Mit Sicherheit Liebe
sammeln. Es gefällt ihnen nicht, dass ich dem Hilfsprojekt so viel von meiner Zeit opfere. Ich soll mich lieber mehr dem … äh … Familienunternehmen widmen.“
„Das finde ich nicht richtig“, kommentierte er. „Das, was du tust, ist ungeheuer wichtig. Meine Mutter hätte so ein Hilfsprogramm wie eures gut gebrauchen können.“
„Deine Mutter?“
Garrett lächelte versonnen. „Oh, die war dickköpfig wie sonst was. Als sie mit meinem Bruder Nathan schwanger war, hat sie unserem Vater nichts davon gesagt.“
„Um Himmels willen, warum denn nicht?“
„Später hat sie uns erzählt, dass sie erst sicher sein wollte, ob er sie wirklich liebte.“ Beim Gedanken an seine Mutter, das Herz der Familie, begann er unwillkürlich zu lächeln. „Sie war schwanger und ganz allein. Eine Ausbildung hatte sie nicht. Deshalb musste sie für einen Hungerlohn in einem Hamburger-Restaurant arbeiten. Dann, eine Woche vor Nathans Geburt, tauchte plötzlich mein Vater auf.“
„Er war sicher wütend, dass sie ihm die Schwangerschaft verheimlicht hatte.“
„Das kann man wohl sagen.“ Garrett lachte auf. „Mom hat uns später erzählt, dass er knallrot wie eine Tomate war, als er in den Hamburger-Laden kam. Er hat von ihr verlangt, dass sie sofort alles stehen und liegen lässt und ihn auf der Stelle heiratet. Mom hat ganz cool reagiert. Sie meinte, er solle entweder einen Hamburger bestellen oder verschwinden.“
„Und was hat er gemacht?“
„Was wohl jeder Mann aus unserer Familie getan hätte. Er wollte den Besitzer sprechen. Und als der Typ kam, hat er ihm den Hamburger-Laden einfach abgekauft.“
„Er hat ihm das Restaurant abgekauft?“
„Genau, einfach so“, bestätigte Garrett lächelnd. „Er hat dem Mann einen Scheck ausgestellt, und was war seine erste Amtshandlung als neuer Besitzer? Er hat meine Mutter gefeuert. Dann hat er sie sich einfach geschnappt, obwohl sie sich mit Händen und Füßen wehrte, und sie zum nächstbesten Friedensrichter geschleppt, der sie dann sofort getraut hat.“
Alex seufzte verträumt. „Das ist ungewöhnlich – aber irgendwie auch richtig romantisch.“
„Romantisch?“, fragte Garrett kopfschüttelnd. „Ich würde eher sagen, stur und wild entschlossen. Die Männer in unserer Familie wissen, was sie wollen, verfolgen knallhart ihr Ziel, und wehe dem, der sich ihnen in den Weg stellt. Na ja, mein Onkel Ben ist anders. Er hat Kinder von mehreren Frauen und hat keine von ihnen geheiratet.“
„Von mehreren Frauen? Das hört sich nach einer ganzen Menge an.“
„Kann man wohl sagen. Die Männer aus diesem Familienzweig der Kings leben ständig mit dem Gedanken, dass noch weitere Halbbrüder auftauchen könnten.“
„Dazu fällt mir jetzt wirklich nichts mehr ein.“
„Dazu fällt keinem etwas ein.“
„Na ja, wo die Liebe hinfällt …“, fügte sie etwas ratlos hinzu. „Und deine Eltern – sind die noch zusammen?“
„Sie waren es … bis zu ihrem Tod“, berichtete er traurig. „Sie haben alles gemeinsam gemacht – und dann sind sie auch gemeinsam gestorben. Bei einem Autounfall. Das ist jetzt ungefähr fünf Jahre her. Ein betrunkener Autofahrer hat sie erwischt, als sie durch Südfrankreich fuhren.“
„Oh, Garrett, das tut mir leid.“ Mitfühlend legte sie ihm eine Hand auf den Arm, und die Berührung ihrer Finger ließ sinnliche Hitze durch seinen Körper schießen.
Spontan legte er seine Hand auf ihre – und ein Gefühl durchzuckte ihn, das er nicht deuten konnte. Erschrocken zog er den Arm weg. „Danke für deine Anteilnahme. Aber als wir den ersten Schock überwunden hatten, waren wir uns alle einig, dass es so am besten für sie war – gemeinsam zu sterben. Wenn einer von ihnen überlebt hätte, wäre er allein seines Lebens nicht mehr froh geworden.“
„Wenigstens bleiben dir die schönen Erinnerungen. Und deine Brüder und Cousins.“
„Ja – trotzdem kannst du froh sein, dass du deine Eltern noch hast. Auch wenn sie dich manchmal in den Wahnsinn treiben.“
„Ich weiß. Ich wünsche mir nur, dass sie verstehen könnten …“ Mitten im Satz hielt sie inne und begann zu lachen. „Ach, Pustekuchen. Wir verleben einen so schönen Tag, und ich jammere nur rum. Schluss damit.“
Plötzlich bemerkte Garrett, dass ein Rennboot auf sie zuhielt. So unauffällig wie möglich erhöhte er die Geschwindigkeit und schlug einen anderen Kurs ein.
„Was machst du? Stimmt irgendwas nicht?“
Offenbar hatte er nicht
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