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Mit Pflanzen verbunden

Mit Pflanzen verbunden

Titel: Mit Pflanzen verbunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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holte Eimer, mein Freund, der Arzt, trieb zwei Spaten auf und gemeinsam gruben wir im unablässig strömenden Regen die kräftigen weißen Wurzeln, eine nach der anderen, aus. Wir wurden bis auf die Haut durchnässt. In der Küche wuschen und bürsteten wir die Wurzeln sauber und schnitten sie in kleine Stückchen. Die kettenrauchende Köchin, die nicht Mitglied des „Bärenstammes“ war, schaute uns skeptisch zu. Als wir sie nach ihren größten Töpfen fragten, zögerte sie. Sie wollte erst einmal wissen, was das für eine Wurzel sei und wer es verantworten könne, daraus einen Tee zu brauen.
    Ich konnte ihre düsteren Gedanken lesen. Sie hatte Angst, es könnte ein Giftkraut sein. In ihrer Vorstellung sah sie schon, in dicken schwarzen Lettern gedruckt, die Schlagzeile der Bild-Zeitung:
pseudo-indianersekte beging massenselbstmord mit giftpflanzen
. Ja, hatte es da nicht mal die Jonestown-Sekte in Guyana gegeben, die durchdrehte und sich selbst mit vergiftetem Brausepulver umgebracht hatte? Hunderte Sektenmitglieder waren gestorben. Trotzdem gelang es mir, die Bedenken der Köchin zu zerstreuen. Sie zündete sich eine weitere Zigarette an und rückte mit den 50-Liter-Töpfen heraus. Bald standen die Leute Schlange nach dem labenden, scharf würzig schmeckenden Heiltrunk. Einigen ging es sofort wieder gut, bei anderen dauerte es etwas länger. Für viele war es eine wichtige Bestätigung, dass die unmittelbare Natur dem, der sich auf sie einstimmt, Heilung bieten kann. Man braucht nicht einmal teure exotische Pflanzen einzuführen. Alles, was wir brauchen, wächst hier.

    Engelwurz
    (Wald-Engelwurz, Wilde Engelwurz, Angelica sylvestris , Echte Engelwurz, A. archangelica )

    Weitere Benennungen: Brustwurz , weil sie bei Husten und Bronchitis schleimlösend wirkt;
    Luftwurzel, weil sie Blähungen lindert;
    Bachrohr, Waldrohr, Pfeifenkraut, Blasrohr, Gügeli wegen der Verwendung des hohlen Stängels als Spielzeug;
    Hans Kasperl bezieht sich auf ein Spiel zur Unterhaltung von Kleinkindern: Ein Grashalm mit blühendem Kopf wird in den hohlen Engelwurzstängel gesteckt und als „Hans Kasperl“ auf und ab gezogen;
    Bärenwurz , weil bei den Germanen und anderen nordeuropäischen Waldvölkern den besonders starken Heilpflanzen heilerische „Bärenkräfte“ zugeschrieben wurden. Im Gegensatz dazu waren Hundsgewächse nutzlose oder stinkende Pflanzen; Wolfsgewächse waren Giftpflanzen und Rossgewächse waren große, raue Pflanzen ohne besondere Heilkräfte;
    Giftwurz aufgrund der Giftwidrigkeit; wurde zur „Ausleitung“ bei Blei- oder Schwermetallvergiftung verwendet;
    Magenwurz , weil sie die Verdauung anregt;
    Heiligengeistwurzel (französisch: Racine du Saint-Esprit );
    Theriakwurzel;
    Angelika (englisch: angelica, französisch: angelique ).
    Familie: Dolden- oder Schirmblütler (Apiaceae) , verwandt mit Sellerie, Möhren, Dill, Wiesenkerbel, aber auch mit Giftpflanzen wie Kälberkropf, Herkulesstaude oder Schierling.
    Botanische Merkmale: Engelwurz ist eine zweijährige Staude, die im ersten Jahr eine starke Pfahlwurzel bildet und im zweiten Jahr bis zu zwei Meter aufstängelt und mit großen, halbkugeligen, grünlichen Dolden erblüht. Die Stängel sind glatt, leicht violett angehaucht und weiß bereift. Die Blätter sind zwei- bis dreifach gefiedert, die oberen mit großen, blasig aufgetriebenen Blattscheiden. Als Heilmittel wird die würzig brennend schmeckende Wurzel verwendet, die sich nach dem ersten Jahr gebildet hat. Wenn die Pflanze aufstängelt und blüht, verliert die Wurzel ihre Heilkraft.
    Planetarische Zugehörigkeit: Sonne, Merkur. Nicolas Culpeper (1616–1654), der berühmte englische Kräuterarzt und Herbalastrologe, stellt die majestätische Pflanze unter die Herrschaft der Sonne. „Die Pflanze ist wie die Sonne, wenn sie sich in ihrem Haus im Löwen befindet“, schreibt er. Zudem wirke sie gegen alle Krankheiten des Saturns: Verhärtung, Erkältung, Toxikosen (Vergiftungen) (Culpeper 1999: 8).
    Signatur: Die Engelwurz ist mit ihren hohlen Stängeln und aufgeblasenen Blattscheiden offen für Luft- und Lichteinwirkungen; zugleich verrät die kräftige Pfahlwurzel eine solide Beziehung zu den Erdkräften. Die Signatur suggeriert eine ganzheitlich harmonisierende Wirkung. Ihre beschützende Eigenschaft zeigt sich an den Hüllblättern, die die Blütendolden vor Außeneinflüssen bewahren.
    Inhaltsstoffe: Ätherische Öle bzw. Terpenkohlenwasserstoffe (wirken reinigend und schleimlösend auf

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