nights-Ära lieber auf einer Biofarm in Schottland verbrachte, mit Linda vier Kinder großzog und ihre gedämpften Weizengras-Aufläufe aß.
    Paul vergötterte die Frauen so sehr, dass seine Musik selbst in den ganz frühen Jahren immer dann unecht wirkte, wenn er versuchte, schäbig zu klingen. Das einzige Mal, dass er sich an einem »It ain’t me, Babe«-Song versuchte, war »Another Girl«, der einem lächerlich aufgesetzt vorkam. Und sogar darin serviert er die eine Braut nur ab, weil er eine andere kennengelernt hat, die »für immer seine Freundin« sein wird. Er wurde irrsinnig berühmt, weil er davon sang, wie sehr er die Frauen vergötterte, aber erstaunlicherweise vergötterte er sie, einmal berühmt, einfach weiter.
    Man muss doch zugeben, dass es in den Annalen des Rock ’n’ Roll und im Showgeschäft allgemein nicht viele Geschichten wie die von Paul McCartney gibt. Er war der am leidenschaftlichsten begehrte Mann der Erde und nicht zu vergessen einer der Topverdiener Englands. Die wenigsten von uns hätten angesichts seiner Möglichkeiten auf dem sexuellen Sektor wohl die gleichen Entscheidungen getroffen wie er. Ich weiß nicht, wie er seine Groupies in den Sechzigern behandelte – aber wahrscheinlich kommt es nicht von ungefähr, dass keine von ihnen je Skandalgeschichten an die Boulevardpresse verkauft hat. Und falls es jemals eine Qual gewesen sein sollte, mit Linda verheiratet zu sein, die dem Vernehmen nach genauso sturköpfig und eigensinnig war wie er, dann hat er sich nie darüber beklagt. Und als John und Yoko sich Anfang der 1970er-Jahre trennten, wen schickte Yoko da wohl nach L.A., um mit John zu sprechen?
    Viele Jahre lang haben sich die Menschen gefragt, was bloß mit Paul McCartney los ist, aber vielleicht stellen wir einfach nicht die richtigen Fragen. Seine Macken sind eigentlich gar nicht so schwer zu erklären. (»Vielleicht kifft er einfach jeden wachen Moment«, wäre sicher eine Erklärung für vieles.) Es ist seine Tugendhaftigkeit, die einfach total verquer erscheint. Er ist ein von der Liebe verkorkster Mann, den eine glückliche Liebesgeschichte in den Wahnsinn trieb, und zwar tiefer als die anderen Rockstars mit all ihren unglücklichen Affären zusammen. In den späten Siebzigern, als

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