Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
Madonna herzuziehen. Wir konnten es kaum erwarten, dass sie wieder von der Bildfläche verschwand. Nur tat sie das nicht.
Madonna trat mit »Burning Up« in mein Leben. Das Video zu dem Song war so sexy, dass ich fast durchdrehte. Sie verwandelte meine kleinen katholischen Ängste und Selbstzweifel in ein wahres Horrorspektakel – Die Frau im Vatikan, Teil 3. »Was ist los?«, fragte sie in einem Remix von »Open Your Heart«. »Hast du Angst vor mir?« Oh Mann, und wie.
Ich konnte nicht glauben, dass jemand so schamlos sein konnte wie sie. Auf Madonna traf erst recht zu, was man im Filmtrailer über Rambo sagte: »Was Sie Hölle nennen, nennt er sein Zuhause.« Ich war ein schüchterner Junge, der sich nach einem nicht schüchternen Mädchen sehnte, das seine Madonna sein würde. Denn sie forderte mich auf, mein Herz zu öffnen, und nun musste ich herausfinden, wie das ging. Alles was ich tun konnte, war zuzuhören und auf Hinweise von ihr zu hoffen. Ich verlor mich in Madonnaverehrung. Und es kotzte mich an.
Von all den komplizierten Frauen in meinem Leben war Madonna diejenige, die mich lehrte, wie man wegen einer Frau völlig verzweifeln und das trotzdem gut finden kann. Sie war die erste Frau, die mir sagte: You Can Dance (ich kann es nicht), und die erste, die mir sagte, ich sei aufgetaucht, als sie es sich gewünscht hat (das werde ich ihr wohl glauben müssen). In der Tat gehe ich nie ins Kino, ohne an die Szene aus dem »Into the Groove«-Video zu denken, in der sie den Kopf auf die Schulter dieses Typen legt und sich von ihm mit Popcorn füttern lässt. Sie hat mich ganz schön irre gemacht. Oh Madonna, du hast mir diese Flausen in den Kopf gesetzt, und was jetzt? Was soll ich tun?
Mittlerweile ist sie länger im Popgeschäft als irgendwer sonst aus dieser Zeit. Für mich sind die Highlights »Angel«, »Who’s That Girl«, »Keep It Together«, »Bad Girl«. Für andere ist es vielleicht »Papa Don’t Preach« oder »Deeper and Deeper« oder »Frozen« (von denen mich bisher keines überzeugen konnte, aber man weiß ja nie).
Einige ihrer Songs sind so schön, dass es wehtut; sie bohren sich in meinen Körper und machen mich so traurig, dass ich sie mir nicht anhören kann (»What It Feels Like for a Girl«, »Promise to Try«). Andere machen mir jedes Mal gute Laune, wenn ich sie höre, wie »Dress You Up« – dieses Dang-dang-dang -Synthsnare-Intro, genau im Sekundentakt und genauso perfekt wie alle anderen ebenso gut gelaunten Sekunden dieses Songs. Einige wurden zu meinen Songs beim Karaoke (»Crazy for You« in einer Wodkanacht, »Justify My Love«, wenn ich mich eher an Bourbon halte), einige bringen tiefe historische Paradoxa zum Vorschein (»Angel« ist der gleiche Song wie Lou Reeds »Crazy Feeling« und »Betcha By Golly, Wow« von den Stylistics – wie zur Hölle konnte das passieren?). Manchmal klingt es albern, wenn sie die Konsonanten ausspricht (»Drowned World/Substitute for Love«), manchmal schnappt sie zwischen den tiefen Tönen, die sie nicht so gut trifft, nach Atem (»Angel«). Manchmal sagt sie »Whee!« und manchmal »Hey!«. Wie eine launische antike Gottheit macht sie törichte Dinge wie den Film Evita oder das Video zu »Secret«, aber das ist bloß ihre grausame Art, uns daran zu erinnern, dass wir ihr ja nicht trauen dürfen.
Einer der Gründe, warum ich sie weiterhin höre, ob ich es will oder nicht, ist, dass sie mich lehrt, wie kompliziert die Frauen sind, wie fordernd und rücksichtslos sie sein können, wie dumm es ist, zu glauben, man könne sie kontrollieren oder sie so hindrehen, wie man sie haben möchte. Ich denke, diese Lektion hätte ich schon längst begreifen müssen, aber ich lerne es wohl nie, also verbrenne ich mir weiter an Madonna die Finger. Ich nehme an, das ist einer der Gründe, warum ich sie noch immer um mich habe.
1985 konnte man noch glauben, Madonna sei nichts weiter als eine Eintagsfliege. Sie war das Mädchen des Jahres. Ich arbeitete in diesem Sommer in einer Bibliothek und sortierte zu den Klängen aus dem Radio Bücher ins Regal. Jedes Mal, wenn Madonna gespielt wurde, fingen meine Kolleginnen, alles abgefahrene Lesben mit coolen New-Wave-Frisuren, an zu schwärmen. Für sie war Madonna der neue geile Scheiß. Das gab mir immer das Gefühl, ein wenig hinterherzuhängen. Genauso wie das Schmachten in Madonnas Stimme, wenn sie diese kehligen, tiefen Töne in »Crazy for You« sang.
Ich war neunzehn und hatte noch nie eine Freundin
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