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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Schuld, und dennoch teilten sie alle das gleiche Schuldgefühl. Sie waren nicht klug oder schnell genug gewesen, um die Sache aufzuhalten. Möglich, daß es gar nicht zu ihren Pflichten gehörte, die Sache aufzuhalten – aber sie hatten sie nicht aufgehalten, und indem sie darin versagten, hatten sie nicht nur Paul Tankersley im Stich gelassen, sondern auch Honor Harrington. McKeon fürchtete sich vor dem Augenblick, da er ihr wieder begegnete, Ramirez aber hatte als Pauls Sekundant fungiert. Im Gegensatz zu McKeon oder Venizelos war er mit Paul auf dem Feld gewesen, als Summervale ihn tötete … und sie alle wußten, daß er dem Skipper berichten mußte, wie es abgelaufen war.
    McKeon hatte gehofft, daß sie einander gegenseitig Trost spenden könnten. Statt dessen hatte sich ihr Elend im Kollektiv nur vergrößert, und er wußte, daß es an ihm war, das Beisammensein zu beenden. Aber er konnte einfach nicht. So schmerzlich diese geteilte Trauer auch sein mochte, noch schlimmer wäre es gewesen, seinen Dämonen allein gegenüberzutreten.
    Die Türklingel läutete, und in McKeon flackerte leise Wut auf. Er hatte Anweisung gegeben, nicht gestört zu werden, und welcher Steward auch immer dagegen verstieß, er würde es bereuen.
    Er schlug auf den Türöffnerknopf und drehte sich auf dem Stuhl nach hinten, als die Schottür beiseite glitt. Er spürte förmlich, wie diese leise Wut zu einer Woge des Zorns anschwoll, und versuchte nicht einmal, sich zu zügeln. Bedauern konnte er das Donnerwetter, das er über den Unglückseligen brachte, später immer noch; nun jedenfalls bedurfte sein Schmerz eines Ventils, ganz gleich, wie unfair das sein mochte.
    »Was zum Teufel wollen Sie …«
    Die wütende Frage, die McKeon dem Störenfried entgegenschleudern wollte, verebbte, als die Luke komplett aufgefahren war. Draußen warteten zwei Personen: eine hochgewachsene und doch zierlich wirkende, schwarzhaarige Frau in der Uniform eines Captain Junior Grade, die er noch nie zuvor gesehen hatte, und ein Konteradmiral in einem Kontragravstuhl, den er dank der Bilder aus den Nachrichten sofort wiedererkannte.
      »Admiral Sarnow?«
    McKeon sprang auf und nahm Haltung an, nur einen Augenblick später schlossen sich Venizelos und Ramirez ihm an. Verwirrung erfüllte ihn. Mark Sarnow war Patient im Basingford Medical Center, dem großen Flottenkrankenhaus auf Manticore, wo er seine Verwundungen auskurierte. Es mußte noch Wochen dauern, bevor er es verlassen durfte; jeder wußte das.
    »Bitte, Gentlemen, setzen Sie sich.«
    McKeon ließ sich auf den Stuhl zurücksinken. Sarnows normalerweise melodischer Tenor klang rauh und brüchig, und Krankenhausbleiche überlagerte seinen dunklen Teint. Aus seinen grünen Augen hingegen sprach nicht die Spur von Schwäche. Über seinen Beinstümpfen war eine helle Decke festgesteckt, und als der Captain den Stuhl in die Abteilung manövrierte, erblickte McKeon ein kompliziertes medizinisches Kontrollinstrument auf dem Rücken des Admirals. Solche Instrumente hatte er schon früher zu Gesicht bekommen. Sarnows Fortbewegungsmittel mochte kein vollgültiger Lebenserhaltungsstuhl sein, aber es kam einem solchen verflixt nahe.
    »Es tut mir leid, Sie zu stören«, sagte der Admiral, als der Captain ihn neben dem Tisch abgestellt und die Hände hinter dem Rücken gefaltet hatte, »aber Captain Corell hier …« – er deutete über die Schulter auf die Schwarzhaarige – »hat Ihnen etwas zu berichten. Sie tut dies auf meine Anweisung. Daher übernehme ich die Verantwortung dafür, und deshalb bin ich hier zugegen.«
    McKeon verbiß sich die Fragen, die ihm auf der Zunge lagen. Was konnte wohl so wichtig sein, daß Sarnow das Krankenhaus verließ? Und woher hatte er gewußt, wo sie zu finden waren? Und …
    Er holte tief Luft. Sarnow war ein Admiral – wenn er jemanden finden wollte, dann verfügte er über die dazu nötigen Mittel. Was viel mehr zählte, war die Frage, weshalb er sie überhaupt gesucht hatte, und McKeon sah Venizelos und Ramirez an. Die Überraschung hatte alle drei aus dem Nebel ihres Elends geholt, aber die beiden anderen sahen so verwirrt aus der Wäsche, wie McKeon sich fühlte. Sarnow grinste, als er ihre Gesichter sah. Um ein besonders kräftiges Grinsen handelte es sich nicht gerade, und auf seinem grimmigen, angespannten Gesicht wirkte es fehl am Platze, und doch lag ein Schimmer echter Amüsiertheit darin. Sarnow winkte Captain Corell zu.
    »Captain McKeon, Colonel Ramirez,

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