Mit Pflanzen verbunden
Erkrankungen zur Stärkung auf den Körper, hängen die getrocknete Wurzel den Kindern als Amulett um den Hals, um Nachtgeister zu vertreiben, rauchen das Wurzelpulver mit anderen Kräutern gemischt in ihren Pfeifen oder legen es während der Schwitzhüttenzeremonie mit auf die heißen Steine. Es ist eine heilige Pflanze. Krieger flochten die duftenden Blätter einst in ihre Haare und in die Mähnen ihrer Pferde. Die Teton-Dakota rieben sich die gekauten Wurzeln ins Gesicht, um angesichts des Feindes Ruhe zu wahren und die Furcht zu bannen.
Auch die Europäer kannten die magische Schutzwirkung der Pflanze. Sie wurde dem Vieh als Schutz gegen Verhexung gegeben, und als quasi heilige Pflanze streute man sie auf den Weg, auf dem die Fronleichnamsprozession entlangzog.
Vor allem aber ist die Deutsche Magenwurz ein Mittel bei hartnäckigen Krankheiten des Magen-Darm-Trakts, einschließlich der Leber, Galle, Milz und Bauchspeicheldrüse. Die große Kräuterfrau Maria Treben berichtet, dass ihre Mutter schwer krank war. Als der Arzt Darmkrebs diagnostizierte, war Maria Treben mehr als bestürzt, sie war kaum fähig ihrer Arbeit nachzugehen. Sie ging früh ins Bett und grübelte über die hoffnungslose Situation nach. Um sie abzulenken, stellte ihr Mann ein Kofferradio neben ihr Bett und schaltete es ein. Die Stimme im Rundfunk sagte: „Hier spricht der Hausarzt. Mit Kalmuswurzel wird jede Magen- und Darmstörung geheilt. Sie kann noch so hartnäckig, veraltet oder bösartig sein. Man nimmt eine Tasse kaltes Wasser, gibt einen gestrichenen Löffel Kalmuswurzel hinein, lässt es über Nacht stehen, wärmt es morgens leicht an, seiht ab und trinkt vor und nach jeder Mahlzeit einen Schluck.“ (Treben 2002:28). Ein Pflanzendeva hatte zu der Kräuterfrau gesprochen, hatte ihr Gebet gehört und das Radio als Medium benutzt, um ihr die rettende Botschaft zukommen zu lassen! Die Mutter wurde geheilt. Für meine indianischen Freunde wäre diese Geschichte nichts Außergewöhnliches. Pflanzengeister sind eben Geistwesen und sie können auf vielerlei Art und Weise ihre Botschaften übermitteln, auch über Rundfunk. Aber es braucht eine Medizinperson, eine Schamanin mit reiner Seele, um die Botschaft zu hören.
Vor einigen Jahren kam der Bruder eines befreundeten Luzerner Künstlers zu mir. Er war höchst besorgt. Sein Bruder, sagte er, habe eine Bauchspeicheldrüsenfehlfunktion, er sei ganz apathisch und werde nicht mehr lange zu leben haben. Da erinnerte ich mich an Maria Trebens Geschichte und grub eine Menge Kalmuswurzeln an unserem Teich aus. Diese sollte er einnehmen, dazu schlug ich vor, noch Brennnesseltee zu trinken, der ja ebenfalls eine tonisierende 3 Wirkung auf den Pankreas hat. Auch sollte er auf seine Diät achten: viel Obst – insbesondere Papaya – essen, auch Zitrusfrüchte und Rettiche. Dann steckte ich einen Weidenzweig in den Boden und sagte: „Das ist für ihn. Wenn der Baum lebt, wird er leben. An dem Baum kann man erkennen, wie es ihm geht!“ Nun sind etliche Jahre vergangen und der Baum ist prächtig gewachsen. Der Künstler ist wieder in seinem Beruf tätig und, entgegen jeder Erwartung, wohlauf.
Da ich einen großen Teil meiner Kindheit und Jugend in den Wäldern Ohios verbrachte, ist es verständlich, dass viele nordamerikanische Kräuter und Bäume zu meinen Vertrauten zählen. Wenn ich ihnen zufällig in irgendeinem botanischen Garten begegne, dann freue ich mich. Oft kümmern sie vor sich hin, als fehlte ihnen, so fern ihres natürlichen Lebensraumes, die rechte Lebensfreude. Immer aber wecken sie Erinnerungen: Die Papau (Pawpaw, Asimina triloba) , eine Verwandte des Rahmapfels und der Cherimoya, mit ihren süßen, weichen, nach Pudding schmeckenden Früchten erinnert an stickig heiße, subtropische Sommer und an die Palisadenburgen, die wir jungen Waldläufer aus ihren Stämmen an versteckten Stellen im Wald bauten. Der Fieberstrauch ( spicebush , Lindera benzoin ), ein Lorbeergewächs mit aromatischem Holz, der im Winter wie im Sommer am Lagerfeuer einen erfrischenden Tee ergab und dessen rote, feurig scharf schmeckende Beeren als Pfeffer unseren Gulasch würzte. Der Hirschkolben-Sumach (Rhus hirta, R. thyphina) , dessen rote Beeren sauer wie Zitronen schmecken und, in Wasser ausgezogen, eine vorzügliche rosafarbene Limonade ergeben. Erst später bei den Cheyenne erfuhr ich, dass dieser Essigbaum eine heilige Pflanze ist, dessen Blätter mit in die Rauchmischung der Friedenspfeife kommen und
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