Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
die ihn zum Gartentor begleitete. Als sie zurückkam, starrte Rhoda aus dem Fenster und pfiff leise vor sich hin. Sie wandte sich um, als ihre Freundin eintrat.
    «Er ist bezaubernd, Anne.»
    «Er ist sehr nett, nicht wahr?»
    «Viel mehr als nett… ich bin vernarrt in ihn. Warum war nicht ich statt deiner bei diesem verflixten Diner? Ich hätte die Sensation genossen – die Schlinge um den Hals – den Schatten des Schafotts…»
    «Nein, du hättest es nicht genossen. Du redest puren Unsinn, Rhoda.»
    Annes Stimme war scharf. Dann sagte sie in milderem Ton: «Es war lieb von ihm, den ganzen Weg hier herauszukommen – für eine Fremde – für ein Mädchen, das er nur einmal getroffen hatte.»
    «Oh, er hat sich in dich verliebt. Das ist klar. Männer machen solche Sachen nicht aus reinem Altruismus. Er wäre nicht angefahren gekommen, wenn du schielen würdest und voller Pickel wärst.»
    «Du meinst?»
    «Ja, meine ich. Mrs Oliver ist die viel Selbstlosere von den beiden.»
    «Ich mag sie nicht», sagte Anne scharf. «Ich hatte ein sonderbares Gefühl bei ihr… Ich frage mich, was der wahre Grund war, warum sie gekommen ist?»
    «Das übliche Misstrauen gegen das eigene Geschlecht. Ich vermute, Major Despard hatte eher Privatinteressen, wenn wir schon davon sprechen.»
    «Ich bin sicher, das stimmt nicht», widersprach Anne hitzig.
    Und als Rhoda lachte, errötete sie.

14
     
    S uperintendent Battle kam gegen sechs Uhr in Wallingford an. Er wollte durch harmlosen Ortsklatsch so viel wie möglich erfahren, ehe er Miss Meredith aufsuchte.
    Ohne sich irgendwie festzulegen, gelang es Battle, ganz verschiedene Eindrücke von seiner Lebensstellung und von seinem Beruf zu erwecken.
    Mindestens zwei Leute hielten ihn für einen Londoner Architekten, der gekommen war, sich wegen des Anbaus für das Cottage umzusehen, ein anderer war überzeugt, dass er «So einer war, der eine möblierte Villa fürs Wochenende mieten wollte», und zwei weitere hätten gesagt, dass er der Vertreter einer Firma für wetterfeste Tennisplätze sei.
    Die Informationen, die der Superintendent erhielt, waren durchwegs günstig.
    «Wendon Cottage? Ja, das stimmt – an der Marlbury Road. Sie können es nicht verfehlen. Zwei junge Damen, ja. Miss Dawes und Miss Meredith. Sehr nette, wohl erzogene junge Damen.»
    «Seit Jahren hier? O nein, nicht so lange. Gut zwei Jahre. Sie sind im Septemberquartal gekommen. Sie haben es von Mr Pickersgrill gekauft. Er hat es nach dem Tod seiner Frau nicht viel bewohnt.»
    Battles Gewährsmann hatte nie gehört, dass sie aus Northumberland gekommen wären. Er glaubte, eher aus London. Sie waren in der Nachbarschaft sehr beliebt, obwohl manche Leute altmodisch waren und fanden, zwei junge Mädchen sollten nicht allein leben. Aber sie waren sehr still und ruhig. Sie gehörten nicht zu dieser cocktailtrinkenden Weekend-Bande. Miss Rhoda war die energische und Miss Meredith die stille. Ja, Miss Dawes kam für die Kosten auf. Sie war es, die das Geld hatte.
    Die Nachforschungen des Superintendenten führten ihn schließlich unfehlbar zu Mrs Astwell.
    Mrs Astwell war eine redselige Dame.
    «Nein, Sir, ich glaube kaum, dass sie verkaufen wollen. Nicht so bald. Sie sind erst vor zwei Jahren eingezogen. Ich habe von Anfang an für sie gearbeitet, ja, Sir. Von acht bis zwölf, das sind meine Stunden. Sehr nette, muntere junge Damen. Immer zu einem Scherz bereit. Gar nicht hochmütig.
    Ich kann natürlich nicht sagen, ob es die gleiche Miss Dawes ist, die Sie gekannt haben, Sir – die gleiche Familie, meine ich.
    Ich glaube, dass sie in Devonshire zuhause ist. Sie bekommt ab und zu Rahm von dort, und sie sagte, dass es sie an daheim erinnert, also muss es so sein.
    Wie Sie sagen, Sir, es ist traurig, dass so viele junge Damen sich heute ihr Brot selbst verdienen müssen. Man kann nicht sagen, dass diese jungen Damen reich sind, aber sie haben ein sehr angenehmes Leben. Miss Dawes hat natürlich das Geld. Ich glaube, Miss Anne ist sozusagen ihre Gesellschafterin. Das Cottage gehört Miss Dawes.
    Ich könnte nicht sagen, woher Miss Anne stammt. Ich habe sie die Isle of Wight erwähnen hören, und sie mag Nordengland nicht. Und sie und Miss Rhoda waren mal in Devonshire; sie hat von den Hügeln, dem Strand und den Buchten geschwärmt.»
    Der Redefluss ergoss sich weiter. Ab und zu machte sich Battle im Geist eine Notiz. Nachher notierte er ein, zwei geheimnisvolle Worte in sein Büchlein.
    Um halb acht des gleichen Abends

Weitere Kostenlose Bücher