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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Königin Elisabeth. Der Herzog von Cromarty sandte ihr eine steifere, offizieller klingende Botschaft, aber das Beileid in seiner Stimme war echt. Dann kamen weitere: von Admiral Caparelli im Namen der Raumlords, von Lady Morncreek, von Pauls Kommandeur, von Ernestine Corell und Admiral Sarnow … sogar von Dame Estelle Matsuko, Ihrer Majestät Residierende Kommissarin für Planetare Angelegenheiten auf Medusa, und von Konteradmiral Michel Reynaud, dem Kommandeur des Astro-Lotsendienstes im Basilisk-System.
    Sie schmerzten. All diese Beileidsbekundungen schmerzten; jede einzelne erinnerte Honor an ihren Verlust, aber nun vermochte sie den Schmerz zu bewältigen. Mehrmals mußte sie innehalten und ihre Tränen trocknen, aber sie arbeitete sich bis zum Ende vor, und als sie zwei Drittel hinter sich gebracht hatte und aufsah, fand sie neben ihrem Ellbogen eine Tasse mit dampfendheißem Kakao. Mit einer Miene, in die sich Zartheit und Schmerz mischten, sah sie die Gabe an und wandte den Kopf, bevor MacGuiness unbemerkt in die Pantry zurückschleichen konnte.
    »Mac«, sagte Honor leise.
    Er erstarrte und drehte sich zu ihr um. Honor verkrampfte sich. Er trug einen abgewetzten alten Bademantel über dem Schlafanzug. In all den Jahren, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit, hatte sie ihn niemals ohne Uniform gesehen. Sein Gesicht wirkte alt und abgespannt – und gebrechlich. So gebrechlich: In seinen Augen stand die Furcht vor der Hoffnung. Honor streckte ihm die Hand entgegen.
    MacGuiness trat näher und ergriff sie, und Honor drückte ihm fest die Finger.
    »Danke, Mac. Ich weiß nicht, wie ich mich bedanken soll.« Sie sprach so leise, daß er sie kaum verstehen konnte, aber sie sprach wieder mit ihrer eigenen Stimme, und sie dankte ihm für mehr als für eine Tasse Kakao. Seine rotgeränderten Augen glänzten plötzlich mit verdächtiger Feuchtigkeit, und er senkte den Kopf und erwiderte den kräftigen Händedruck.
    »Gern geschehen, Ma’am«, brachte er hervor, räusperte sich, straffte die Schultern und drohte ihr mit dem Finger. »Sie bleiben, wo Sie sind«, befahl er. »In einer Viertelstunde habe ich Ihr Frühstück fertig. Sie haben auch so schon genug Mahlzeiten versäumt.«
    »Jawohl, Sir«, antwortete sie demütig, und das Zucken seines Mundes, als er sich gegen den Drang zum Lachen wehrte, erfüllte sie mit einem lange nicht mehr gekannten Gefühl der Wärme.
     
    Honor beendete ihr üppiges Frühstück und tupfte sich mit der Serviette den Mund ab. Eigenartig, aber sie konnte sich an keine einzige Mahlzeit zwischen der letzten auf Grayson und diesem Frühstück erinnern. Sie mußte gegessen haben, aber ihr Gedächtnis blieb vollkommen leer, wenn sie versuchte, die Erinnerungen daran zurückzurufen. Erneut durchfuhr sie ein tiefes Gefühl der Schuld, als ihr klar wurde, wie sie MacGuiness behandelt haben mußte. Aber da machte Nimitz einen leisen Laut, der fast so klang wie ein Schelten, und Honor lächelte ihn über den Tisch hinweg an.
    »Das war großartig, Mac. Vielen Dank.«
    »Ich freue mich, daß es Ihnen geschmeckt hat, Ma’am, und …«
    Der Steward unterbrach sich und trat an das summende Comterminal. »Kajüte der Kommandantin, Chief Steward MacGuiness am Apparat«, meldete er sich.
    »Ich habe einen Comanruf für den Captain, Chief«, antwortete Commander Monets Stimme. »Von Admiral White Haven.«
    Honor erhob sich und rief: »Stellen Sie ihn bitte durch, George.« Der Signaloffizier wartete, bis sie in den optischen Erfassungsbereich des Terminals kam. Sie glaubte zu bemerken, daß er sich ein wenig erleichtert entspannte, als er ihren Gesichtsausdruck sah, aber er nickte nur.
    »Selbstverständlich, Ma’am. Schalte jetzt um.«
    Sein Bild verschwand und wurde durch das Gesicht des Admirals ersetzt. White Havens blaue Augen glitzerten entschlossen, aber sein Gesicht war ruhig, und er nickte Honor höflich zu.
    »Guten Morgen, Dame Honor. Bitte entschuldigen Sie, daß ich Sie so früh an Ihrem ersten Morgen im System störe.«
    »Sie stören mich nicht im geringsten, Sir. Wie kann ich Ihnen dienen?«
    »Ich rufe aus zwo Gründen an. Zum einen möchte ich Ihnen mein Beileid persönlich aussprechen. Captain Tankersley war ein großartiger Mensch und fähiger Offizier. Sein Tod bedeutet einen Verlust nicht nur für die Navy, sondern für jeden, der ihn kannte.«
    »Vielen Dank, Sir.« Honors Sopran klang nur ein wenig belegt, und White Haven gab vor, nicht zu bemerken, daß sie sich räuspern

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