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Mit Pflanzen verbunden

Mit Pflanzen verbunden

Titel: Mit Pflanzen verbunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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zuletzt die Durchblutung ernsthaft gestört ist und man wirkliche Probleme bekommt.
    Nach gut einem Monat war ich ausgeheilt. Das Bein war sogar in einem besseren Zustand als vor der Venenentzündung. Intuition, Heilkräuter, Selbstbeobachtung und der feste Glaube an das Selbstheilungsvermögen des Körpers hatten sich als richtig erwiesen.
Ein bisschen Teufel muss sein
    In Hylestad in Norwegen steht eine einfache weiße Holzkirche genau an der Stelle, wo sich einst eine den alten nordischen Göttern geweihte Kultstätte befand. Im zwölften Jahrhundert wurde an diesem Ort eine Stabkirche gebaut, deren weltweit berühmtes geschnitztes Portal bis heute erhalten ist. Es zeigt Szenen aus Sigurds (Siegfrieds) Leben: wie er sein Schwert schmiedet und den Drachen Fafnir erlegt. Schon zu Wikingerzeiten besiedelte das Bauerngeschlecht, aus dem die väterlichen Vorfahren meiner Frau stammen, das Tal (Sedesdal) rund um diesen heiligen Kultort. Dies wäre ein wunderbarer Ort für die Taufe – die alte Wasserweihe – unseres erstgeborenen Kindes, fanden wir. Also packten wir unsere Sachen in den klapprigen alten Ford Transit und ab ging es nach Norden.
    Freundlich empfingen uns ein Onkel und eine Tante meiner Frau mit einem Abendessen. Kleine norwegische Fahnen zierten Käse und Butter. Alles in dem schmucken Häuschen war penibel sauber; man hätte vom Fußboden essen können. Die beiden waren fromme und sehr ordentliche Leute, sie gingen so oft wie möglich in die Kirche und sprachen vor jeder Mahlzeit ein Tischgebet. Neben seiner recht beleibten Frau wirkte der Onkel eher schmächtig. Seit seiner Pensionierung hatte sich seine Atemnot derart verschlimmert, dass er ständig auf einen Ameisensäure-Inhalator angewiesen war. Er konnte kaum einen Satz ohne asthmatisches Hüsteln beenden. Es schien, als wäre er für seine vitale Frau, die Oberschwester im örtlichen Krankenhaus war, vor allem ein weiterer Patient.
    Weder Arzt noch Gebet hatten der Gesundheit des Mannes bisher wirklich helfen können. Bis zu seinem Lebensende werde er sich wohl mit seinem Zustand abfinden müssen, hatte der Doktor ihm gesagt. Verstohlen fragte er mich, ob es nicht doch ein Kräutlein gegen sein Asthma gebe, aber spontan kam mir nichts in den Sinn. Doch später, als ich bei Sonnenuntergang auf einem bewaldeten Hügel saß, auf dem einst ein Odin-Heiligtum gestanden hatte, und ein paar Raben krächzen hörte, kam mir eine starke Inspiration. Dieser arme Mann schien geradezu von der Tugend erdrückt zu werden! Von den moralisierenden Kirchenpredigten, von seiner dominierenden Frau und vom Zwang zur übertriebenen Ordentlichkeit. In einer solch erstickenden Atmosphäre konnte ein Mensch ja gar nicht atmen – einatmen, das ging vielleicht noch, aber das Ausatmen musste zwangsläufig stocken und zaghaft ausfallen, denn schon ein zarter Hauch hätte etwas unkontrollierbar in Bewegung setzen können, ein Staubkörnchen aufwirbeln, Unordnung stiften. Mir war klar geworden, dieser Kranke brauchte etwas Wildes, Chaotisierendes, etwas von Diabolos, damit er wieder ganz werden konnte, damit das wilde Tier, das in jeder Seele lebt, sich entspannen und wieder atmen konnte. Was wäre da besser als eine Rauchmischung mit einem zünftigen Hexenkraut, einem Nachtschattengewächs, etwa dem Bilsenkraut? Ich dankte Odin, dem Herrn der Winde, der einst in den Tagen der Schöpfung den ersten Menschen den Lebensatem einhauchte, und seinen Raben für diese Eingebung.
    Eine altmodische Asthmazigarette würde dem Onkel sicherlich gut tun! In den frühen sechziger Jahren hatten sich die amerikanischen Hippies diese Zigaretten gekauft, wenn ihnen einmal das Marihuana ausging. Als die Behörden Wind davon bekamen, wurden die Zigaretten zum Leidwesen der Asthmatiker verboten und aus dem Handel gezogen. Soweit ich mich erinnern konnte, enthielten sie gedörrte Huflattichblätter, Minze und eine geringe Menge an Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) . Ich würde ihm eine Mischung schicken, sobald wir wieder zu Hause wären. 2
    Da ich kein Bilsenkraut hatte, verließ ich mich auf den ähnlich wirkenden Stechapfel, der zufällig in meinem Garten als Unkraut wuchs. Folgende Rauchmischung stellte ich zusammen: Huflattichblätter – wegen ihrer die Bronchien entspannenden und schleimhautschützenden Wirkung – mit einem winzigen Teil Stechapfelblätter (Datura stramonium) zur Linderung der parasympatholytisch bedingten Bronchienverengung sowie zur Hemmung der Bronchialsekretion. Er

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