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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sie.
    Und nun war er ein toter Mann.
    Er hatte sich zwar für das Dreyfus-Protokoll entschieden, aber wer gesehen hatte, wie Harrington Denver niedergeschossen hatte, konnte keine Sekunde lang in Frage stellen, daß sie mehr als einen Schuß brauchen würde, um ihren Feind zu töten. Nur ein kompletter Idiot konnte annehmen, sie würde sich damit begnügen, ihn zu verwunden. Sie wollte ihn töten, und sie würde ihn töten, und wenn sie ihn getötet hatte …
    »Dann ist sie erledigt, Willie«, sagte er schließlich. Seine Stimme war leise vor Trauer, und er trauerte nicht um Pavel Young. »Wenn sie ihn umbringt, beendet ihre Kugel nicht nur sein Leben, sondern auch ihre Karriere. Wir können sie nicht retten. Ich muß ihre Kommandoentbindung sogar selbst beantragen, wenn ich die Progressiven im Oberhaus nicht verlieren will.«
    »Das ist einfach nicht richtig, Allen.« Alexander kehrte der Skyline Landings den Rücken zu und stützte die Eilbogen auf das Geländer. »Hanington ist das Opfer . Es ist doch schließlich nicht ihre Schuld, daß sie auf andere Weise keine Gerechtigkeit erlangen kann.«
    »Ja, das weiß ich.« Cromarty hielt die Augen geschlossen. »Bei Gott, ich wünschte, ich könnte etwas für sie tun – irgend etwas. Aber ich muß eine Regierung aufrechterhalten und einen Krieg führen.«
    »Weiß ich.« Alexander seufzte, dann lachte er leise, traurig und ohne die geringste Spur von Belustigung. »Sogar Hamish weiß das, Allen. Und auch Dame Honor ist sich im klaren, daß sie dir einfach keine andere Möglichkeit gelassen hat.«
    »Dadurch fühle ich mich nur noch mieser.« Der Herzog öffnete die Augen und wandte den Kopf, um Alexander in die Augen sehen zu können. Selbst in der Dunkelheit konnte der jüngere Mann die tiefe Besorgnis auf dem Gesicht Cromartys erkennen. »Verrate mir eins, Willie«, bat der Premierminister des Sternenkönigreichs von Manticore leise, »warum sollte irgend jemand, der nicht wahnsinnig ist, meinen Job haben wollen?«
     
    Lieutenant Commander Rafael Cardones sah auf, als der Brückenlift sich öffnete. Als Wachhabender Offizier beaufsichtigte er die Stammcrew, die an Bord eines Schiffes auf der Anschleppe in der Kommandozentrale Dienst verrichtete, und als die Kommandantin aus dem Lift trat, sprang er rasch auf. Einer der grün uniformierten Waffenträger folgte ihr, stellte sich dann aber ans Schott, nahm Rührt-Euch-Stellung ein und beobachtete seine Gutsherrin, die zum Kommandosessel im Zentrum der Brücke ging.
    Sie bewegte sich langsam, die Hände hatte sie hinter dem Rücken verschränkt, und ihr Gesichtsausdruck war gefaßt und ruhig. Rafael Cardones jedoch kannte sie viel zu gut. Die gleiche Gelassenheit hatte sie auf dem Gesicht getragen, als sie einer entmutigten, widerspenstigen Crew neues Leben eingehaucht hatte – und als sie einen beschädigten Schweren Kreuzer auf den Todeskurs vor die Breitseite eines Schlachtkreuzers führte. Nun war dieser Ausdruck wieder da, am Abend, bevor sie einem Mann, der sie haßte, mit einer Pistole in der Faust gegenübertrat. Cardones fragte sich, wie viele Jahre sie wohl gebraucht hatte, um diesen Ausdruck zu perfektionieren. Wie lang hatte sie benötigt, um zu lernen, ihre Furcht so gut zu kaschieren? Zu erlernen, ihrer Crew Selbstvertrauen einzuflößen, indem sie die eigene Sterblichkeit vor den Leuten verbarg? Und wie lange, wie viele Nächte voller Schmerz und Einsamkeit hatte es gedauert, bis die Kommandantin die Tatsache zu verbergen vermochte, daß sie für die Leute um sie fühlte – viel mehr empfand, als sie sich jemals gestatten durfte?
    Captain Harrington blieb neben dem Kommandosessel stehen. Mit einer Hand strich sie über die Displays und Anzeigetafeln, die in die Ruhepositionen eingefahren waren, wie eine Reiterin ihr geliebtes Pferd streicheln würde. Sie stand neben dem Kommandosessel und starrte in die Tiefen des visuellen Hauptdisplays, und nur ihre Hand bewegte sich, als wäre sie unabhängig vom Rest des Körpers. Cardones aber sah durch Captain Harringtons Maske hindurch den Schmerz in ihren Augen, und plötzlich begriff er.
    Sie nahm Abschied. Nicht nur von der Nike , sondern von der Navy. Unvermittelt erfüllte Cardones Furcht. Furcht um den Captain, aber auch um sich selber. Sie könnte morgen früh sterben, sagte er sich, doch da sprach nur die Stimme des Intellekts, denn sein Herz, seine Gefühle wußten es besser. Pavel Young konnte Captain Harrington nicht töten, allein die Idee war

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