Mit Schwert und Magie
machten, das nicht leben konnte und nicht sterben durfte.
»Wo bin ich?« fragte er. Seine Worte wurden von den feuchten Quadern des Verstecks geschluckt.
Aber: Er wußte, daß Prinz Odam mit seinen Yarls und den Kriegern die Stadt erreicht hatte.
Daß Necron sich im Palast des Hadamur befand, daß sich oft eine schöne junge Frau in seiner Nähe befand. Necron hatte geschrieben, daß zehntausend Ay-Krieger vor der Stadt lagerten und auf den Augenblick des Eingreifens warteten. Er wußte, daß ein Gerücht besagte, die Mumie seines lieblichen Vaters würde in Hadam zu sprechen beginnen und ihm, Luxon, auf den Thron helfen. Ein Gerücht, nichts weiter. Wo waren die anderen Freunde? Necron hatte schreiben müssen, daß er nichts von ihnen wußte, sie nicht getroffen hatte seit damals.
Luxon stand auf, nahm den Dolch und hob mit der Linken eine Öllampe hoch. Er kratzte Schriftzeichen in die Wände seines Kerkers.
Du - hast - den - Herzpfänder - gesehen - Necron. Ich - verlasse - das -Versteck - wenn - man - es - mir - erlaubt.
Schreibe - wenn - du - Neuigkeiten - weißt!
Mehr fiel ihm in dieser Stunde nicht ein. Er stellte die Lampe zurück auf ihren Platz und warf sich, nachdem er einen Schluck Wein getrunken hatte, auf das zerwühlte Lager. Er hatte sich noch nicht richtig ausgestreckt, als er schon wieder am Rand seines Blickfelds die kleine, schwarzgekleidete, gesichtlose Gestalt sah. Zitternd in der Erwartung, was der Herzpfänder abermals von ihm verlangte, richtete er sich auf und preßte seinen Rücken gegen die kalte Wand.
»Was willst du? Hast du mich noch nicht genug gequält? Warum tötest du mich nicht endlich?« ächzte er auf.
Der Augenpfänder kam mit schnellen, energischen Schritten näher und blieb in der Mitte des Raumes stehen.
Wieder griff eine unsichtbare Hand mit eisigen Fingern nach Luxons Herz und hielt es an, gab den Schlag wieder frei, packte es abermals und lockerte wieder den Griff. Kalter Schweiß bedeckte augenblicklich jeden Quadratzoll von Luxons Haut.
»Du schreibst Worte der Hoffnung an die Wände. Du tauschst Botschaften mit deinem Augenpartner aus. Nichts wird dir nutzen. Es verlängert nur dein Leiden. Aber nun kann ich dir sagen, daß in drei Tagen deine wirklichen Leiden anfangen werden. Dreimal vierundzwanzig Stunden, Luxon!
Schreibe ruhig weiter!
Betrachte nur die Bilder, die deine zweiten Augen sehen können. Es nutzt dir nichts. Es zeigt dir nur, welche Welt du verlassen wirst. In welche Welt der Folter und Martern ich dich in drei Tagen zerren werde, das erfährst du noch rechtzeitig.«
Der Herzpfänder lachte gellend, drehte sich um und lief, noch ehe sich Luxon auf ihn stürzen konnte, durch den wehenden Vorhang. Dumpf schlug die Pforte zu, klirrend rasselten die Riegel und die Verschlußketten.
Kraftlos sackte Luxon auf dem Lager zusammen und vergrub sein von eiskaltem Schweiß bedecktes Gesicht in den Decken.
Obwohl diese Angriffe des Herzpfänders schon lange dauerten und immer wieder vom Erscheinen seiner geliebten Kalathee abgelöst wurden, die ihn wieder tröstete, konnte er sich nicht an dieses Muster des Schreckens gewöhnen.
Zitternd lag er zwischen den Decken und den harten Fellen. Irgendwann, als seine Verzweiflung wieder am Boden des Abgrunds angekommen war, fühlte er eine zaghafte Berührung in seinem Nacken. Es konnten nur die Finger Kalathees sein!
Mühsam hob er den Kopf und stierte Kalathee aus blutunterlaufenen Augen an.
»Er war wieder da!« flüsterte Luxon.
»Ich weiß. Ich bin hier, um dir durch meine Liebe zu zeigen, daß alles gut wird. Wir führen einen entsetzlichen Kampf!«
Er preßte sie gegen seine Brust. Die Berührung ihres warmen Körpers allein gab ihm neue Kräfte. Aber selbst in der Euphorie dieser trostvollen Stimmung mußte er sich sagen, daß es noch drei Tage lang so weitergehen würde. Hoch in den Wolken der Liebe und der Zärtlichkeit, dann erbarmungslos hinuntergeschmettert, angsterfüllt und auf jeden Pulsschlag horchend, halb tot und von schierer Überlebensangst erfüllt.
»Noch drei Tage!«
»Ich weiß«, flüsterte Kalathee heiß an seinem Ohr.
»Was ist in drei Tagen?«
»Eine Tochter des Shallad heiratet Prinz lugon und Ay. Und dein Herzpfänder will dich zu dieser Zeit knechten.«
»Weißt du, was Achar plant?«
»Ich weiß es nicht sicher, aber wahrscheinlich sollst du zum Werkzeug dieses Dämons der Rache gemacht werden.«
»Ich… Werkzeug?«
»Es ist nur eine Vermutung, Luxon. Ich werde
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