Mit Maedchen ueber Duran Duran reden - Ein junger Mann auf der Suche nach der wahren Liebe und einem coolen Haarschnitt
telsong zu ihrem zweiten und größten Album. Noch immer stellt es ihr berühmtestes Video dar mit dem zweitlächerlichsten Text (»It means so much to me, like a birthday or a pretty view«) und einem herrlich schrecklichen Saxofonsolo.
Sie scherten sich nicht um die Rockstandards der Authentizität. Sie hatten drei Typen mit dem Namen Taylor in der Band, und ich weiß nicht, was genialer war, die Tatsache, dass es ihre wirklichen Namen waren, oder jene, dass sie nicht verwandt waren miteinander. Sie kamen aus Birmingham, und wenn ich auch nur die geringste Ahnung von England gehabt hätte, hätte ich gewusst, dass es sich bei dieser Stadt um eine düstere Industriestadt handelte, in der der Drang, die Geschlechterschranken zu durchbrechen, überwältigend gewesen sein muss. Aber ich hatte keine Ahnung. Alles, was ich wusste, war die Art und Weise, wie sie sich auf dem Innencover von Rio kleideten. Ein paar Monate lang war es schwer, Nick von John zu unterscheiden, bis sich John schließlich in seinen neuen Look warf, der aus nacktem Oberkörper unter weißem Blazer und einem von La Toya Jacksons übrig gebliebenen Stirnbändern bestand.
Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich das Video von »Rio« sehe. Simon auf seiner Jacht in einer Art taubenblauem Netzunterhemd. Ein Mädchen schwimmt durchs Meer mit einem pinkfarbenen Telefon, an das Simon dann rangeht, um einem anderen Mädchen auf einem anderen Boot die zweite Strophe des Liedes vorzusingen. Ich liebe das Mädchen, das, ein Messer an den Oberschenkel geschnallt, aus der Brandung steigt. (Warum, oh Herr, warum? Warum hat sich dieser Look bloß nicht durchgesetzt?) Ich liebe das Mädchen, das sich auf dem Sofa räkelt und träge gähnt, während John nervös an der Champagnerflasche herumnestelt.
Ich habe keine Ahnung, wie viele verschiedene Mädchen in dem Video zu sehen sind, aber für mich sind sie alle Rio, und ich war in Rio verknallt. Die Art, wie sie am Ende zwinkert, als sei sie schon einmal hier gewesen. Duran Duran sind ganz offenbar nicht die ersten Rock-Matrosen, die in ihren Hafen eingefahren sind, und sie werden auch nicht die letzten sein. Sie ist älter als der Sand, auf dem sie tanzt. Du wirst vergehen, Kleiner, nichts weiter als ein weiteres Paar tanzender Fußabdrücke im Sand, aber Rio wird bleiben. Das ist der Stoff, aus dem die feuchten Träume sind!
Die B-Seite beginnt mit »The Reflex«, ihrem ersten und einzigen Nummer-eins-Hit in den USA, obwohl jedem »Rio« viel besser gefällt. Der Leadsänger der Fixx verurteilte den Song mit den Worten: »Da flattert ’ne Seele im Wind.«
Kerle fühlten sich von Duran Duran bedroht, was nur verständlich war. Deshalb waren sie auch die erste populäre Band, die als Videoband abgetan wurde, als MTV-Schwindel, der von leichtgläubigen Mädchen nur wegen einer Art Gehirnwäsche angehimmelt wurde. John Lydon von Public Image Ltd., der frühere Johnny Rotten, höhnte: »Wenn ihr dummen kleinen Gänse Duran-Duran-Platten kauft, dann braucht ihr ernsthaft Hilfe. Die verarschen euch doch bloß.«
Das war eine verbreitete Meinung. Als 1985 The Clash ihr Album Cut the Crap – Hört mit dem Scheiß auf – nannten, war Duran Duran vermutlich der Scheiß, den sie damit meinten. Und die Schweißband tragenden Zimperlieschenrocker von den Dire Straits schusterten einen Song zusammen mit dem Titel »Money for Nothing«, in dem sie gegen sie wetterten: »That little faggot with the earring and the makeup / Yeah buddy, that’s his own hair.«
Die Dire Straits trugen natürlich keine Ohrringe oder Schminke. Sie hatten bloß Schweißbänder.
Junge Männer rund um den Globus stritten sich mit ihren Freundinnen, versuchten ihnen zu erklären, warum Duran Duran ein Schwindel sei, eine Verkaufsstrategie, ein imperialistisches Komplott, eine Farce. Vermutlich konnten sie nicht einmal ihre Instrumente spielen, geschweige denn ihre Songs selbst schreiben; sie seien nichts als ein seelenloses Produkt. Wenn ich damals eine Freundin gehabt hatte, hätte ich ihr vermutlich den gleichen Text aufgesagt. Vielleicht mag ich Duran Duran ja auch deshalb so gern, weil ich mich mit ihnen darüber hinwegtrösten konnte, dass ich keine Freundin hatte. Indem ich selbst ein glühender Duran-Duran-Fan wurde, war ich praktisch Teil des Problems, das so viele andere Kerle so entschieden gegen sie aufbrachte.
Viele Bands beklagten, dass Duran Duran und die anderen New-Wave-Gruppen mit ihren lächerlichen Frisuren
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