Mit Pflanzen verbunden
propagieren? Das wäre ja wirtschaftsschädigend!
Das „Journal of Pediatrics“, eine amerikanische Medizinzeitschrift, meldete: „In jüngster Zeit ist über den Todesfall eines Neugeborenen infolge eines Lebervenenverschlusses (Budd-Chiari-Syndrom) berichtet worden, dessen Mutter während der Dauer der Schwangerschaft huflattichhaltigen Tee getrunken hatte.“ Boulevardblätter brachten die Botschaft mit einfacheren Worten an die Massenleserschaft: „Säugling stirbt an Leberzirrhose. Mutters Kräutertee war tödlich!“
Dieser Schock saß tief. Daran änderte sich auch nichts, als sich später herausstellte, dass die junge Mutter aus der Drogenszene stammte und öfter lebertoxische halluzinogene Pilze zu sich genommen hatte. Außerdem war die Leber der Mutter nicht geschädigt, sondern nur die des Kindes, obwohl die fötale oder kindliche Leber wesentlich resistenter ist als die Erwachsenenleber. Der „Huf-lattichtee“, den die Mutter getrunken haben sollte, war zudem ein Teegemisch aus zehn verschiedenen Pflanzen. Der Anteil des Huf-lattichs betrug dabei nur neun Prozent. Nach weiteren Meldungen war man nicht einmal mehr sicher, ob überhaupt Huflattich in dem Teegemisch enthalten war (Schlebusch et al 1989: 16).
Ja, aber was ist mit den Tierversuchen, den Rattenexperimenten? Belegen sie nicht eindeutig, dass diese Pflanzen mutagen (erbgutverändernd) oder karzinogen (Krebs erregend) wirken? Bei den Untersuchungen handelt es sich doch um objektive wissenschaftliche Experimente, um genaue Messungen und richtige Schlussfolgerungen! Nun, wenn man sich die Tierversuche anschaut, sind sie bei weitem nicht so eindeutig. „Die Pflanzen wurden mit einem Futteranteil zwischen vier und 32 Prozent zwangsweise verabreicht, da sich die Tiere ab einem Huflattichanteil von 15 Prozent im Futter weigerten, diese Nahrung zu sich zu nehmen. Diese Stresssituation ist bekanntermaßen als karzinomfördernder Faktor zu bewerten“ (Schlebusch et al 1989: 19). Als die Ratten am Ende gar nicht mehr fressen wollten, wurde ihnen Huflattich oder Beinwell über Monate und Jahre hinweg durch Schlundsonden einverleibt. Auch ging man dazu über, ihnen den isolierten Wirkstoff der Pflanzen einzuspritzen. Endlich entwickelten sie die (erwarteten) Lebertumore.
Können die Ergebnisse eines solchen Tierversuchs überhaupt auf Menschen übertragen werden? Eine fundamentale Frage. Die Menge an Huflattichblättern, mit denen die armen Tiere zwangsgefüttert wurden, entsprächen, auf den Menschen übertragen, vier Apothekerpackungen, die er tagtäglich konsumieren müsste. Wer würde das schon tun?
Die therapeutische Dosierung, wie sie im Kräutertee gegeben ist – ich würde sogar sagen, wie man sie mit einer gelegentlichen Wildkräutermahlzeit konsumiert –, ist so gering, dass keine Gefahr zu befürchten ist. Die in der getrockneten Droge nachweisbaren Mengen an Pyrrolizidinalkaloiden sind so gering, dass sie praktisch vernachlässigt werden können (Weiß 1991: 261). Und übrigens: Aus all den Jahrhunderten, in denen man Huflattich und Beinwell als Heilmittel verwendet hat, ist nicht ein einziger Fall von Leberschädigung oder gar Tumorbildung bekannt geworden, der sich darauf zurückführen ließe (Foster 1993: 77).
Mit den Untersuchungstechniken moderner Labore könnte man wohl leberschädigende oder krebsauslösende Bestandteile in fast allen Heil-, Nahrungs- und Genussmitteln nachweisen. Kochsalz, Wein, Schokolade, Kaffee, Mandeln, Aufschnitt, Fisch, Konfitüre oder auch Fertiggerichte müssten nach demselben Maßstab, der an die Heilpflanzen angelegt wurde, wahrscheinlich verboten werden. Ebenso fast alle chemischen Medikamente – 58 000 Tote durch Arzneimittelschäden gib es pro Jahr allein in Deutschland (Ercivan 2004: 169 ). Die im Zigarettenrauch enthaltenen Nitrosamine gelten als tausendmal gefährlicher als die Pyrrolizidinalkaloide – dennoch wird legal weitergeraucht.
Man kann also getrost den Huflattich weitersammeln und als Bronchienheilmittel anwenden. Frau Dr. med. Veronika Carstens, die Frau des ehemaligen Bundespräsidenten und Vorsitzende der Naturärztevereinigung, drückte es so aus: „Wenn Huflattich verboten wird, pflanze ich Huflattich in meinem Garten an.“
Fußnoten
1 Der Fieberstrauch ist ein aromatisch duftendes Lorbeergewächs, aus dessen Zweigen die Waldlandindianer einen schweißtreibenden Tee gegen Viruserkrankungen wie fiebrige Erkältungen und Masern kochten.
2 WARNUNG! Bilsenkraut und
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