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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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zu kommen. Dazu wird es sich des nächstgelegensten und schnellsten Transportmittels bedienen, und dafür muß es eine Fahrkarte für ein bestimmtes Ziel kaufen. Dieses Ziel, könnte ich mir denken, wird Dover sein. Doch vielleicht auch nicht.«
    Am Droschkenplatz von Maida Vale fragte Raffles bei zahlreichen Droschkenfahrern nach. Wir hatten Glück. Ein Fahrer hatte beobachtet, wie ein anderer eine Frau auflas, die die Person – oder das Ding – sein konnte, die wir verfolgten. Ermuntert durch Raffles’ Pfundnote, beschrieb der Droschkenfahrer sie. Sie war eine Riesin, sagte er, schien ungefähr fünfzig Jahre alt zu sein und war ihm aus irgendeinem Grund vertraut vorgekommen. Seines Wissens hatte er sie noch nie zuvor gesehen.
    Raffles ließ ihn ihr Gesicht Zug um Zug beschreiben. Er sagte: »Schönen Dank«, und drehte sich um, mir kurz zublinzelnd. Als wir allein waren, bat ich ihn, das Blinzeln zu erklären.
    »Sie – es – hatte deshalb vertraute Gesichtszüge, weil es die Phillimores waren, wenn auch etwas verweiblicht«, sagte Raffles. »Wir sind auf der richtigen Spur.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte ich, als wir uns in einer eigenen Droschke auf dem Weg nach London befanden, »wie das Ding seine Kleider los wird, wenn es seine Gestalt ändert. Und woher hat es die Frauenkleider und die Börse bekommen? Und das Geld, um die Fahrkarte zu kaufen?«
    »Seine Kleidung muß Teil seines Körpers sein. Es muß eine ganz hervorragende Kontrolle darüber haben; es ist ein intelligentes Chamäleon, ein Superchamäleon.«
    »Doch das Geld?« sagte ich. »Ich habe gedacht, es verkauft seine Eier, um damit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Und auch, nehme ich an, seine Jungen auszustreuen. Doch woher hat das Ding, als es zur Frau wurde, das Geld gehabt, eine Fahrkarte zu kaufen? Und war die Börse vor der Metamorphose ein Teil seines Körpers? Wenn dem so war, dann muß es imstande sein, sich von Teilen seines Körpers zu trennen.«
    »Ich könnte mir eher denken, daß es hier und dort Geldverstecke angelegt hat«, sagte Raffles.
    In der Nähe des St. James’s Park stiegen wir aus der Droschke aus, gingen zu Fuß zu Raffles’ Räumen im Albany, aßen schnell das Frühstück, das wir uns vom Pförtner hatten bringen lassen, legten frische Kleidung und falsche Bärte an, setzten Brillen aus Fensterglas auf, packten dann eine Gladstone-Tasche und rollten eine Reisedecke zusammen. Raffles schob sich darüber hinaus einen unanständig großen Ring auf einen Finger. Dieser verbarg in seinem hohlen Inneren ein winziges, aber sehr scharfes Sprungmesser. Raffles hatte ihn nach seiner Flucht aus der Todesfalle der Camorra erworben (beschrieben in The Last Laugh). Er sagte, falls er damals schon solch eine Waffe gehabt hätte, hätte er sich allein befreien können, statt bei seiner Befreiung von Graf Corbuccis teuflischer automatischer Hinrichtungsmaschine auf Hilfe von außen angewiesen zu sein. Und nun riet ihm eine Vorahnung, bei diesem besonderen Unternehmen den Ring zu tragen.
    Ein paar Minuten später bestiegen wir eine Droschke und befanden uns bald darauf auf dem Bahnsteig von Charing Cross, auf dem wir auf den Zug nach Dover warteten. Und dann waren wir auf dem Weg, bequem in einem Privatabteil untergebracht, Zigarren rauchend und aus einem Flachmann, den Raffles mit sich führte, Brandy nippend.
    »Ich gebe die Deduktion und Induktion zugunsten der Intuition auf, Bunny«, sagte Raffles. »Obwohl ich mich irren könnte, verrät mir die Intuition, daß sich das Ding in dem Zug befindet, der vor dem unserigen nach Dover aufgebrochen ist.«
    »Es gibt noch andere, die so denken wie du«, sagte ich und sah durch das Glas der Tür hinaus. »Doch es müssen Folgerungen und nicht die Intuition sein, die sie hierher führt.« Raffles blickte gerade noch rechtzeitig auf, um die stattlichen, adlerähnlichen Gesichtszüge seines Vetters und die fleischigen, doch aufrichtigen seines medizinischen Kollegen zu sehen, die an unserem Abteil vorbeigingen. Einen Augenblick später folgte Mackenzies schroffes Antlitz.
    »Irgendwie«, sagte Raffles, »hat mein Vetter, dieser menschliche Bluthund, die Fährte des Dings aufgenommen. Ahnt er einen Teil der Wahrheit? Wenn, dann hat er sie für sich behalten. Die Dummköpfe vom Yard würden annehmen, er sei verrückt geworden, wenn er ihnen auch nur einen Bruchteil der Wirklichkeit hinter diesem Fall kundgetan hätte.«
     
     
    VII
     
    Kurz bevor der Zug den Bahnhof von Dover

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