Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit offenen Karten

Mit offenen Karten

Titel: Mit offenen Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
schritt er den Gartenpfad zur Eingangstür von Wendon Cottage hinauf.
    Sie wurde ihm von einem großen, dunklen Mädchen in einem orangefarbenen Cretonnekleid geöffnet.
    «Wohnt Miss Meredith hier?», erkundigte sich Superintendent Battle.
    Er sah sehr hölzern und soldatisch aus.
    «Ja, sie wohnt hier.»
    «Ich würde sie gern sprechen, bitte. Superintendent Battle.»
    Sofort traf ihn ein durchdringender Blick.
    «Bitte treten Sie ein», sagte Rhoda Dawes und gab den Eingang frei.
    Anne Meredith saß in einem Fauteuil am Kamin und schlurfte Kaffee. Sie trug ein gesticktes Crêpe-de-Chine-Gewand.
    «Es ist Superintendent Battle», verkündete Rhoda und führte den Gast herein.
    Anne stand auf und ging ihm mit ausgestreckter Hand entgegen.
    «Etwas spät für einen Besuch», entschuldigte sich Battle, «aber ich wollte sicher sein, dass ich Sie auch antreffe, und es war ein schöner Tag.»
    Anne lächelte.
    «Darf ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten, Superintendent? Rhoda, bitte, hol doch noch eine Tasse.»
    «Zu freundlich, Miss Meredith.»
    «Wir bilden uns sehr viel auf unseren guten Kaffee ein», meinte Anne.
    Sie wies auf einen Stuhl, und Battle nahm Platz. Rhoda brachte eine Tasse, und Anne goss ihm Kaffee ein. Das Feuer knisterte im Kamin, und die Blumen in den Vasen machten einen behaglichen Eindruck auf den Besucher. Es war eine angenehme, anheimelnde Atmosphäre. Anne schien völlig unbefangen, und das andere Mädchen fuhr fort, ihn mit brennendem Interesse anzustarren.
    «Wir haben Sie erwartet», sagte Anne.
    Ihr Ton klang fast vorwurfsvoll. «Warum haben Sie mich vernachlässigt?», schien er auszudrücken.
    «Bedaure, Miss Meredith. Ich hatte eine Menge Dienstliches in der Sache zu tun.»
    «Befriedigend?»
    «Nicht sonderlich. Aber es muss alles gemacht werden. Ich habe Roberts sozusagen von innen nach außen gekehrt und Mrs Lorrimer ebenso. Und jetzt komme ich, um die Prozedur bei Ihnen zu wiederholen, Miss Meredith.»
    Anne lächelte.
    «Ich bin bereit.»
    «Und was ist mit Major Despard?», fragte Rhoda.
    «Oh, er wird nicht vergessen, seien Sie unbesorgt», beruhigte Battle sie.
    Er stellte seine Kaffeetasse ab und blickte zu Anne hinüber. Sie richtete sich in ihrem Stuhl etwas auf.
    «Ich bin ganz Ohr, Superintendent. Was wollen Sie wissen?»
    «Nun, kurz gesagt, alles über Sie selbst, Miss Meredith.»
    «Ich bin eine ganz ehrbare Person», erwiderte Anne lächelnd.
    «Sie hat auch ein ganz untadeliges Leben geführt», ergänzte Rhoda, «dafür kann ich mich verbürgen.»
    «Das ist ja sehr schön», kommentierte Battle munter. «Also kennen Sie Miss Meredith schon sehr lange, nicht wahr?»
    «Wir waren zusammen in der Schule», sagte Rhoda. «Was für eine Ewigkeit das jetzt her zu sein scheint, nicht wahr, Anne?»
    «So lange, dass Sie sich vermutlich kaum noch daran erinnern können», lachte Battle. «Nun, Miss Meredith, ich fürchte, ich werde Sie jetzt an die Formulare erinnern, die man auf Ämtern ausfüllen muss.»
    «Ich wurde geboren…», begann Anne.
    «Von armen, aber ehrlichen Eltern», fiel Rhoda ein.
    Superintendent Battle hob mahnend den Finger.
    «Nun, nun, junge Dame.»
    «Rhoda», sagte Anne vorwurfsvoll, «das ist eine ernste Angelegenheit.»
    «Verzeih!»
    «Also, Miss Meredith. Sie wurden wo geboren?»
    «In Quetta, in Indien.»
    «Ah, richtig, Sie stammen ja aus einer Offiziersfamilie.»
    «Ja, mein Vater war Major Meredith. Meine Mutter starb, als ich elf Jahre alt war. Als mein Vater in Pension ging und wir nach Cheltenham zogen, war ich fünfzehn Jahre alt. Er starb, als ich achtzehn war, und hat mir praktisch nichts hinterlassen.»
    Battle nickte teilnahmsvoll.
    «Das muss ein arger Schock für Sie gewesen sein?»
    «Gewiss. Ich habe immer gewusst, dass wir nicht wohlhabend sind, aber vor dem absoluten Nichts zu stehen, ist doch etwas anderes.»
    «Was haben Sie dann gemacht, Miss Meredith?»
    «Ich musste eine Stellung annehmen. Ich hatte nichts Rechtes gelernt, und ich bin nicht besonders gescheit. Ich kann weder tippen noch stenografieren noch sonst etwas. Eine Freundin in Cheltenham verschaffte mir einen Posten bei Freunden von ihr – zwei kleine Buben betreuen, die in den Ferien nachhause kamen, und Mithilfe im Haushalt.»
    «Den Namen bitte.»
    «Das war bei Mrs Eldon, The Larches Ventor. Ich blieb zwei Jahre dort, und dann gingen die Eldons ins Ausland. Ich arbeitete dann für eine Mrs Deering.»
    «Meine Tante», ergänzte Rhoda.
    «Ja, Rhoda hat mir die

Weitere Kostenlose Bücher