Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
Vom Netzwerk:
hatten. Überdies trug er die purpurfarbene Gladstone-Tasche bei sich, die sie ebenfalls erwähnt hatten.
    Unsere Droschke steuerte auf ihn zu; er sah zu uns hinüber; er wurde bleich; er lief los. Wie hatte er uns erkannt? Ich weiß es nicht. Wir trugen noch immer die Bärte und Brillen, und als er uns nur kurz im Mondschein und Licht der Streichhölzer gesehen hatte, hatten wir schwarze Masken getragen. Vielleicht verfügte er über einen scharfen Geruchssinn, obwohl mir schleierhaft ist, wie er unseren Geruch unter dem der nach Teer und scharfem Essen stinkenden schwitzenden Männer, der Pferde und des verfaulenden Abfalls, der auf dem Wasser trieb, hätte wahrnehmen können.
    Über welche Wahrnehmungsmittel er auch verfügte, er erkannte uns. Und die Jagd war im Gange.
    Sie blieb nicht lange auf das Land beschränkt. Er lief einen Pier für Privatboote entlang, band ein Ruderboot los, sprang hinein und legte sich in die Riemen, als trainiere er für die Henley Royal Regatta. Ich stand einen Augenblick am Rand des Piers; ich war verblüfft und entsetzt. Sein linker Fuß berührte die Gladstone-Tasche, und sie schmolz, floß in seinen Fuß. Innerhalb von sechzig Sekunden war sie verschwunden bis auf einen Samtbeutel, den sie enthalten hatte. Dieser, nahm ich an, enthielt das Ei, das das Ding in dem Hotelzimmer gelegt hatte.
    Eine Minute später ruderten wir ihm in einem anderen Boot hinterher, während dessen Besitzer uns laut rufend eine ohnmächtige Faust nachschüttelte. Dann gesellten sich weitere Rufe hinzu. Als ich zurückblickte, sah ich Mackenzie, Watson und Holmes neben dem Besitzer stehen. Doch sie sprachen nicht lange mit ihm. Sie liefen zurück zu ihrer Droschke und preschten davon.
    »Sie werden ein Polizeiboot besteigen«, sagte Raffles, »ein dampfbetriebenes Schaufelradschiff oder ein Schraubenschiff. Ich bezweifle jedoch, daß sie das einholen können, wenn er einen guten Wind und einen vernünftigen Vorsprung hat.«
    Das war Phillimores Ziel, ein kleines, einmastiges Segelschiff, das etwa fünfzig Meter draußen vor Anker lag. Raffles sagte, es sei ein Kutter. Es war etwa sechseinhalb Meter lang, war längsschiffs aufgetakelt und trug ein Klüver, ein Fockstag- und ein Hauptsegel – laut Raffles. Ich dankte ihm für die Belehrung, da ich bar jeden Wissens über alles war, das sich auf dem Wasser bewegte, und auch gar nichts darüber wissen wollte. Ein gutes vernünftiges Pferd auf gutem, festem Boden war mir lieber.
    Phillimore war ein guter Ruderer, wie er es auch mit diesem großen Körper sein mußte. Doch wir holten langsam auf. Als er den Kutter Alicia bestieg, befanden wir uns nur noch ein paar Meter hinter ihm. Er schwang sich gerade über die Reling, als der Bug unseres Bootes gegen das Heck des seinen prallte. Raffles und ich stürzten Hals über Kopf vor; die Ruder wurden uns aus den Händen gerissen. Doch dann standen wir schon wieder auf den Füßen und schwärmten die Strickleiter hinauf. Raffles ging als erster, und ich rechnete schon damit, daß er eins mit dem Belegnagel übergezogen bekam, oder womit auch immer diese Seeleute andere Menschen auf den Kopf schlagen. Später gestand er ein, ebenfalls angenommen zu haben, man würde ihm den Schädel einschlagen. Doch Phillimore war zu sehr damit beschäftigt, eine Mannschaft auszuheben, um sich mit uns abzugeben.
    Wenn ich sage, daß er eine Mannschaft aushob, meine ich damit, daß er sich in drei Seeleute teilte. In diesem Augenblick lag er auf dem Vorderdeck und floß auseinander, mit Kleidung und allem.
    Wir hätten ihn in diesem Moment, da er hilflos war, attackieren und ergreifen sollen. Doch wir waren zu entsetzt. In der Tat wurde ich seekrank und übergab mich über die Reling. Während ich derart außer Gefecht gesetzt war, bekam sich Raffles wieder in die Gewalt. Er eilte zu der dreilappigen Monstrosität auf Deck. Doch er war nur ein paar Schritte weit gekommen, als eine Stimme erklang:
    »Pfoten hoch, ihr feinen Pinkel! Schön über die Köpfe!«
    Raffles erstarrte, ich hob den Kopf und sah durch tränende Augen einen bärbeißigen alten Seebär. Er mußte aus der Kajüte auf dem Achterdeck gekommen sein, oder wie auch immer man es nennt, denn als wir an Bord gekommen waren, hatten wir ihn nicht gesehen. Er zielte mit einem großen Colt auf uns.
    Mittlerweile war die schizophrene Verwandlung abgeschlossen. Drei kleine Matrosen, keiner reichte mir über die Hüfte, standen vor uns. Sie wiesen identische Gesichter auf und

Weitere Kostenlose Bücher