Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Handpfoten der mittleren Beine packte er die Kante und schwenkte sich herum, daß er mit einem vernehmlichen ›Wumms‹ aufs Deck aufschlug. Als Blitz aus grauem und cremefarbigem Fell verschwand er unter dem Kaffeetischchen. Honor hörte ihn jubilierend blieken: sein Triumphschrei darüber, daß ihm die Flucht mitsamt Beute gelungen war.
    »Na gut, Stinker, du hast gewonnen«, sagte sie und ging auf dem Teppich auf Hände und Knie, um unter den Tisch sehen zu können. Er schnurrte laut und selbstgefällig und kaute dabei demonstrativ an beiden Selleriestengeln gleichzeitig. Die Käsefüllung hing ihm in Fäden von den Schnurrhaaren. Mit einer Handpfote kämmte er sie sauber, und Honor drohte ihm mit dem Finger. »Andererseits«, fuhr sie düster fort, »wissen wir beide genau, was das mit deinem Appetit aufs Abendessen anrichtet, also jammere mir nichts vor, wenn …«
    Das Com klingelte, und sie unterbrach sich und richtete sich auf. Unglücklicherweise befand sich ihr Kopf noch unter der Kante des Kaffeetischchens, und sie schlug sich hart den Schädel an. Der kurze Zopf fing den Aufprall zum Teil ab, aber nicht genug, um zu verhindern, daß sie sich recht abrupt auf den Teppich setzte.
    Das Signal ertönte erneut, und Honor erhob sich, über den Hinterkopf reibend, auf die Knie, als MacGuiness aus der Pantry herbeigeeilt kam. Der Steward blieb stehen, und der schwache, immerwährend besorgte Ausdruck, den er einfach nicht von seinem Gesicht verbannen konnte, verschwand für einen Augenblick. Er und Nimitz kannten sich schon so lange, daß es keines Genies bedurfte, um zu erraten, was vorgefallen war.
    MacGuiness räusperte sich und schüttelte den Kopf, dann ging er weiter zum Com. Honor blieb noch eine Sekunde auf den Knien und lächelte liebevoll den Rücken des Stewards an. Als er den Annahmeknopf drückte, rappelte sie sich auf.
    »Kajüte der Kommandantin, Chief MacGuiness am Apparat«, meldete er sich und bedachte Honor mit einem schwer geprüften Blick.
    »Signaloffizier vom Dienst«, antwortete eine andere Stimme. »Steht der Captain zur Verfügung, Chief? Ich habe ein Gespräch vom Flaggschiff für sie.«
    »Einen Moment, Lieutenant Hammond«, antwortete MacGuiness und trat zur Seite, als Honor, die sich noch immer den Hinterkopf rieb, ans Com ging. Der Lieutenant auf dem Bildschirm erblickte sie und räusperte sich. »Ein Anruf vom Flaggschiff, Skipper. Es ist der Admiral.«
    »Vielen Dank, Jack.« Honor schob einige auf Abwege geratene Haarsträhnen an Ort und Stelle und fuhr rasch mit den Händen über die Uniform, dann setzte sie sich und nickte. »Stellen Sie ihn bitte durch.«
    »Jawohl, Ma’am.«
    Lieutenant Hammonds Gesicht verschwand und wurde von dem Antlitz Admiral White Havens ersetzt. Honor lächelte ihn an.
    »Guten Tag, Sir. Was kann ich für Sie tun?«
    »Captain.« White Haven nickte ihr zu, dann warf er einen Blick auf MacGuiness, der am Rande des Aufzeichnungsbereichs gerade noch sichtbar war. Der Steward begriff den Hinweis und zog sich zurück; der Admiral wandte sich wieder Honor zu.
    Eine Weile musterte er sie schweigend, und was er sah, machte ihn zufrieden und zugleich besorgt. Der nackte, verletzte Ausdruck war aus ihrem Gesicht verschwunden, aber ihre ruhige Aufmerksamkeit konnte ihn nicht täuschen, denn die Wahrheit zeigte sich in ihren Augen: Die großen, expressiven Augen enthüllten jedem, der wußte, wonach er suchen mußte, ihre wahren Gedanken, so maskenhaft ihre Miene auch sein mochte. In ihnen waren Härte und ein Funkeln, das gleich unter der Oberfläche verborgen lag. White Haven aber bemerkte es und fragte sich, wie sie wohl auf das reagierte, was er ihr zu sagen hatte.
    »Ich rufe nicht offiziell an, Dame Honor«, erklärte er. Sie legte den Kopf leicht schräg und hob eine Augenbraue; er atmete ein und hoffte, daß sie seine Anspannung dabei nicht bemerkte. Dann stürzte er sich ohne weiteres Vorgeplänkel in den Kampf.
    »Sicherlich ist Ihnen klar, daß jeder von Ihrem Treffen mit Summervale weiß.« Ihre Augen verhärteten ein wenig, aber sie nickte. »Ich bin mir bewußt, daß die Einzelheiten solcher Angelegenheiten eigentlich vertraulich behandelt werden sollen, aber die Forderung wurde ja nun doch … wie soll ich sagen – öffentlich überbracht. Man hat mich soeben darüber in Kenntnis gesetzt, daß die Medien ebenfalls davon erfuhren und Reporter aller großen Sender und Zeitungen beabsichtigen, dem Duell beizuwohnen.«
    Honor sagte kein Wort, aber

Weitere Kostenlose Bücher