Mit Pflanzen verbunden
und die Worte klangen wie nachgeplappert. Anstatt eines Kojoten hätte der Schelm vielleicht wenigstens ein Fuchs sein sollen, und in Europa kommt aus dem Süden kein Regen, sondern trockene Hitze. Ja, und Büffel oder besser gesagt Wisente hat es hier bei uns einst schon gegeben, aber heute ist uns die Wildsau oder der Hirsch als Krafttier sicher näher. Trotz geführter Meditation erschien keine Gottheit, kein magisches Tier in gemeinsam erlebter Vision. Im Gegenteil, das ständige Gequatsche störte nur, es ließ keine echte Meditation, keine wahre Versenkung in die Tiefen der geistigen Dimension zu. Aber auch ich selbst war während dieses Rituals nicht zentriert; mein Ego plusterte sich auf und prahlte mit indianischen Weisheiten, die es gar nicht besaß. Zudem zog kalte Luft durch die Ritzen der schlecht abgedichteten Schwitzhütte, so dass ich teils schwitzte, teils fror. Es herrschte also leider kein guter Geist in der Sache.
In der Morgendämmerung rollte ich anschließend im taunassen Wiesengras, um mich abzukühlen. Da geschah es: Eine Zecke biss sich unter meinem Bauch fest. Bemerkt habe ich das Spinnentier aber erst zwei Tage später. Es hatte mich in einer immungeschwächten Situation erwischt, denn ich war damals überarbeitet, übermüdet und gestresst. Bald darauf formte sich der typische rote, wandernde Ring, das so genannte Erythema migrans (Wanderröte), das erste Symptom der Lyme-Borreliose. Auch sonst fühlte ich mich nicht wohl, war schlapp und reizbar; bald bekam ich Kopfschmerzen, konnte schlecht schlafen, und der Lymphknoten in der Leiste schwoll etwas an. Dr. Häringer, ein bekannter Arzt, der sich sonst sehr für die Phytotherapie engagiert, diagnostizierte Lyme-Borreliose und redete mir eindringlich ins Gewissen: „Bei der Borreliose hört es mit den Kräutern auf, hier helfen nur Antibiotika – und zwar massiv!“ In drastischen Bildern malte er mir den Verlauf der durch Zeckenbiss übertragenen Ansteckung mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi aus: Wenn man nicht sofort mit einer Antibiotikakeule anrückte, werde es im zweiten Stadium der bakteriellen Infektion zu neurologischen Ausfällen, Lähmungen und Arthritis (Gelenkentzündung), eventuell auch zu Gehirnhautentzündung oder Karditis (Herzentzündung) kommen. Im dritten Stadium könne man im Rollstuhl landen, weil die Gelenke versagen, und im Endstadium könne es zu Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie), wandernder Gelenkentzündung, Hirnnervenausfall und sogar schweren Psychosen kommen. Das Bakterium sei eine dem Syphiliserreger (Treponema pallidum) verwandte schraubenförmige Spirochäte. Und wie die schreckliche Geschlechtskrankheit verlaufe auch die Borreliose rezidivierend, das heißt, die Krankheit tritt in immer wiederkehrenden Schüben auf. Dabei setzen die Symptome zeitweilig aus, so dass der Patient glaubt, er sei auf dem Weg der Heilung, nur um dann noch heftiger zurückzukehren.
Diese Aussichten waren natürlich erschreckend. Im Allgemeinen kuriere ich meine Leiden vor allem mit Kräutern, Hitzeapplikation und Schlaf. Was aber sollte ich in diesem Fall machen – schließlich hatte ich eine Familie zu versorgen! Vor Jahren war es bei mir, infolge einer Behandlung mit Antibiotika, zu einer Superinfektion gekommen, an der ich jahrelang schwer zu leiden hatte. Auch grundsätzlich war mir bewusst, dass Antibiotika mit größter Vorsicht zu genießen sind, da ihre Einnahme einen massiven Eingriff in das körpereigene Immunsystem darstellt. Sie zerstören die symbiotische Darmflora, die ein wesentlicher Bestandteil der körpereigenen Abwehr ist; sie erzeugen ein pilzfreundliches Klima im Körper und begünstigen so die Ausbreitung von Candida albicans und anderen Pilzinfektionen, und sie können allergische Reaktionen bis hin zum seltenen, aber lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock auslösen. Das natürliche innere Ökosystem, das den Organismus normalerweise gegen Infektionen schützt, wird durch Antibiotika gestört.
Ich war innerlich hin- und hergerissen. War ich denn etwa paranoid, dass ich nicht die Antibiotikakur machen wollte? War es wirklich so, dass in diesem Fall kein Kraut gegen die Krankheit gewachsen war? Ich hatte das Gefühl, dass die Zeit drängte. Jeden Tag – so stellte ich es mir vor – breiteten sich die Spirochäten weiter aus und würden irgendwann Gelenke, Gehirn und andere vitale Organe befallen. Ich las alles, was ich zum Thema finden konnte. Dabei stieß ich im ärztlichen
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