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Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt

Titel: Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Sheffield
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West Roxbury waren etwas Besonderes, denn sie durften frech zum Eismann sein. Das war ein Privileg, das nur selten erteilt wurde. Sie nannten mich »R.E.M.«, seit sie die Musik einmal aus meinem Wagen hatten schallen hören. Sie fanden es unglaublich witzig, jemanden zu treffen, der tatsächlich R.E.M. hörte, und sie äfften den Sänger Michael Stipe nach, wie er im Video seine Kopfhörer umklammert und »I’m soooorryyyyy! I’m soooorryyyyy!« jammert.
    »Hey, R.E.M., wohnst du in dem Eiswagen?«
    »Hast du auch ein Mädchen da drin?«
    »Ein nacktes Mädchen?«
    »Hey, R.E.M., verkaufst du auch Gras?, Mann?«
    »Gib mir was umsonst, R.E.M.!«
    Niemand sonst durfte so frech zu mir sein.
    Überall in der Stadt verkaufte ich Eis an Mädchen, auf die ich abfuhr. Mädchen, die ich schon seit ihrer ersten heiligen Kommunion in St. Mary’s kannte, wo ich Messdiener gewesen war, kauften jetzt, ein Stück erwachsener, Eis bei mir. Es wäre nett gewesen, wenn irgendeine von ihnen Notiz von mir genommen hätte. Und noch netter wäre es gewesen, wenn sie gesagt hätte: »Entschuldige, Mister Eiscreme Augenschmaus, aber ich müsste mal meine Zunge aufwärmen – würdest du ein Mädchen wie mich ein wenig an dir schlecken lassen? Ich weiß auch nicht, wa rum, aber ich fühl mich heute ein bisschen fröstelig!«
    Leider passierte das nie.
    An den Wochenenden hielt ich auch am Bostoner Public Garden oder in der Nähe des Tea-Party-Schiffs. Ich saß in meinem Eiswagen und las Kafkas Der Prozess oder sonst irgendeine deprimierende Scheiße und wartete auf Touristen. Ich kicherte über Engländer, die Eis am Stiel »Eislutscher« nannten. Am vierten Juli parkten mein Freund Barak und ich den Wagen an der Esplanade, wo das traditionsreiche Boston-Pops-Konzert stattfand, und machten dort ein Riesengeschäft. Auf dem Nachhauseweg war so viel Verkehr, dass die Leute sogar mitten auf der Straße aus ihren Autos stiegen, um etwas bei uns zu kaufen, oder sie reichten Geldscheine von Wagen zu Wagen weiter. Später am Abend schleuderten wir Gratiseis aus dem Fenster, nur um das Kühlfach leer zu bekommen. God bless America. (Trotzdem kaufte keiner auch nur ein einziges Bomb-Pop-Eis.)
    Um ehrlich zu sein, ist mir die ungewohnte Berühmtheit als Eismann ein wenig zu Kopf gestiegen. Niemand wollte den Eismann verärgern, weil alle wussten, dass er sonst nie wieder in ihrer Straße halten würde. Also behandelte man mich wie einen König auf Staatsbesuch. Anscheinend habe ich darüber etwas das Augenmaß verloren. Ich fing an, in der dritten Person von mir zu reden, sogar wenn ich im Eiswagen murmelnd mit mir selbst sprach. Dann sagte ich Dinge wie: »Jetzt macht der Eismann mal Mittag.« Oder: »Der Eismann könnte noch ein Hoodsie-Eis vertragen.« Sogar wenn ich in meinem schrottigen Chevy Nova nach Hause fuhr, verkündete ich: »Der Eismann setzt jetzt den Blinker, weil er links abbiegen will, also macht Platz, oder ihr werdet schockgefrostet!« Meine Schwestern fingen an, herumzumeckern und nannten mich einen schrulligen Schneemann.
    Nie war ich näher dran, ein Star zu sein, einer wie Prince, der in Purple Rain mit dem Motorrad und Apollonia auf dem Sozius um den Lake Minnetonka herumfährt und den schweren Job hat, so gut auszusehen, dass die Leute ihn Tag und Nacht mit Aufmerksamkeit nur so bombardieren. Ich war vorher schon ein großer Prince-Fan gewesen, aber als ich Purple Rain sah, dachte ich mir, das ist ja genau mein Leben. Am Ende kommt immer jemand anders zum Zug. Ich hatte das Gefühl, dass Prince Verständnis haben würde für das, was ich durchmachte. Wir würden uns sicher gut verstehen. Wir würden uns zusammen ein paar klasse neue Songs anhören, und ich würde ihm vielleicht sogar ein Eis spendieren.

PAUL MCCARTNEY

    »No More Lonely Nights«
    1984
    Es war Paul McCartney, der mir die fixe Idee eingab, dass es reine Zeitverschwendung wäre, einmal kein Mädchen anzuhimmeln – eine Schnapsidee, die für etwa achtundachtzig Prozent des Kummers in meinem Leben verantwortlich sein sollte. (Die restlichen zwölf Prozent wurden von »Say Say Say« verursacht.)
    Paul McCartney stellt eines der zentralen Rätsel meines Lebens dar. Er ist der einzige Beatle, bei dem sich die Geister scheiden. Die anderen drei sind wohl oder übel auf ihre jeweilige Rolle festgelegt. John, der Rebell, George, der Fromme und Ringo, der Schlagzeuger. Nur Paul ist unberechenbar, der problematische Beatle, das x in der Fab-Four-Gleichung. Er ist

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