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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Luft.
    »Jedoch kann ich Manticore nicht guten Gewissens verlassen, wenn ich mich vorher nicht einer der schwierigsten Pflichten entledige, die jeder Peer Ihrer Majestät, diesem Haus und dem Reich schuldet. Präzise gesagt, Mylord und Myladys, ist es meine traurige Pflicht, Sie in Kenntnis zu setzen, daß einer der Angehörigen dieses Hauses durch eigenes Verschulden nicht nur unter Beweis stellte, daß er nicht würdig ist, in Ihren Reihen zu sitzen, sondern sich auch zu einem Schandfleck auf der Ehre des Königreichs gemacht hat.«
    Jemand stieß einen abgehackten Ruf des Unglaubens hervor, als könnte er nicht glauben, daß sie die Stirn besaß zu tun, was sie tat. Doch Honors ruhige, deutliche Stimme wirkte wie ein Zauberbann. Die Peers wußten, was kommen, was sie sagen würde, und trotzdem vermochte kein einziger, sich zu rühren. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als sie sitzend anzustarren. Honor spürte die Macht des Augenblicks wie Feuer durch ihre Adern rauschen. »Mylords und Myladys, unter Ihnen sitzt ein Mann, der ein Mordkomplott in Szene gesetzt hat, statt seinen Feinden persönlich gegenüberzutreten. Ein Möchtegern-Vergewaltiger, ein Feigling, ein Mann, der einen professionellen Duellanten bezahlt hat, um jemanden töten zu lassen. Ein Mann, der erst vor zwei Tagen Mörder in ein vollbesetztes Restaurant geschickt hat, um jemanden ermorden zu lassen, und dessen Plan um ein Haar Erfolg gezeigt hätte.« Der Zauberbann ließ allmählich nach. Peers erhoben sich von ihren Plätzen, protestierende Stimmen wurden laut, aber Honors Sopran schnitt wie ein Messer durch den Tumult – ihre Augen blieben auf Pavel Young fixiert.
    »Mylords und Myladys, ich beschuldige Pavel Young, den Earl von North Hollow, des Mordes und des Mordversuchs. Ich bezichtige ihn des gefühllosen und unverzeihlichen Machtmißbrauchs, der Feigheit vor dem Feind, der versuchten Vergewaltigung, und nicht nur des hohen Amtes unwürdig zu sein, das er innehat, sondern es nicht zu verdienen, am Leben zu sein. Ich bezeichne ihn als Feigling und als Abschaum, der nicht einmal der Verachtung jedes ehrenwerten und aufrechten Untertanen dieses Königreichs wert ist, deren Ehre schon dadurch gekränkt wird, daß er unter ihnen lebt. Daher fordere ich ihn vor Ihnen allen, mir auf dem Feld der Ehre gegenüberzutreten, auf daß er ein für allemal für seine Taten bezahlt!«
     

31
    »Na, sie gibt sich ja wirklich nicht mit Halbheiten zufrieden, was?« Verbitterte Belustigung klang in der Stimme William Alexanders mit, und der Herzog von Cromarty zwang den übermächtigen Drang nieder, ihn anzufahren. »Kann man wohl sagen«, brummte er statt dessen. Ärgerlich schüttelte er den Kopf, trat an die Schiebetür des Balkons und öffnete sie. Alexander folgte ihm in die windige Dunkelheit. Dann standen die beiden schweigend nebeneinander, dreihundert Stockwerke über den Straßen von Landing. Die Positionsleuchten von Flugwagen zogen wie regenbogenfarbige Seifenblasen unter dem riesigen Mond vorbei. Vom Mondlicht silbern gefärbte und mit schwarzen Streifen durchzogene Wolkenbänke sammelten sich und kündeten Regen an. In der Ferne am Ostrand der Welt blitzte es. Unten glitzerten die Lichter der Hauptstadt. Rinnsale aus Licht eilten die Flanken anderer Türme hinauf und sahen aus wie die sorglos verstreuten Juwelen einer Elfenkönigin. Der Premierminister starrte sie an, als verberge sich hinter ihrer Schönheit eine Antwort.
    Doch vergeblich. Honor Harrington hatte ihm die Ereignisse vollkommen aus den Händen gerissen. Königin Elisabeth mochte verboten haben, Druck auf Harrington auszuüben, aber Cromarty hatte gewußt, was bevorstand. Die Zivilregierung und die Navy hatten konspiriert, um Harrington von North Hollows Kehle abzuhalten, aber obwohl die Chancen so schlecht für sie standen, hatte sie es geschafft, zu ihm vorzudringen.
    »Weißt du«, brach Alexander endlich in der Dunkelheit das Schweigen, »ich kann immer noch nicht glauben, daß sie diese Dreistigkeit besaß.«
    »Ich bezweifle, daß North Hollow das geglaubt hätte.« Cromarty lehnte sich ans Geländer, sog kühle Nachtluft ein und ließ sich von der Brise das Haar zerzausen.
    »Wenn er was geahnt hätte, wäre er wohl kaum dagewesen«, pflichtete ihm Alexander bei. Der Lordschatzkanzler stand neben seinem politischen Anführer und Mentor, spähte hinunter auf die Lichtströme und schüttelte den Kopf. »Nur ganz unter uns, Allen – sie ist im Recht, weißt du«, sagte er

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