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Mit Schwert und Magie

Mit Schwert und Magie

Titel: Mit Schwert und Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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des Shallad!« gab Hrobon zu bedenken. »Hast du noch ein paar Münzen im Gürtel?«
    »Ja. Wozu?«
    »Setzen wir uns in eine Schenke. Dort schäkern wir mit den Mädchen und hören uns die Gerüchte an.«
    »Der beste Einfall dieses Tages!«
    Noch einmal gingen ihre Blicke über das ruhige Meer hinaus zur Insel. Nur zwei Fischerboote mit gerefften Segeln trieben zwischen dem wuchtigen Tempelturm und dem Hafen. Die Männer schwiegen bestürzt. Von dem Bauwerk ging eine dunkle Aura des Bösen aus. Unbeweglich, wuchtig, eine Zwingburg des Dämonischen, ein Gefäß des Terrors inmitten des Meeres, dessen Wellen und Schaumkronen unter der Wolke eine dunkle, gespenstische Färbung angenommen hatten.
    »Gehen wir. Wir können nichts anderes tun.«
    Sie drehten dem wuchtigen Turm den Rücken zu und suchten nach einer Schenke, die ihnen zusagte. Schließlich fanden sie eine Tür, über der ein großer, aus Holz geschnitzter Fisch baumelte. Sie traten ein und fanden sich in einem überraschend großen Gewölbe wieder. Auf den Bänken saßen grobgewandete Fischer, denen man ansah, daß sie zornig darüber waren, nichts gefangen zu haben.
    Schweigend setzten sich die Fremden und bestellten weißen Wein. Schweigend brachte ihnen ein Mädchen die Becher und einen tönernen Krug. Ohne ein Wort zu sagen, tranken sich Hrobon und Lamir zu. Sie musterten die Fischer, die Augen der Männer ruhten prüfend auf ihnen. Man sah, daß sie nicht aus Hadam waren; es war Staub fremder Länder an ihren Stiefeln. Langsam und nachdenklich tranken die Männer und nahmen den Eindruck der Umgebung in sich auf. Die Fischer, Mägde und der dicke, rotgesichtige Wirt waren nicht feindselig. Sie waren aber voller Mißtrauen.
    Lamir fischte eine Münze aus dem Gürtel und legte sie auf den Tisch. Der Wirt kam langsam heran und wollte die Münze aufheben, aber als er die Hand ausstreckte, legte Hrobon seine schwere Pranke mit Nachdruck auf die kurzen Finger.
    »Wirt«, sagte er in zurückhaltendem Tonfall. »Wir sind Fremde. Wir trinken in Frieden deinen köstlichen Wein. Warum blickt ihr alle uns so feindselig an? Wir haben nicht vor, deine Mägde zu schänden.«
    Der Dicke stieß ein gutturales Lachen aus und rümpfte die Nase. Dann bohrte er seinen Blick in die Augen der Fremden. Hrobon wußte, daß Wirte zu allen Zeiten gute Menschenkenner waren. Er hielt ruhig den prüfenden Blick aus und sagte schließlich:
    »Wir sind hier, um die Hochzeit zwischen Prinz lugon aus Ayland und Prinzessin Soraise mitzuerleben. Und was finden wir, kaum daß man uns nach langen Verhandlungen in die Stadt gelassen hat?«
    »Wir finden eine düstere Stadt, von Waffen starrend, und nicht einmal in der schönsten Schenke im Hafen herrscht gute Laune. Was ist aus Hadam geworden!«
    Lamir beendete Hrobons angefangenen Satz und lächelte breit. Dann weiteten sich seine Augen. Er sprang auf und riß die Laute, die er entdeckt hatte, von der Wand, ließ sich wieder zurückfallen und sagte laut und fordernd:
    »Ich werde für euch spielen und…«, nach einem Seitenblick auf Hrobon, »… etwas singen. Vielleicht bessert sich dadurch eure Laune.«
    Er zupfte an den Saiten und erzeugte einen Mißklang von ungewöhnlicher Stärke. Einige Fischer murrten. Dann spie einer einen Fluch hervor und sagte anklagend:
    »Ihr wart in der Stadt? Ihr habt den Tempel des Achar gesehen? Dann kennt ihr den wahren Grund für unsere Laune.«
    »Das klingt schon anders«, sagte Lamir. »Wir verstehen, warum es in der Stadt so aussieht.«
    Binnen kurzer Zeit versammelten sich die Fischer, in den schwieligen Fäusten die klobigen Becher, um die beiden Fremden. Lamir verzichtete darauf, zu singen. Aber die Töne, die er dem uralten Instrument entlockte, bildeten eine angenehme Kulisse für die Unterhaltung der Männer.
    Die Fremden erfuhren auf diese Weise fast alles, was sie noch nicht wußten. Sie kehrten erst am frühen Abend, nicht mehr ganz nüchtern, in das Haus des Kaufmanns zurück.
*
    Ihre Gedanken wurden schlagartig wieder klar, als sie in der Kammer standen, in der Shallad Rhiads Mumie lag.
    Darfoon und Aymloor hatten entlang den Wänden Öllampen aufgestellt. Auf einem riesigen Tisch lag der starr ausgestreckte Körper der Mumie. Er bewegte sich nicht um eine Haaresbreite. Aber Rhiads Mumie hatte sich verändert!
    Sie war, als die Magier sie aus dem Grab geholt hatten, in viele endlos lange Binden gehüllt gewesen. Diese Binden aus Leinwand, einst blendend weiß und mit der rätselhaften

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