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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zutiefst verblüffte.
    Die RMN unterhielt einen riesigen Jachthafen mit kleinen Segelbooten, und jeder Midshipman mußte sich, ungeachtet der letztendlich angestrebten Spezialisierung, nicht nur auf Segel- und Motorflugzeugen, sondern auch in noch altmodischerer Seemannschaft ebenso qualifizieren wie im Umgang mit Kontragrawehikeln. Immer wieder rümpften Kritiker die Nase über diese Erfordernis als Anachronismus aus der schlechten alten Zeit, als Sternenschiffkommandanten in den Gravwellen des Hyperraums noch ebensosehr nach Instinkt wie nach Instrumenten navigierten, aber so leicht gab die Akademie keine Traditionen preis. Honor glaubte, wie die meisten besseren Schiffsführer der Navy, daß der Umgang mit den alten Fahrzeugen ihr Dinge beigebracht und ein Selbstvertrauen verliehen hatte, wie es kein Simulator vermocht hätte – und damit war noch kein Wort über den Spaß gesagt, den es machte!
    Gleichzeitig mußte sie natürlich zugeben, daß ihr Naturtalent in der Luft, ihr Selbstvertrauen und ihr Verlangen, es unter Beweis zu stellen, sie mehr als einmal in Schwierigkeiten gebracht hatten.
    Sie hatte sich nie absichtlich danebenbenommen, aber Ms. Midshipman Harringtons Neigung, die Instrumente zu ignorieren und sich auf ihr Gefühl zu verlassen, hatte mehrere Ausbilder in zusammenhanglos brüllende und vor Wut schäumende Monstren verwandelt. Senior Master Chief Youngman, die den Jachthafen mit eiserner Hand lenkte, hatte ihr hingegen nicht mehr viel Probleme bereitet, nachdem sie sich einander erst einmal näher bekanntgemacht hatten. Youngman stammte von Gryphon, machte jedoch häufig Urlaub auf Sphinx, um dort zu genießen, was sie als ›echtes Segeln auf richtigem blauem Wasser‹ bezeichnete. Nachdem sie sich persönlich von Honors Fähigkeiten überzeugt hatte, ernannte sie sie zur Hilfsausbilderin.
    In der Flugschule hingegen war es ganz anders gekommen. Im nachhinein teilte Honor die empört-entsetzte Reaktion Lieutenant Desjardins auf ihre unbekümmerte Versicherung, sie benötige keinerlei Instrumente, aber eine erheblich jüngere und impulsivere Honor hatte vor Wut mit den Zähnen geknirscht, als er ihr für einen Monat Flugverbot erteilte, weil sie gleich im ersten Halbjahr bei einem nächtlichen Segelflug sämtliche Schlechtwetterwarnungen und Instrumente ignorierte. Dann, im zweiten Halbjahr, kam es zu jenem Pseudoluftkampf mit Mike, der wirklich ein wenig außer Kontrolle geraten war, wie selbst Honor zugeben mußte. Und, ach ja, dann noch diese außerplanmäßige Kunstflugvorführung über der Regatta. Sie hatte schließlich nicht wissen können, daß Commandant Hartley gerade dabei war zu gewinnen, als sie seine Slup überquerte und dabei zu einer klassischen ›Kubanischen Acht‹ ansetzte. Auf jeden Fall hatte er heftiger als angemessen auf die Übertretung reagiert; dieser Meinung war sie noch heute. Schließlich war es kaum ihre Schuld, wenn Kreskin Control den Luftraum über der Regatta nicht sperrte. Und schließlich hatte sie auch niemandem wirklich Schaden zugefügt – zwischen seiner Mastspitze und ihrer Maschine waren mehr als vierzig Meter Abstand gewesen, und sie hatte ihn nicht aufgefordert, von Bord zu springen – diese Entscheidung hatte er selber zu verantworten.
    Sie mußte kichern, als sie sich an Hartleys Schimpfkanonade erinnerte, aber als sie damals auf sie herniederdonnerte, waren ihr weder das noch der legendäre Hagel an Tadeln, die er ihr verabreichte, sonderlich komisch vorgekommen. Eine Gefahrenwarnung jaulte auf, und sie überprüfte erneut das HUD. Paul war noch immer zu weit entfernt, um sie mit der MG-Kamera ›abzuschießen‹, aber er holte rasch auf. Sie beobachtete, wie er in den Sinkflug ging, um Flughöhe gegen Geschwindigkeitszuwachs einzutauschen, und einen Abfangkurs einschlug. Grinsend justierte sie ihren Griff um den Steuerknüppel und fuhr mit dem Finger über den Luftbremsenschalter. Zugegeben, Paul war gut, sie nun aber wieder lange genug in der Luft, um sich wieder eingewöhnt zu haben, und er rechnete wohl kaum … damit!
    Sie nahm Schub weg und fuhr die Luftbremsen aus.
    Der Bremsabdruck drückte sie ins Gurtnetz. Die plötzlich ausgefahrenen Spoiler bremsten Honors Maschine ab, als hätte sie einen Anker ausgeworfen, und die Tragflächen fuhren automatisch in die T-Position, die höchsten Auftrieb erzielen ließ, denn die Geschwindigkeit fiel so rasch, daß sie gefährlich nah an den Strömungsabriß kam. Dann machte Honor alles noch

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