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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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eine abgekartete Sache – den Vorsitz über das Gericht führte ein Offizier, der nicht nur der Bruder des Lordschatzkanzlers ist, sondern auch einer von Harringtons einflußreichsten Gönnern –, und es diente nur einem Zweck: die Opposition in Verlegenheit zu bringen. Im Hancock-System kam es zu mehreren Unregelmäßigkeiten, und nicht nur von Lord Young … – von Seiten des Earls von North Hollow. Tatsächlich sind einige von uns der Meinung, daß von vornherein der falsche Kommandant vor Gericht gestellt wurde, und wenn Sie auch nur einen Augenblick lang annehmen, die Opposition würde diese Beleidigung widerspruchslos hinnehmen, dann sind Sie schief gewickelt. Der Herzog von Cromarty und seine Regierung können ja in einer Zeit der Krise Parteipolitik betreiben, aber Sie können sicher sein, daß die Opposition sie deswegen zur Verantwortung ziehen wird.«
    »Wollen Sie damit behaupten, die Zusammensetzung des Gerichts sei manipuliert worden, Sir Edward?« wollte Minerva Prince wissen. Janacek setzte zu einer Antwort an, dann schloß er mit einem Klicken den Mund und hob wissend eine Augenbraue.
    »Mumpitz!« schnaubte O’Higgins verächtlich. »Sir Edward kann andeuten, was er will, aber er weiß so gut wie ich, daß menschlicher Einfluß auf die Auswahl der Offiziere, die in ein Kriegsgericht berufen werden, völlig ausgeschlossen ist. Die Computer der Admiralität wählen nach dem Zufallsprinzip aus, und die Verteidigung hat das Recht auf Einsicht in die elektronischen Aufzeichnungen des gesamten Auswahlprozesses. Wenn es dabei zu einer Rechtsbeugung gekommen sein soll, warum haben dann Young oder sein Rechtsbeistand nicht eingegriffen, um verdächtige Angehörige des Gerichts bloßzustellen?«
    »Nun, Sir Edward?« fragte DuCain, und Janacek zuckte gereizt mit den Schultern.
    »Selbstverständlich wurde nicht ›manipuliert‹«, gab er zu. »Aber allein schon die Entscheidung, die Verhandlung unter den gegebenen polarisierten, vorverurteilungsbelasteten Umständen einzuleiten, spiegelt doch völlige Mißachtung allen angemessenen juristischen Vorgehens wider und bietet das schlimmste Beispiel für rücksichtslose, kleinliche parteipolitische Winkelzüge. Das kann man nicht anders sehen denn als …«
    »Wie kommt es eigentlich, Sir Edward«, unterbrach O’Higgins erneut, »daß alles, was die Regierung unternimmt, ›kleinliche Parteipolitik‹ ist, während die Opposition sich stets um hehre Staatskunst bemüht? Wachen Sie auf und schnüffeln Sie nach dem Kaffee, bevor die gute alte Arroganz und Dummheit Sie noch die letzten zwölf Sitze im Unterhaus kosten!«
    »Können wir das so verstehen, daß Sie die Position der Regierung betreffs der Verhandlung und der Kriegserklärung unterstützen, Lord O’Higgins?« fragte Prince und schnitt Janacek damit jede Antwort ab. O’Higgins zuckte mit den Schultern.
    »Sicherlich unterstütze ich die Position des Herzogs von Cromarty in der Frage der Kriegserklärung. Eine Position bezüglich der Verhandlung gegen Young kann ich nicht unterstützen, weil die Regierung niemals Stellung dazu bezogen hat. Das versuche ich meinem etwas begriffsstutzigen Amtskollegen ja gerade klarzumachen. Der Prozeß war eine Kriegsgerichtsverhandlung nach Militärstrafgesetz, und die Anklagen waren von einem offiziellen Untersuchungsausschuß empfohlen worden, der unmittelbar nach der Schlacht zusammengetreten war. Und noch mehr, einer der drei eigentlich Pro-Young eingestellten Angehörigen des Gerichts muß in dem Schuldspruch und dem Urteil zugestimmt haben.«
    »Was wollen Sie denn damit sagen, mit ›Pro-Young‹?« brauste Janacek auf. »Wollen Sie etwa andeuten, es hätte eine Art von Verschwörung gegeben, um ihn davonkommen zu lassen?«
    » Himmel, nein! Sie glauben doch sicher nicht, ich wollte sagen, dort sei irgendeine Art von Geschäft gemacht worden, oder?«
    »Welche Art Geschäft denn, Lord O’Higgins?« hakte DuCain rasch nach, mit mehr Hast als Eleganz, bevor der puterrot angelaufene Janacek explodieren konnte.
    »Ich finde es bemerkenswert, daß alle Anklagen gegen Young durchkamen bis auf jene, auf die die Todesstrafe steht«, erläuterte O’Higgins in ruhigerem und weitaus ernsthafterem Ton. »Und ich finde es außerordentlich bemerkenswert, wenn man berücksichtigt, daß die Gründe für seine Entlassung aus dem Dienst in fast exakt derselben Weise formuliert waren, wie man sie gewählt hätte, wenn die schwerwiegenden Anklagepunkte aufrechterhalten worden

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