Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Beschädigungen und schwere Verluste an Menschenleben erlitten, befindet das Gericht Sie mit vier zu zwo Stimmen für schuldig.
    Im vierten Anklagepunkt« – selbst durch sein verzweifeltes Elend hörte Young, wie der Tonfall von White Havens Stimme sich veränderte –, »daß Ihr Handeln den Straftatbestand der Feigheit vor dem Feind erfüllte und auf Ihre persönliche Feigheit zurückzuführen wäre, vermochte das Gericht bei drei Stimmen für Verurteilung und drei Stimmen für Freispruch zu keiner Entscheidung zu gelangen.«
    Lauteres und noch ungläubigeres Keuchen ertönte im Chor, und Youngs Mund zuckte fassungslos. Sie konnten zu keiner Entscheidung gelangen? Das …
    »Im fünften Anklagepunkt«, fuhr White Haven im gleichen Tonfall fort, »daß Ihr Handeln den Straftatbestand der Fahnenflucht erfüllte, wie er in den Kriegsartikeln vierzehn, fünfzehn und neunzehn definiert ist, vermochte das Gericht bei drei Stimmen für Verurteilung und drei Stimmen für Freispruch zu keiner Entscheidung zu gelangen.«
    Pavel Young fühlte, wie sich in ihm zaghaft die Hoffnung rührte. Ein Unentschieden. Sie waren in den beiden Anklagepunkten, die wirklich zählten, die ihn vor ein Erschießungskommando bringen konnten, zu keinem Urteil gelangt! Wie elektrisiert klingelten seine Nerven, und in der Nase hörte er das rauhe Geräusch seines eigenen Atems.
    »Das Unvermögen, zu einem Urteil zu gelangen«, sprach White Haven weiter, »darf nicht als gleichbedeutend mit einem Freispruch wegen erwiesener Unschuld verstanden werden, aber hier hat der Angeklagte Anspruch auf die Annahme der Unschuld. Daher hat das Gericht keine andere Wahl, als den vierten und fünften Anklagepunkt gegen Sie abzuweisen.«
    Schweigend und reglos, wie vom Donner gerührt, saß Honor Harrington auf ihrem Stuhl, gelähmt von einem Schrecken, der in seinem Ausmaß Pavel Youngs Erleichterung entsprach. Schon wieder. Er hatte es schon wieder geschafft. Die ersten drei Anklagepunkte reichten nicht einmal aus, um ihn aus der Uniform zu bekommen – nicht bei dem Einfluß seiner Familie. Halbsold und Tadel, ja. Wie Lady Morncreek versprochen hatte, würde er für immer am Boden bleiben und nie mehr aktiv dienen, aber das spielte keine Rolle. Er war der Hinrichtung entgangen und hatte das System dort getroffen, wo es am meisten weh tat, denn niemals würde die Admiralität in diesem politischen Klima und einem derart sensiblen Fall erneut Klage erheben. Honor hätte sich am liebsten erbrochen, als sie sah, wie Youngs Schultern sich entspannten, weil ihm die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen.
    Admiral White Haven sprach noch immer, aber für Honor war es nur Geräusch ohne echte Bedeutung. Sie konnte nichts als dasitzen, wie versteinert von nicht enden wollender Übelkeit. Doch dann plötzlich erhielten die Wörter wieder einen Sinn, und sie spürte, wie sich Pauls Hand wie eine Kralle um die ihre verkrampfte.
    »… die Pflicht des Gerichts«, sagte White Haven gerade, »ein Strafmaß festzusetzen, das den Verbrechen, für die Sie schuldig gesprochen wurden, angemessen ist. Mit einer Zwodrittelmehrheit ist das Gericht ungeachtet der Stimmen in den Anklagepunkten vier und fünf der Ansicht, daß Ihr Handeln während der Schlacht von Hancock grobe Fahrlässigkeit darstellt und Mangel an Charakter in einem Ausmaß demonstriert, das für einen Offizier in der Navy Ihrer Majestät nicht akzeptabel ist. Daher entscheidet dieses Gericht mit vier zu zwo Stimmen, daß der Angeklagte, Captain Lord Pavel Young, des Dienstgrads eines Captains of the List der Royal Manticoran Navy und aller Rechte, Privilegien und Prärogativen, die damit einhergehen, entkleidet und als unwürdig, die Uniform der Königin zu tragen, unehrenhaft aus dem Dienst entlassen wird. Das Urteil tritt innerhalb der nächsten drei Tage in Kraft.
    Das Gericht vertagt sich.«
    Der klare, süße Doppelklang der Glocke ertönte zum letzten Mal. Er durchfuhr Honor wie ein silberner, reinigender Blitz, für Pavel Young klang es hingegen völlig anders. Es war fast schlimmer als die Hinrichtung. Eine wohlerwogene Entlassung, als wäre er selbst der Verachtung nicht würdig – zu gering , um erschossen zu werden. Dann brach die Erkenntnis über ihn herein, daß er nur dazu von der Exekution verschont blieb, um offiziell aus dem Dienst ausgestoßen zu werden und sein Leben als Gegenstand der Geringschätzung zu verbringen.
    Mit aschfahlem Gesicht schwankte er unter einem Schrecken, der unmeßbar

Weitere Kostenlose Bücher