Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
der Einzige von ihnen, mit dessen Erwähnung man in einer Bar einen Streit anzetteln kann. Niemand weiß so recht, wohin man Paul stecken soll, das ist auch der Grund, warum ich die ganze Zeit über ihn nachdenke.
Paul war der zickigste Beatle. Es ist allgemein bekannt, dass ihn die anderen Beatles für rechthaberisch hielten. Sogar in den Interviews für Anthology , die umfassende Rückschau der Beatles auf ihr künstlerisches Schaffen aus den 1990er-Jahren, stellt es George Harrison in seiner Gegenwart noch die Nackenhaare auf. Aber Paul war auch der Beatle, der am härtesten arbeitete und die anderen dazu anhielt, die Songs rund zu machen und danach ins Studio zu gehen.
Paul ist die herrische irische Schwester innerhalb der Beatles-Familie. In jeder irischen Familie gibt es so eine Schwester, und es ist immer die älteste. Von meiner Cousine Graine aus Dublin weiß ich, dass man dieses Mitglied der Familie den »Schäferhund« nennt. »Ich bin bei uns daheim der Schäferhund«, erklärte sie bei einem Familientreffen. Wir standen an eine Wand gelehnt und beobachteten, wie sich all unsere Cousins und Cousinen aus ganz Irland versammelten. Dabei entdeckten wir das verblüffende Muster. Jede Familie bestand aus einer ganzen Gang von Schwestern. »Ja, aber von uns gibt es immer nur eine pro Familie«, sagte Graine zu mir. »Den Schäferhund eben, diejenige, die das Sagen hat. Ich bin diejenige, die alles am Laufen hält und den Ton angibt. Ich bin der Schäferhund in meiner Familie, und Ann ist der Schäferhund in deiner Familie.«
Jeder Ire, der Schwestern hat, begreift, welche Rolle Paul innerhalb der Beatles spielte. Er war der Schäferhund. Er schleppte immer neue Arbeit für sie an, dachte sich Sachen aus, entwarf neue Ideen, manchmal brillante ( Sgt. Pepper , Abbey Road ), manchmal welche, die mit Walrosskostümen zu tun hatten ( Magical Mystery Tour ). Er wurde sauer, wenn er das Gefühl hatte, sie legten sich nicht genug ins Zeug. Ich lache mich immer schlapp, wenn irgendwelche Leute »Getting Better« als tröstenden, optimistischen Song bezeichnen. Ständig an den anderen Beatles herumzunörgeln, ihnen einzubläuen, wie man noch besser werden könnte, noch ein bisschen besser, und das die ganze verdammte Zeit über – das klingt für mich eher nach Paul.
Paul war das Girlie unter den Beatles, der Hübscheste von allen, mit seinen langen Wimpern. Er war eine der bahnbrechenden Figuren, wenn es darum ging, Geschlechterrollen zu verbiegen, der Gender Bender des Rock ’n’ Roll. Deshalb passte er von allen Beatles auch am besten zum New Wave. Aber auch wenn sein hübsches Aussehen bestimmt kein Nachteil für die Beatles darstellte, so war es doch seine Zickigkeit, die sie am Laufen hielt, und es ist wohl keine Übertreibung, wenn man behauptet, dass die Beatles das Ergebnis seiner Fantasie waren. Jedes Mal, wenn sich die anderen ausgebrannt fühlten oder etwas anderes als die Beatles ausprobieren wollten, trieb er sie wieder in die Herde zurück. John tat die Sachen, die Paul schrieb, als »Oma-Musik« ab. Ganz genau – ich wette, Pauls Oma war eine taffe irische Braut, die es mit jedem Barkeeper in Liverpool aufnehmen konnte. Und ich wette, sie hatte auch ein paar ziemlich eingeschüchterte Brüder.
Deshalb nervt er auch heute noch alle. Sein Image mag zwar das eines Popsofties sein, eines Publikumslieblings, der den Damen schöntut und auf Nummer sicher geht. Aber paradoxerweise ist er auch der einzige Beatle, der Verachtung auf sich zieht. Beatles-Biografien neigen dazu, in allem übereinzustimmen, außer in der Paul-Frage, bei der das Ganze kontrovers wird. Unzählige Bands haben sich im Gegensatz zu den Beatles als »Bad Boys« des Rock stilisiert: die Stones, Led Zeppelin, die Sex Pistols und viele mehr. Diese Bands traten an, um die Leute zur Weißglut zu bringen. Aber keine von ihnen war so erfolgreich darin wie Paul.
Besonders irritierend und geheimnisvoll ist für mich die Art, wie Paul mit all der Verehrung durch seine weiblichen Fans umging. Egal wie man es dreht und wendet, es bleibt doch verwunderlich, dass er die Frauen so sehr vergötterte, angesichts der Zeit und der Umstände, unter denen er zum Rockstar wurde. Bereits im zarten Alter von zweiundzwanzig Jahren war er an einem Punkt im Leben angelangt, an dem es ihm klar gewesen sein muss, dass ihm keine Marotte verwehrt würde, egal ob es sich nun um Sex, Drogen, Autos, Gurus oder Druiden handelte (oder um Fußballmannschaften – ich
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