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Mit Pflanzen verbunden

Mit Pflanzen verbunden

Titel: Mit Pflanzen verbunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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der als Heilpflanze bei Wunden, schlecht heilenden Geschwüren, Verpilzung, Durchfall, Geschlechtskrankheiten und anderen Leiden verwendet wird (Storl 2004b: 163).
    Noch viele weitere Pflanzen, zu denen ich eine persönliche Beziehung habe, könnte ich auflisten. Etwa den Kaffee strauch (Coffea arabica) , ein Rötegewächs (Rubiaceae) mit dunklen lederigen Blättern, weißen Blüten und dunkelroten Beeren, das ich in Afrika und Ceylon bewundern konnte. Der Kaffee (aus dem arabischen qahwa, „Wein“) beziehungsweise das Koffein, „die beliebteste Droge der Welt“, befreit hirneigene Stimulanzien des zentralen Nervensystems (Rudgley 1999: 175). Folglich wäre ohne „Freund Kaffee“ dieses Buch wohl nicht entstanden. Der Ethnopharmakologe Christian Rätsch nannte mich zu Recht einen „Kaffee-Schamanen“. Für einen Sachsen ist das keine Beleidigung, sondern vielmehr so etwas wie ein Erkannt-worden-sein. Auch beim Lesen dieses Buches wird ein Tässchen Gift – „schwarz wie die Seele, heiß wie die Hölle und süß wie die Sünde“ (Arthur Hermes) – dem Geist auf die Sprünge helfen.
    Da viele meiner Pflanzenfreunde in meinen anderen Büchern vorgestellt wurden, will ich mich hier nicht unnötigerweise wiederholen. Nur einigen meiner wichtigsten Verbündeten möchte ich die folgenden Seiten widmen.

    Fußnoten
    1 Zu diesem Thema siehe: W.-D. Storl: Pflanzendevas (Aarau: AT-Verlag, 2001) und W.-D. Storl: Bekannte und vergessene Gemüse (Aarau: AT-Verlag, 2002)
    2 „Deutsche“ ist in diesem Fall nicht eine Bezeichnung der Nationalität, sondern bedeutet: „volkstümlich“, „allgemein verwendet“.
    3 Fachausdruck der Phytotherapie; wirkt als Tonikum („Kräftigungsmittel“), steigert die Leistungsfähigkeit (den Tonus = Spannung) des betroffenen Organs.

Beinwell
    Als Heilpflanze regt sie stark den Ätherleib zu
regenerativer Tätigkeit an, entsprechend ihrer
eigenen vital-plastischen Natur, hilft aber dabei,
diese Tätigkeit mit gesunden Formkräften zu
durchdringen, dank ihrer Kieselnatur.
    Wilhelm Pelikan

    Kein Zweifel, es kam so, wie es kommen musste: Der Hund rannte vors Rennrad, ich stürzte im hohen Bogen mit voller Wucht auf den Asphalt. Beim Aufprall der Schulter zersplitterte das Schlüsselbein wie eine Glasröhre. Da stand ich nun, unter Schock, neben der Straße und hielt meine linke Schulter. Beim Abtasten spürte ich die Knochensplitter unmittelbar unter der Hautoberfläche. Der Hund war nicht schuld. Nein, es war die ganze verflixte Situation. Nach sechs langen Jahren in Europa und Asien waren Ganga und ich zurückgekehrt, um endlich mal wieder meine Eltern in ihrer gutbürgerlichen deutschen Miniaturoase mitten im amerikanischen Mittelwesten zu besuchen.
    Noch immer trugen wir indische Kleidung, Sari und Kurta-Pyjamas. Wir hatten uns einfach noch nicht wieder an die ungemütliche Enge westlicher Kleidermode gewöhnen können. Wie jede indische Landfrau hatte Ganga einen goldenen Ring im Nasenflügel, rote Glasreifen hingen an den Handgelenken und Silberringe schmückten die Zehen – dabei war sie gar keine Inderin, sondern ein waschechtes amerikanisches Cowgirl. Mit meiner Haartracht und dem langen Rauschebart sprengte ich jede Regel amerikanischen Anstands, und ein OM , das Sanskritzeichen des Urtons der Schöpfung, hatte ich mir auf den Handrücken zwischen Daumen und Zeigefinger eintätowieren lassen. So standen wir vor der Haustür. Eine Mischung aus Wiedersehensfreude und Entsetzen stand meinen Eltern ins Gesicht geschrieben, als sie die Tür öffneten. Unseren Pontiac – ein junger Schweizer hatte ihn uns in San Francisco mangels gültigen Fahrzeugbriefes spottbillig verkauft – mussten wir sofort in der Garage verstecken. Die Nachbarn hätten sonst was zu reden gehabt, wenn sie den alten Straßenkreuzer vorm Haus hätten stehen sehen.
    Nun war ich schon über vierzig und im Gegensatz zu meiner braven Schwester hatte ich weder eine Anstellung noch regelmäßiges Einkommen. Wie ein Narr hatte ich damals meine unkündbare Stelle als Anthropologiedozent gekündigt und war wie Hans im Glück auf Reisen gegangen.
    „Wie soll das weitergehen? Wovon wollt ihr leben?“, wollte der besorgte Vater wissen. Dass wir, dank indischer Weisheitslehren, nun an geistige Führung und die Unabdingbarkeit des Karmas glaubten und uns keine Sorgen machten, konnte ich ihm nicht sagen. Das wäre für ihn ein weiterer Beweis gewesen, dass sein Sohn den Boden der Realität verlassen hatte.
    Dem Alten

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