Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
riskieren, wenn sie dadurch nur gewissen … Dingen entkam, überlegte sie mit grimmigem Ausdruck auf dem wunderschönen Gesicht (das so schön war, wie man es per Bioskulpt nur kaufen konnte. Sie hatte ihren Namen, ihr Gesicht und ihre Stimme aus der Transaktion herausgehalten. Die Angelegenheit hatte sie über Strohmänner abgewickelt – und mit Vorbedacht einen Spezialisten gewählt, der nicht darauf bestand, genau zu wissen, wer seine Patienten waren).
    Sie ging im Geiste ihren Plan noch einmal durch. Der frischgebackene Earl von North Hollow setzte ein beinahe kindisches Vertrauen in die Sicherheitssysteme seines Büros. Nun, sie waren in der Tat sehr gut. Sakristos wußte dies sehr genau, denn schließlich war sie diejenige, die sie für seinen Vater installiert hatte. Der einzige Weg, von außen einzudringen, bestand in roher Gewalt, und dann würden all die interessanten Aufzeichnungen und Akten und die Macht, die sie bedeuteten, vernichtet. Nein, Sakristos wollte nur eine einzige, ganz bestimmte Akte entfernen – nämlich ihre eigene –, ohne die anderen zu beschädigen. Das mochte sehr anspruchsvoll klingen, doch kannte Pavel Young sein Sicherheitssystem leider nicht in allen Einzelheiten. Als sie es einrichtete, hatte sie ihn als Nachfolger seines Vaters in den Computer eingegeben, als autorisiert, auf das System zuzugreifen, sobald der alte Earl nicht mehr wäre. Das wußte Pavel; er wußte jedoch nicht, daß Georgia Sakristos als Ersatz aufgeführt war – mit Befehlsgewalt für den Fall, daß er unerreichbar, handlungsunfähig oder … tot wäre.
    Sie hatte nur eine Nacht durchstehen und ihre blauen Flecke betrachten müssen, um zu wissen, daß selbst Gefängnis besser wäre als eine lebenslange Strafe als Pavel Youngs ›Geliebte‹. Noch immer war sie außerdem die Leiterin seiner Sicherheitskräfte. Normalerweise wäre niemand so dämlich gewesen, diese beiden ›Aufgaben‹ in einer Person zu kombinieren – aber Sakristos wußte genau, wieso Pavel Young sich deswegen keine Gedanken machte. Dabei spitzte sie unwillkürlich die Lippen, denn sie hätte am liebsten ausgespuckt. Für Pavel Young waren andere Menschen nicht wirklich real. Das galt ganz besonders für Frauen, aber auch für jeden anderen Menschen. Young lebte in einem Universum, das von lebensgroßen Pappfiguren bevölkert wurde, von wie Menschen geformten Dingen , die nur zu seinem Nutzen existierten. Er nahm sie nicht als Menschen wahr, die ihm etwas übelnehmen konnten – oder die auch nur das Recht besaßen, ihm etwas übelzunehmen. Er war viel zu sehr beschäftigt dazu, ihnen alles Mögliche anzutun, als jemals darüber nachzudenken, was sie ihm antun könnten, wenn sie je Gelegenheit dazu erhielten.
    Er besaß in dieser Hinsicht einen mentalen blinden Fleck, den er nicht begriff und schon gar nicht heilen konnte, trotz des Ausgangs seiner Fehde gegen Honor Harrington. Die gleiche unglaubliche Arroganz machte ihn blind gegenüber der Gefahr, seine Sicherheitschefin zu krankhaften Sexspielchen zu zwingen. Georgia Sakristos rief noch einmal die Dateien auf ihren Bildschirm und grinste häßlich, als der Bestätigungscode blinkte. Der Idiot hatte die Dateien nicht einmal aufgerufen, um sich zu vergewissern, wer im Falle seines Todes die Befehlsgewalt übernahm. Selbstverständlich war er nach manticoranischen Maßstäben noch immer ein junger Mann. Ohne Zweifel wähnte er, noch genügend Zeit zu besitzen, um seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Sakristos streckte die Hand vor und gab mit steinharten Fingern einen Comcode in das Terminal.
     
    Ohne wirklich etwas zu sehen, starrte Alistair McKeon in seinen Drink. Das Eis war schon lange geschmolzen, und der Whiskey schwamm auf einer kristallklaren Schicht aus Wasser. Das war egal. Im Moment erschien ihm eigentlich alles recht egal.
    Mit ihm am Tisch saßen Andreas Venizelos und Tomas Ramirez, beide genauso schweigsam wie er, die Augen mit gleicher Beharrlichkeit auf nichts gerichtet. Die kleine, private Abteilung im Offizierskasino von Hephaistos war schier angefüllt mit gelähmtem Schweigen.
    Keine gute Idee, hierher zu kommen , dachte McKeon und spürte die Leere in sich. Er hatte den Vorschlag gemacht, aber er hätte es wohl besser seingelassen. Seine Kajüte an Bord der Prince Adrian war ihm wie ein Grab vorgekommen, hatte ihn geradezu erstickt, und für die anderen mußte es mindestens ebenso schlimm sein. Besonders für Ramirez. Keiner von ihnen trug irgendwelche

Weitere Kostenlose Bücher