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Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wollen.»
    «Also es waren eine Menge Möbel…»
    « Non, non, non, ich bitte Sie inständigst, seien Sie genau!»
    Dr. Roberts seufzte.
    Er begann scherzhaft, wie auf einer Auktion.
    «Ein großes, mit elfenbeinfarbenem Brokat bezogenes Sofa – ein ebensolches in Grün – vier bis fünf große Stühle. Acht oder neun Perserteppiche – zwölf kleine vergoldete Empirestühle. Eine William-and-Mary-Kommode. (Ich komme mir wirklich vor wie ein Auktionator.) Ein sehr schönes chinesisches Schränkchen, ein Konzertflügel. Es waren noch andere Möbel da, aber ich habe sie nicht besonders bemerkt. – Sechs erstklassige japanische Stiche. Zwei chinesische Bilder auf Spiegelglas. Fünf oder sechs wunderschöne Tabakdosen. Einige japanische Elfenbeinnetsuken allein auf einem Tisch. Etwas altes Silber – Tazzas aus der Zeit Karls I. glaube ich. Ein oder zwei Stücke Battersea-Email – »
    «Bravo! Bravo!», applaudierte Poirot.
    «Ein Paar Vögel aus altenglischer Keramik – und ich glaube, eine Figur von Ralph Wood. Dann einiges Orientalisches – eingelegte Silberarbeiten. Etwas Geschmeide, aber davon verstehe ich nichts; und an einige Chelsea-Vögel erinnere ich mich. Oh, und an einige Miniaturen in einer Vitrine – recht gut, glaube ich. Das ist noch lange nicht alles, was da war – aber es ist alles, an das ich mich im Augenblick erinnern kann.»
    «Das ist großartig», lobte Poirot mit gebührender Anerkennung. «Sie haben das richtige Auge des scharfen Beobachters.»
    Der Doktor fragte neugierig:
    «Habe ich das Objekt erwähnt, das Sie im Sinn hatten?»
    «Es hätte mich sehr überrascht, wenn Sie es erwähnt hätten. Wie ich voraussah, konnten Sie es nicht erwähnen.»
    «Warum?»
    Poirot zwinkerte.
    «Weil es vielleicht gar nicht da war, um erwähnt zu werden.»
    Roberts machte große Augen.
    «Mir scheint, das erinnert mich an etwas.»
    «Es erinnert Sie an Sherlock Holmes, nicht wahr? An die sonderbare Geschichte von dem Hund in der Nacht. Der Hund, der in der Nacht nicht heulte. Das ist das Bemerkenswerte! Nun, ich bin nicht darüber erhaben, die Tricks der anderen zu stehlen.»
    «Wissen Sie, Monsieur Poirot, dass ich keine Ahnung habe, worauf Sie hinauswollen?»
    «Das ist ausgezeichnet. Im Vertrauen gesagt, so erziele ich meine kleinen Effekte.»
    Dann, als Dr. Roberts noch immer etwas ratlos dreinschaute, sagte Poirot lächelnd, indem er sich erhob:
    «Sie sollen wenigstens das eine wissen, nämlich, dass Ihre Aussage mir bei meinem nächsten Gespräch sehr helfen wird.»
    Der Doktor stand auch auf.
    Sie schüttelten einander die Hand.
    Poirot schritt die Treppen vom Haus des Doktors hinunter und rief ein Taxi.
    «111 Cheyne Lane», sagte er dem Fahrer.

11
     
    11 1 Cheyne Lane war ein kleines, sauberes, adrettes Haus in einer ruhigen Straße. Die Eingangstür war schwarz gestrichen, und die Stufen waren besonders weiß getüncht, der Messingklopfer und die Türklinke glänzten in der Sonne.
    Die Tür wurde von einem ältlichen Stubenmädchen mit einem blütenweißen Häubchen und einer ebensolcher Schürze geöffnet.
    Auf Poirots Frage hin antwortete sie, dass ihre Herrin zuhause sei.
    Sie ging die schmale Treppe voran.
    «Wen darf ich melden, Sir?»
    «Monsieur Hercule Poirot.»
    Er wurde in ein geräumiges Wohnzimmer geführt. Poirot sah sich um und notierte im Kopf die Details. Gepflegte Familienmöbel. Schimmernder Chintz auf den Stühlen und Sofas. Ein paar Fotografien in Silberrahmen waren wie in alten Zeiten im Zimmer verteilt. Ansonsten angenehm viel Licht und Raum und einige wirklich wundervolle Chrysanthemen in einer hohen Vase.
    Mrs Lorrimer kam auf ihn zu, um ihn zu begrüßen.
    Sie reichte ihm ohne Zeichen besonderen Erstaunens die Hand, bot ihm einen Stuhl an, setzte sich und machte eine Bemerkung über das Wetter.
    Es folgte eine Pause.
    «Ich hoffe, Madame», begann Hercule Poirot, «dass Sie diesen Besuch entschuldigen werden.»
    Mrs Lorrimer sah ihm gerade ins Gesicht und fragte:
    «Ist das ein beruflicher Besuch?»
    «Ich gestehe, ja.»
    «Es ist Ihnen vermutlich klar, Monsieur Poirot, dass, obwohl ich natürlich Superintendent Battle und den anderen Vertretern der Polizei jede Information geben und jedwede Hilfe leisten werde, die sie von mir verlangen sollten, ich keineswegs verpflichtet bin, dasselbe bei einem Privatverhör zu tun.»
    «Ich bin mir dessen vollkommen bewusst, Madame, und wenn Sie mir die Tür weisen, so folge ich wortlos Ihrem Befehl.»
    Mrs Lorrimer lächelte

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