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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sie verkrampfte auf dem Schreibtisch die Hand. White Haven fuhr fort:
    »Darüber hinaus haben die Bemerkungen, die zwischen Ihnen und Summervale im Dempsey’s ausgetauscht wurden, etwas hervorgerufen, was ich nur als Skandal bezeichnen kann, Dame Honor. Über den genauen Wortlaut herrschen unterschiedliche Ansichten, aber man ist sich allgemein einig, daß Sie ihn bewußt provoziert haben, damit er Sie fordert.«
    Er hielt inne, und sie nickte schweigend. Er wußte nicht genau, ob das Nicken nun Zustimmung oder nur Bestätigung bedeutete, und rieb sich über die Stirn, eine ungewohnte, nervöse Geste. Das würde noch schlimmer werden, als er befürchtet hatte, und als er das Wort wieder ergriff, klang sein Bariton ruhig, aber eindringlich.
    »Dame Honor, ich finde nicht, daß jemand, der seine Sinne beisammen hat, Sie dafür kritisieren wird oder kann. Sowohl Summervales Reputation als auch die Tatsache, daß er seinerseits Captain Tankersley dazu verleitete, ihn zu schlagen, sind allgemein bekannt, und dennoch kann ich nicht sagen, daß ich mich über die Konfrontation freue. Ich stehe Duellen ganz allgemein ablehnend gegenüber, und der Gedanke, daß Sie einem Berufsmörder auf dessen eigenem Terrain gegenübertreten, gefällt mir ganz und gar nicht. Nach dem Gesetz steht Ihnen dieses Recht selbstverständlich zu.« Ihr Blick weichte sich ein wenig auf, und White Haven wappnete sich innerlich gegen ihre Reaktion auf das, was er als nächstes sagen mußte.
    »Unglücklicherweise haben einige Mitarbeiter der Medien auch aufgeschnappt, was Sie dem Earl von North Hollow vorwerfen.« Er schwieg, und seine blauen Augen’baten um – nein, verlangten nach einer Antwort.
    »Das überrascht mich nicht, Sir«, sagte Honor. Er zog die Stirne kraus und rieb sich darüber, und Honor spürte die Eindringlichkeit seines forschenden Blickes.
    »Ich hegte keinen Zweifel, daß Sie nicht erstaunt sein würden, Captain«, sagte er schließlich. »Was ich von Ihnen beantwortet haben möchte, ist vielmehr die Frage, ob Sie beabsichtigten , daß die Medien davon erfahren.«
    Honor überlegte einen Augenblick, dann zuckte sie mit den Schultern.
    »Jawohl, Sir, das habe ich«, sagte sie ruhig.
    »Und wieso?« fragte er ohne Umschweife. Seine Stimme war rauh, entweder vor Sorge oder Verärgerung, aber Honor wich nicht vor ihm zurück.
    »Weil der Vorwurf zutrifft, Sir. Pavel Young hat Summervale engagiert, um Paul Tankersley und mich zu töten. Er hat ausdrücklich angeordnet, daß zuerst Paul getötet werde – zum einen, da er ihn dafür haßte, daß Paul ihn ›verriet‹, indem er sich mit mir einließ, aber vor allem, weil er mich bestrafen wollte.«
    »Wissen Sie überhaupt, was Sie da sagen, Dame Honor? Sie beschuldigen einen Peer des Reiches, einen Mörder bezahlt zu haben.«
    »Jawohl, Sir, das weiß ich.«
    »Verfügen Sie über Beweise, um diese Behauptungen zu belegen?« verlangte er zu wissen.
    »Jawohl, Sir. Ich verfüge über Beweise«, antwortete sie ohne jede Regung in der Stimme. White Haven riß die Augen auf.
    »Warum haben Sie diese Beweise dann nicht den Behörden vorgelegt? Duelle sind zwar legal, aber nicht, einen professionellen Duellanten zu engagieren, damit er einem die Feinde tötet!«
    »Ich habe mich nicht an die Behörden gewandt, weil mein Beweis in einem Strafprozeß nicht zulässig wäre, Sir.«
    Er runzelte die Stirn noch tiefer, und Honor sprach ruhig weiter: »Doch abgesehen davon ist er absolut eindeutig. Summervale hat seine Komplizenschaft vor Zeugen gestanden.«
    »Wer sind diese Zeugen?« fragte White Haven scharf. Honor hingegen schüttelte nur den Kopf.
    »Es tut mir leid, Sir, aber bei allem schuldigen Respekt muß ich die Beantwortung dieser Frage ablehnen.«
    White Haven verengte die Augen zu Schlitzen, und Honor fand es schwer, unter dem Gewicht seines Blickes ihren unbeteiligten Gesichtsausdruck beizubehalten.
    »Ich verstehe«, fuhr er nach kurzer, bedeutungsschwerer Pause fort. »Dieser Beweis – bei dem ich davon ausgehe, daß es sich um eine Aufzeichnung irgendwelcher Art handelt –, dieser Beweis also wurde unter nicht gerade legalen Begleitumständen erlangt, und Sie beschützen denjenigen, der ihn beschafft hat, richtig?«
    »Sir, mit allem Respekt verweigere ich die Beantwortung dieser Frage.«
    White Haven schnaubte, aber er verfolgte das Thema nicht weiter. Erleichtert atmete Honor tief durch, nur um sich erneut zu versteifen, als er sich mit steinerner Miene zu seinem

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