Mit Pflanzen verbunden
sollte mit dieser Mischung eine Pfeife stopfen oder sich eine Zigarette daraus drehen und sie rauchen – aber nicht zu viel davon! Ein oder zwei tiefe Lungenzüge würden genügen. Sinn und Zweck der Übung war ja nicht, aus dem Leben zu scheiden oder auf dem Blocksberg tanzen zu gehen, sondern lediglich die Verspannungen zu lösen, die ihm die Kehle zuschnürten.
Er folgte den Anweisungen genau und schrieb einen Monat später, dass er völlig beschwerdefrei sei. Schon nach der ersten Woche hätten die Anfälle aufgehört, so dass er die Asthmazigarette nicht mehr zu rauchen brauche. Ein halbes Jahr später schrieb er erneut, er sei noch immer beschwerdefrei, aber nun habe seine kleine Enkeltochter, das Kind seiner Adoptivtochter, asthmatische Anfälle. Es schien, als wäre die Krankheit auf das schwächste Mitglied in der Familie übergesprungen.
Was sollte man da machen? Man konnte doch ein fünfjähriges Kind nicht die tropanalkaloidhaltigen Blätter des Stechapfels rauchen lassen! Zum Glück hatte sich Samuel Hahnemann schon vor über zweihundert Jahren mit derartigen Problemen herumgeschlagen und war auf die Idee gekommen, Giftsubstanzen vielfach zu verdünnen und durch andauerndes Verschütteln homöopathisch zu potenzieren. Meine Frau bereitete also eine niedrig potenzierte homöopathische Stramonium-Tinktur (D3) zu, die das Kind bei Bedarf tropfenweise einnehmen sollte. In weniger als einer Woche verschwanden auch bei ihr die Symptome vollständig und die Familie ist bis heute beschwerdefrei.
Diese Erfahrung bestätigte wieder einmal, was viele Heiler der Naturvölker und auch die alten Kelten und Germanen bereits gesagt haben, nämlich, dass Krankheiten als unsichtbare parasitische Entitäten angesehen werden können. Sie können innerhalb des Körpers von einer Stelle zur anderen wandern oder auch durch Ansteckung auf andere Lebewesen, Mensch, Tier oder Pflanze, überspringen. Schamanische Heilkunst besteht hauptsächlich darin, diese vampirhaften Entitäten zu orten und zu vertreiben. Im Fall des norwegischen Onkels, dem ein Angst- und Tugenddämon die Atemkraft genommen hatte, half die Kraft des Stechapfels.
Die Nachtschattenalkaloide hemmen den Parasympathikus und zugleich lösen sie die Seele aus ihrem körperlichen Gefüge. Daher ist die Verwendung dieser Alkaloide gefährlich, insbesondere weil ihre Dosierung schwer zu kontrollieren ist. Die Gifte machen es jedoch möglich, das Bewusstsein auf Organe oder Körperregionen zu richten, die krank oder energetisch angeschlagen sind oder Faszination auslösen. Da die Geschlechtsorgane das Interesse der meisten Menschen fesseln, reisen viele von ihnen unter dem Einfluss sorgfältig dosierter Nachtschattenalkaloide in die lustversprechenden Körperzonen. Deswegen gelten die Nachtschattengifte vielerorts (Nordafrika, Lateinamerika) als Aphrodisiaka, die aber im Handumdrehen äußerst unangenehm und sogar lebensbedrohlich werden können (Rätsch/Müller-Ebeling 2003: 679). Südamerikanische initiierte Schamanen (Curanderos) benutzen dieselben Gifte, um in die Körper ihrer Patienten zu reisen beziehungsweise sich mittels sensitiver Resonanz auf die Leiden der Erkrankten einzustimmen und den Krankheitsdämon zu erkennen. Im Fall des asthmakranken Onkels war es der ernsthafte Wunsch, von der Atemnot befreit zu werden, der dem Stechapfelgeist vorgab, wie und wo er zu wirken hatte. Eine andere Wirkung hatte die Pflanze in diesem Fall nicht. Auf diese Weise können auch dermaßen gefährliche Kraftpflanzen wie der Stechapfel oder das Bilsenkraut – richtig dosiert und vor allem im Verbund mit einer milderen Pflanze wie dem Huflattich – in den Händen eines kompetenten Therapeuten wertvolle Heiler sein.
Der älteste Lungenheiler
Der Huflattich ist eine altbewährte Heilpflanze. Marzell schreibt, die Pflanze sei vermutlich eines der ältesten und ursprünglichsten Hustenmittel unseres Kulturkreises. Der griechische Pflanzenkenner Dioskurides, der unter Kaiser Claudius und Kaiser Nero Militärarzt war und das erste westliche Kräuterheilbuch „Materia medica“ (1. Jh. n.Chr.) schrieb, empfiehlt das Einatmen des Rauchs angezündeter Huflattichblätter bei trockenem Husten und Schweratmigkeit sowie die mit Honig zerriebenen Blätter bei Gürtelrose, Wundrose und allerlei Entzündungen. Aber schon Hippokrates, der „Vater der Medizin“ (5. Jh. v.Chr.), kannte den Huflattich als auswurfförderndes Mittel. Der Römer Plinius empfahl bei hartnäckigem Husten,
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