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Mit Schimpf und Schande

Mit Schimpf und Schande

Titel: Mit Schimpf und Schande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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furchtbarer war, weil er gerade noch geglaubt hatte, er wäre der Vernichtung entgangen. Die gelähmte Totenstille der betrügerischen Zuschauer ging schwanger mit den ersten, noch nicht ausgesprochenen Hüstereien über seine Beschämung, und sein Innerstes krampfte sich in Erwartung des sich erhebenden Hintergrundgemurmels zusammen. Und dann fuhr er auf, weil hinter ihm ein schrilles, elektronisches Heulen erklang.
    Er konnte es nicht einordnen. Einen Herzschlag lang – zwei, drei – hörte er es, ohne es zu erkennen, und wirbelte er in plötzlichem Begreifen herum.
    Der medizinische Alarm kreischte immer schriller und zerrte an seinen Nerven. Unfähig sich zu bewegen, starrte er auf den Earl von North Hollow, der in seinem heulenden Lebenserhaltungsstuhl schlaff nach vorn sackte.
     

10
    »Mein Gott!«
    Paul Tankersleys Murmeln war eine Mischung aus Verblüffung und Unglauben, und Honor drehte den Kopf, der auf seiner Schulter ruhte, um zu sehen, wie das kam. Die RMN bemühte sich wirklich um den Komfort ihrer Schlachtkreuzerkommandanten, was dazu führte, daß ihr Schlafzimmer an Bord der Nike größer und erheblich palastartiger war als Pauls Quartier an Bord von Hephaistos . Deshalb lagen sie nun ineinander verschlungen auf ihrem breiten Bett, nur ein wenig verschwitzt, nur noch wenig erhitzt und beide errötet von gemeinsamen Freuden.
    Allerdings waren es nicht diese Freuden gewesen, die Paul den Kommentar entlockt hatten. Darüber hatte er sich bereits ausgiebig, wenn auch wortlos, ausgelassen; er sah sich gerade die neuesten Nachrichten aus Landing mit einem Ausdruck an, der schon beinahe als ehrfürchtig bezeichnet werden mußte.
    »Das faß’ ich nicht«, sagte er. »Honor, sieh dir das an!«
    »Lieber nicht.« Sie schloß die Augen und inhalierte seinen warmen, starken Geruch, genoß das Muster seines langen Haares, das zwischen ihrer rechten Wange und seiner Schulter eingeklemmt war. »Ich bin einfach nur froh, daß sie jetzt hinter einem anderen her sind, aber ich interessiere mich überhaupt nicht für Young. Der bereitet mir keinen Kummer mehr, und ehrlich gesagt, ist das alles, was mich hinsichtlich seiner Person noch interessiert.«
    »Das ist vielleicht ein wenig zu engstirnig von dir, mein Schatz«, schalt er sie, ohne es ernst zu meinen. »Das ist ein historischer Augenblick. Was meinst du denn, wie viele Männer werden wohl unehrenhaft aus der Navy entlassen und erben binnen kaum drei Minuten ein Earltum?«
    Honor zog eine Miene des Abscheus und öffnete die Augen gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der Display ihres Betterminals von Archivbildern der neuesten Demonstration vor den Toren des Parlaments zu einer gut ausgeleuchteten HD-Bühne umschaltete. Der flache Bildschirm konnte die räumlichen Details einer HD-Aufnahme nicht darstellen, und außerdem war der Ton heruntergestellt, aber sie erkannte Minerva Prince und Patrick DuCain von der beliebten Talkshow Into the Fire und ihre Gäste. Sir Edward Janacek und Lord Hayden O’Higgins. Beide waren sie Erste Lords der Admiralität im Ruhestand, aber sie vertraten sehr entgegensetzte Ansichten. Schon die Wahl der Gäste spiegelte die politischen Fronten wider, wie auch der Hintergrund dieser Sendung: zwei gewaltige Holos, eins von Pavel Young und eins von Honor, die einander finster anstarrten. Honor brauchte den Ton gar nicht zu verstehen, um zu wissen, worum es ging, aber Paul drehte die Lautstärke trotzdem auf, und sie schnitt ein Gesicht.
    »… welchem Ausmaß verschiebt dies Ihrer Meinung nach das Gleichgewicht im Oberhaus, Sir Edward?« fragte der untersetzte DuCain, und Janacek zuckte mit den Schultern.
    »Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, Pat. Ich glaube nicht, daß eine solche Situation je zuvor eingetreten ist. Mit Sicherheit aber muß Lord Young – Verzeihung, der Earl von North Hollow – ins Oberhaus zugelassen werden. Das Ergebnis der Kriegsgerichtsverhandlung bedeutet zwar eine gewisse Peinlichkeit für ihn, aber er ist ein Peer, und die Rechtslage ist eindeutig. Das bedeutet aber auch, daß das Gleichgewicht zwischen den Parteien unverändert bestehen bleibt, und bedenkt man die offenkundig parteiische Entscheidung des Gerichts, so glaube ich kaum …«
    »Parteiisch?« unterbrach Lord O’Higgins. »Quatsch! Das war ja wohl kaum ein Ein-Parteien-Gericht, Ed, und es stimmte mit zwo Dritteln dafür, ihn unehrenhaft zu entlassen!«
    »Selbstverständlich parteiisch!« fauchte Janacek zurück. »Dieses Urteil war

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