Mit Resilienz leichter durch den Alltag
Svenja große Anerkennung für ihre Arbeit und ihren Umgang mit Menschen. Sie genießt ihren Bekanntheitsgrad und ihr Ansehen in der Firma und nutzt es gleichzeitig wieder für ihre Arbeit.
Ihr Mann Jens ist nicht so ehrgeizig und so erfolgreich wie sie, kann damit aber gut leben. Schon öfter haben sie durchgespielt, dass es gut funktionieren könnte, wenn Jens beruflich kürzertreten würde für ein Kind. Als ihnen trotz aller Bemühungen eigene Kinder versagt bleiben, kann Jens sich auch damit gut arrangieren. Er richtet sich sein Leben nach seinen Interessen angenehm ein und würde gern die knappe gemeinsame Freizeit einfach genießen. Svenja aber fühlt sich deprimiert und als Versagerin. Sie glaubt, dass ihr etwas Wichtiges fehlt.
Als ihre Schwester sich in ihrer dritten Schwangerschaft sehr schonen muss, zieht Svenja für einige Wochen dort ein. Sie hofft insgeheim, dass sie als coole Ersatzmama von ihren Nichten bewundert wird. Doch die Kinder sind häufig weinerlich, trotzig und wollen zu ihrer Mama. Das enge Zusammenleben ist anstrengender als gedacht. Überall ist Unordnung, nie scheint wirklich Ruhe zu sein. Svenja ist bereits nach einigen Tagen fix und fertig und trotzdem froh, wenn sie zur Firma gehen kann. Die Arbeit empfindet sie als Erholung. Ihr wird klar, dass sie für ein Leben mit Kindern einen hohen Preis bezahlen müsste.
Kommentar
Svenja geht in ihrer Arbeit ganz auf, entwickelt sich dabei auch persönlich weiter und fühlt sich erfüllt und glücklich.
Die Sehnsucht nach Kindern taucht vor allem dann auf, wenn sie andere erlebt.
Das Problem für Svenja lautet nicht Kinderlosigkeit, sondern Neid. Es geht ihr gut in ihrer aktuellen Lebenssituation, erst im Vergleich zu anderen fehlt ihr etwas.
Jens kann nicht nachvollziehen, warum sie sich manchmal frustriert und deprimiert fühlt.
Für Svenja ist es wichtig herauszufinden, welches unerfüllte Bedürfnis wirklich hinter ihrem Kinderwunsch steckt: es ist ihre Sehnsucht, einem anderen Menschen ganz nahe zu sein und sich in ihm wiederzufinden. Das glaubt sie sich mit Kindern erfüllen zu können und zu müssen.
Doch die Wochen in der Familie ihrer Schwester haben ihr gezeigt, dass es keine Garantie gibt, dies über Kinder erfüllt zu bekommen. Im Grunde passen Kinder gar nicht zu ihrem Lebensstil. Die ersehnte Nähe vermisst sie auch bei Jens, dessen Vorstellung von einem bequemen Leben sie nicht teilen kann.
Wenn wir nicht überprüfen, um welche Werte und Bedürfnisse es uns eigentlich geht, landen wir bei funktionalen Lösungen, die uns aber nicht berühren und uns nicht satt machen. Viele haben den beiden schon geraten, doch ein Kind zu adoptieren, um damit das »Problem« zu lösen.
Doch Jens kann gut ohne Kinder leben und Svenja geht es nicht wirklich darum, sich für viele Jahre ihres Lebens auf ein Kind einzustellen. Sie braucht Lösungen dafür, wie sie tiefere Beziehungen pflegt und sich mit Menschen verbindet. Ob sie das mit Jens erfahren kann, steht auf einem anderen Blatt.
Reflexionsfragen
Kennen Sie Ihre Werte? Gehen Sie ihren Sehnsüchten auf den Grund? (Gefühle sind die Kinder der Bedürfnisse – Neid, Angst und Trauer sind Hinweise auf verbesserungswürdige Bereiche Ihres Lebens.)
Produzieren Sie schnell Lösungen, ohne klar zu wissen, worum es Ihnen eigentlich geht?
Wo sind Sie fixiert auf eine ganz bestimmte Lösung, von der Sie nicht einmal sicher sein können, dass es Ihnen wirklich gut geht, wenn sie zu verwirklichen ist? Was verhindert diese Fixierung?
Welche Lösungen, die auf der Hand zu liegen scheinen, sprechen Sie überhaupt nicht an? Wahrscheinlich liegt es daran, dass ihr eigentliches (manchmal auch unbewusstes) Bedürfnis davon nicht gestillt wird.
Übungsvorschläge
Lassen Sie sich Zeit damit herauszufinden, was sie »eigentlich« wollen. Unsere tiefsten Bedürfnisse teilen sich auch uns selbst nicht unmittelbar mit.
Geben Sie sich Raum zum Nachsinnen und Nachspüren, während Sie Ihren Körper mit etwas beschäftigen, was er automatisch kann: radeln, bügeln, gehen … Dann tauchen aus dem Unbewussten Gedankenfetzen auf, die Sie auf ihre tiefen Bedürfnisse hinweisen.
Wenn Sie erst einmal Ihre Werte und Bedürfnisse herausgefunden haben, ist die Lösungssuche ein Prozess voller Überraschungen: Erst jetzt hat ihre Kreativität die Chance, wirklich passende Ideen zu fabrizieren.
Auch andere haben gute Ideen, wenn sie wissen, wofür: Lassen Sie sich »bedienen« mit dem, was andere zu bieten
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