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Mit sich selbst befreundet sein

Mit sich selbst befreundet sein

Titel: Mit sich selbst befreundet sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Schmid
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Sinne zu spielen, jedoch auch Regeln des Spiels selbst festzulegen und Formen der Freiheit für sich zu finden. Das Leben als Spiel zu verstehen, setzt zudem eine ungewöhnlich umfangreiche hermeneutische Tätigkeit frei, ein wertvolles Nachdenken über das Leben, seine Bedingungen und Möglichkeiten, mögen dabei auch mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet werden. Und schließlich erscheint die Begeisterung, die große Faszination , die das Leben als Spiel auf sich zieht, hilfreich bei der Gestaltung der Existenz, denn sie begründet eine starke Bindung ans Leben, und sie ist eine Quelle von großer Ergiebigkeit, aus der das gesamte Leben hindurch geschöpft werden kann, durch alle Widrigkeiten, Irritationen, Anfeindungen, Krankheiten hindurch. Sich davon binden und gar, dem Wortsinn der Faszination folgend, sich »fesseln« zu lassen, beruht auf einer passiven Wahl, die das Individuum trifft, einem Geschehenlassen,wenn auch im Sinne der bewussten Lebensführung nur nach kritischer Befragung, um nicht zum blinden Sklaven eines bloßen Gefesseltseins zu werden. Um die Faszination jedoch nicht zu rasch zu verschwenden und sie nicht bei der ersten Enttäuschung schon in ihr Gegenteil, die völlige Demotivation und Depression, umkippen zu lassen, wäre die Rede vom Spiel klugerweise im Maß zu halten.
    Was aber ist ein »Spiel«? Vielleicht kann das Fußballspiel als Beispiel herangezogen werden, um all die Aspekte ausfindig zu machen, die ein Spiel ausmachen und die womöglich auch für das Leben, das zum Spiel wird, von Bedeutung sind. Ohnehin scheinen es Lebensfragen zu sein, die auf der großen Bühne, die das Spielfeld ist, verhandelt werden. Es geht dort nicht wirklich um Fußball, es geht um das Leben, und die Wahrheit des Spiels ist, wie man weiß, »auf ’m Platz«. Und dies sind ihre 20 Bedingungen: Ein räumlicher Rahmen, der Fußballplatz. Eine zeitliche Begrenzung, die Spielzeit. Ein Objekt , mit dem gespielt wird, der Ball. Mehr als einer , der spielt, sodass einem auch »mitgespielt« werden kann. Regeln , die zu beachten, insgeheim jedoch auch mal zu umgehen sind. Taktik und Strategie , die durch Einzelaktionen hindurch strukturierend wirken. Kreativität , um in der jeweiligen Situation Möglichkeiten zu sehen, sie möglicherweise überhaupt erst zu schaffen, etwas Neues zu versuchen und auszuprobieren. Offenheit für Zufälligkeit , um mit dem zu spielen, was sich von selbst ergibt. Technisches Können , zusammengesetzt aus Einzelbewegungen, Handlungsabläufen, ganzen Spielzügen, Varianten, die unentwegt und unverdrossen vorweg zu üben und zu trainieren sind. Die Beherrschung von Tricks , nicht immer gänzlich regelkonform. Ein feines Gespür und ein »geübter Blick«, ausgebildet durch mannigfache Erfahrung und deren Reflexion. Miteinander verbunden zur Klugheit : die Emotion als Triebkraft, die Kognition als theoretische Kenntnis der Strukturen. Eine Klärung und Organisation des inneren Machtspiels im Selbst, denn ein unbeherrschter Spieler darf irgendwann »nicht mehr mitspielen«.Ein äußeres Machtspiel mit »dem Gegner«, der zwar das Problem des Spiels darstellt, in Wahrheit aber dessen Garant ist, denn er sorgt für Polarität und somit für Spannung. Eine Organisation des Zusammenspiels mit Mitspielern, da sich auf diese Weise weitaus mehr Möglichkeiten als bei einem Alleingang realisieren lassen. Ein institutionalisierter Blick von außen (Trainer, Schiedsrichter), mit dessen Hilfe das Spiel aus der Metaperspektive zu korrigieren und zu modifizieren ist. Zuschauer als Resonanzboden: Ohne sie wirkt das Geschehen gespenstisch, auch wenn Spieler wechselseitig selbst Zuschauer sind. Die Bewältigung einer demütigenden Niederlage, eines unbefriedigenden Unentschiedens, vor allem aber eines triumphalen Sieges, der anfällig für jede Art von Leichtsinn und Nachlässigkeit macht. Ein Zweck , etwa das Toreschießen, der dem Spiel immanent ist; kommen äußere Zwecke hinzu, leidet das Spiel. Vor allem aber die Freiheit und Freiwilligkeit, auf die es gründet, nicht Notwendigkeit: Ein Müssen ist kein Spiel, es sei denn, der Spieler ist imstande zu lieben, was er muss – dann schwindet der Druck des Müssens wieder, und er fühlt sich aufs Neue frei.
    Alle diese Aspekte finden sich, wie sich zeigt, im Spiel des Lebens wieder: Ein räumlicher Rahmen, ein »Spielfeld«, nämlich eine Festlegung der Orte, an denen und zwischen denen das Subjekt der Lebenskunst sich vorzugsweise bewegt. Eine

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