Mit Schwert und Magie
dir helfen, daß Achars Plan nicht aufgeht. Liebe hat schon immer alles besiegt, selbst die Pläne der Dämonen.«
Er lehnte sich, seine Arme um ihren Körper geschlungen, an die Mauer. Schwarze Magie und die Herrschaft der Dämonen - er hatte ihnen jahrelang getrotzt. Jetzt hatten ihn die wahren Furien endgültig eingeholt. Die Hoffnung, ihnen entschlüpfen zu können, war sicher nicht ganz unsinnig. Aber er war im Augenblick so gut wie wehrlos. Er wußte nichts, hatte keine Unterstützung und keine Freunde - außer Kalathee.
»Was weißt du noch?« fragte er bohrend.
»Ich habe dir alles gesagt, was ich weiß. Bald muß ich dich verlassen, denn mein Platz ist draußen. Ich muß die Dämonen belauschen und herausfinden, was sie wirklich planen. Aber jeder in Hadam weiß, daß in drei Tagen die Hochzeit stattfindet.«
»Also«, sagte er, langsam begreifend, »bin ich in Hadam? Dieses Gewölbe… es ist ein Versteck irgendwo in der Stadt?«
»Nein!« sagte Kalathee deutlich und in großer Ehrlichkeit. »Es ist nicht in Hadam! Du mußt mir vertrauen!«
»Ich vertraue nur dir«, versicherte Luxon. »Warum läßt du dir nicht helfen?«
Er sehnte sich danach, sich endlich im hellen Sonnenlicht bewegen zu können, eine Waffe zu schwingen, etwas zu tun, anzugreifen und zu kämpfen.
»Du kannst mir nicht helfen«, beteuerte Kalathee. »Wenn es so wäre, würdest du längst frei sein.«
Ohne daß sie es sagte, begriff Luxon, daß er ohne Kalathee so hilflos war wie ein kleines Kind. Seine Versuche, nur mit Hilfe seines Verstandes und des kleinen Dolches aus dem Gewölbe zu entkommen, waren fehlgeschlagen.
Stets waren Escuber und Sokar zur Stelle gewesen.
»Wann?« flüsterte er gebrochen. »Wann hört das alles auf?«
»In drei Tagen!« tröstete ihn Kalathee.
*
Steinmann Necron wandte sich von dem Fries ab und blickte wieder einmal hinunter in die Stadt.
»Endzeiterwartung!« murmelte er zu sich selbst. »Das ist es. Und diesmal irre ich nicht!«
Der Fries, der an zwei Wänden des Raumes zu sehen war, zeigte Szenen aus dem Leben des Shallad. Es schien ein altes Steinbildwerk zu sein, denn Hadamur war als junger Mann dargestellt, der keineswegs so ungeheuerlich fett war wie heute. Oder der Künstler, der dies hier gemauert und ziseliert hatte, war zur Lüge gezwungen worden.
Hadam war ohne Farbe. Die Wolke verschluckte das Licht ebenso wie die Fröhlichkeit der Menschen. Necron glaubte, in einen aufgerissenen Ameisenhaufen zu blicken. Die Stadtbewohner bewegten sich mit derselben scheinbaren Raserei wie die kleinen Kerbtiere. Als sei morgen der letzte Tag in ihrem Leben und sie müßten alle ihre letzten Dinge erledigen. Im Palast betrogen sich die Menschen indes noch viel mehr: Sie sagten sich immer wieder vor, daß die Hochzeit einen Umschwung bedeutete. Und schließlich glaubten sie es selbst.
»Bei den Wundern der Düsterzone!« sagte Necron. »Narren sind sie alle!«
In seinem Rücken klirrten die schweren Ringe, an denen das Gewebe des Vorhanges hing. Necron drehte sich langsam um; er hatte Oceida erwartet. Sie glitt über die dicken Teppiche auf ihn zu und legte ihm die Hände auf die Schultern.
»Prinzessin Shezad erwartet dich, Necron«, sagte sie. »Und jetzt wissen wir auch, daß die Hochzeit in drei Tagen stattfindet.«
»Ich danke dir. Sonst konntest du nichts erfahren?«
Die Prinzessinnen hatten sich im Frauenflügel des Shallad-Palasts getroffen. Dieser Teil des Bauwerks war eine Gerüchteküche, schon seit jeher. Oceida wußte nun alles, was die Töchter Hadamurs wußten, und was ihre Zofen und Sklavinnen ihnen zugetragen hatten. Nun wußte auch Necron vieles davon.
»Es ist still im Palast. Wo hält sich Hadamur auf?« fragte er.
»In seinen Räumen. Er schläft - angeblich. Er wird schwer bewacht. Shezad bringt dich so nahe an den Teil des Palasts heran, wie es möglich ist.«
»Ich muß diesem Achar-Kult auf den Grund gehen!« sagte er in ihr Ohr. »Vielleicht erfahre ich auch etwas über Luxon.«
Er hütete sich, allzu viele Menschen zu seinen Vertrauten zu machen - in diesem Fall. Zweimal hatte er, wohl zufällig gerade in diesem Moment, durch Luxons Augen gesehen. Er wußte jetzt, wie Luxons Herzpfänder aussah. Nur das Gesicht hatte er ebensowenig wie Luxon selbst erkennen können.
Necron selbst war davon überzeugt, daß sich Luxon nicht allzuweit vom Palast entfernt befand. Es gab keine Beweise und keinen brauchbaren Hinweis. Es war nur eine Ahnung, die ihn bei dem letzten
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