Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1
nach, daß das Schiff wahrscheinlich Geräte in sich barg, die, befänden sie sich in den Händen Großbritanniens, unserem Land eine gewisse Überlegenheit sichern würden. Doch England war bereits die mächtigste Nation auf Erden, und wer wußte schon, welche Büchse der Pandora wir öffnen würden? Wir wußten damals natürlich nicht, daß in dreiundzwanzig Jahren der Große Krieg die Mehrheit unserer besten jungen Männer dahinmetzeln und unsere Nation zur Zweitklassigkeit verdammen würde.
Sobald wir das Ufer erreicht hatten, fuhren wir nach London zurück. Dort machten wir uns auf einen monatelangen Beutezug, der dazu führte, daß wir jedes einzelne der Saphir-Eier stahlen und vernichteten. Eins war ausgeschlüpft, und das Ding hatte Zuflucht in den Gemäuern gesucht, aber Raffles brannte das Haus nieder, doch erst nachdem er sämtliche menschlichen Bewohner gewarnt hatte. Es brach uns das Herz, Juwelen im Wert von annähernd einer Million Pfund zu stehlen und dann zu vernichten, doch wir vollbrachten es, und so wurde die Welt gerettet.
Hat Holmes etwas von der Wahrheit vermutet? Diesen grauen Falkenaugen und den scharfen grauen Zellen dahinter entgeht nur wenig. Ich nehme an, daß er weit mehr wußte, als er selbst Watson verraten hat. Deshalb hat Watson auch in Das Rendezvous an der Brücke {2} behauptet, daß es drei Fälle gab, bei denen Holmes völlig versagt hat.
Da war der Fall von James Phillimore, der in sein Haus zurückkehrte, um einen Regenschirm zu holen, und nie wieder gesehen wurde. Da war der Fall von Isadora Persano, der völlig wahnsinnig aufgefunden wurde, einen Wurm in einer Streichholzschachtel anstarrend, einen Wurm, der der Wissenschaft unbekannt war. Und da war der Fall des Kutters Alicia, der an einem strahlenden Frühlingsmorgen in eine kleine Nebelbank segelte und nie wieder auftauchte; auch seine Besatzung wurde nie wieder gesehen.
Abgesehen von Holmes und Watson ist Professor James Moriarty die bemerkenswerteste Gestalt in den Sherlock-Holmes-Geschichten, ein so vollendeter Schurke, wie Holmes ein vollendeter Held ist. In Wirklichkeit taucht er nur in einer Story auf, doch dies reicht völlig aus, und jede Geschichte, die sich mit ihm befaßt, ist ein Kandidat für diese Anthologie.
ANNE LEAR
Das Abenteuer des Weltreisenden
Ich wollte lediglich herausfinden, wer der Dritte Mörder in Macbeth wirklich war. Nun, jetzt weiß ich es. Ich kenne jetzt auch die geheime Identität und das Schicksal einer bedeutenden Persönlichkeit, weiß, daß eine andere Berühmtheit viele Jahre früher den Tod fand, als allgemein angenommen wird, und kenne eine bislang unbekannte Einzelheit aus William Shakespeares Schauspielerlaufbahn.
Was lediglich beweist, was für ein wunderbarer Ort für Nachforschungen die Folger Shakespeare Library in Washington, DC, ist. In den überfüllten Regalen und Gewölben dieses großen Lagerhauses befinden sich Schätze solch großer Anzahl und Mannigfaltigkeit, daß selbst die hingebungsvollsten Verwalter sie nicht in ihrer Gesamtheit kennen.
Auf meiner Suche nach dem Dritten Mörder fing ich an der logischen Stelle an. Ich sah in dem Dateikartenkatalog unter M wie Mörder nach. Den, den ich im Sinn hatte, fand ich nicht, dafür aber zahlreiche andere, und da ich zu der glücklichen Vampirgemeinschaft zähle, schlug ich den angebotenen Nebenpfad fröhlich ein.
Hier wartete genug Blut, um einen edlen Durst zu stillen: Morde von Meistern an ihren Lehrlingen; Morde von Lehrlingen an ihren Meistern; Morde von Ehemännern an ihren Frauen, von Gattinnen an Ehemännern, von Eltern an Kindern. Oh, die Elisabethianische Epoche war schon eine geschäftige Zeit! Schimpfkanonaden und Pamphlete gab es, ein jedes saftiger als das vorhergehende.
Die Titel waren vielleicht am besten. Die Regenbogenpresse ist in unseren Tagen des Niedergangs ein bloßes Nachtschattengewächs. Lesen Sie selbst:
Eine ware Abhandlung. Über das verdammenswärte Läben und den Toth eines Stubbe Peeter, eines höchst verdärblichen Zauberers, der in Gestalt eines Wulfes gar fiihle Mord begang… Der aus dem sälbigen Grund ergriffen und hingerichtet ward…
oder
Näues aus Perin in Cornwall:
Von einem überaus bluthgen und beispillosen Mord, ärst kürzlich begangen von einem Vater an sainem eignen Sohne… auf Betraiben einer gnadenlosen Stiefmutter…
oder das wahrhaft sensationelle
Näues aus Germanien. Eine überaus wundersahme und ware Abhandlung über einen grausamen Mörder,
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