Mit verdeckten Karten
den Finger wickelt. Eine große Schwindlerin und Heuchlerin. Korotkow soll sehr zuverlässig sein, eine Frohnatur, er hat große familiäre Schwierigkeiten, deshalb sitzt er oft auch in seiner Freizeit im Büro herum. Ein Weiberheld mit ständigen Affären. Er steht der Kamenskaja nahe, sie sind befreundet und vertrauen einander. Uff! Ich glaube, das war alles.«
»Und wem von ihnen steht Lesnikow nahe?«
»Niemandem. Valerij Petrowitsch hat gesagt, daß er ein Einzelgänger ist, daß er mit niemandem von den Kollegen befreundet oder näher bekannt ist.«
»Und was sagt dir dein Instinkt? Wem von ihnen kann man trauen?«
»Was für eine Frage, Dima«, sagte Kira erstaunt, »wie sollte ich das wissen, da ich niemanden von ihnen kenne.«
»Ich kenne auch niemanden. Aber ich muß eine Entscheidung treffen. Und zwar jetzt sofort, während wir miteinander sprechen.«
»Nun ja . . .« Sie überlegte. »Wenn ich wieder anrufen muß, dann ziehe ich es vor, mit einer Frau zu sprechen«, sagte sie schließlich entschieden.
»Warum? Hast du Probleme im Umgang mit Männern?«
»Nein, das nicht, aber . . . Mit Kasanzew und Russanow habe quasi gar nicht ich gesprochen, sondern du, ich habe deine Stimme vertreten. Und sie haben mir so geantwortet, als wäre ich du, es war ihnen egal, wer und was ich bin, für sie zählte nur, daß ich in deinem Namen spreche. Verstehst du?«
»Ja, natürlich. Aber wo liegt das Problem?«
»Von den drei Kripobeamten, die ich anrufen muß, kennst du keinen. Deshalb werde ich ihnen keinen schönen Gruß von dir ausrichten können. Ich werde ich selbst sein und in meinem eigenen Namen sprechen müssen, und zwar so, daß man mir glaubt. Habe ich recht?«
»Ja, du hast recht«, stimmte Platonow zu. Allmählich begann er zu begreifen, was Kira meinte.
»Es ist mir noch nie im Leben gelungen, mit einem Mann so zu sprechen, wie ich es wollte. Wahrscheinlich habe ich irgendeinen Defekt, oder es fehlt mir etwas, oder ich kann es einfach nicht. . . Ich weiß nicht. Es klappt nicht mit den Männern. Vielleicht trauen sie mir nicht. Oder ich traue ihnen nicht und kann deshalb nicht aufrichtig sein. Aber wenn du mich nicht angelogen hast, Dima, dann geht es um dein Leben. Und ich kann nicht diese Verantwortung übernehmen, ohne dich vorher gewarnt zu haben. Es wird mir kaum gelingen, einen fremden Mann davon zu überzeugen, daß er mir trauen kann.«
»Und mit einer Frau kommst du besser zurecht?«
»Ja, stell dir vor, es ist tatsächlich so. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber mit Frauen finde ich eine gemeinsame Sprache.
Wenn wir die Ermittler von der Petrowka anrufen müssen, dann laß mich bitte mit der Kamenskaja sprechen.«
Wir, wenn wir anrufen müssen . . . Mein armes Mädchen, dachte Platonow. Du hast dich bereits entschlossen, dich auf meine Seite zu stellen, du bist eingestiegen in das Spiel, du bist bereit, die Gefahr, den Sieg oder die Niederlage mit mir zu teilen.
»Gut, nehmen wir die Kamenskaja. Hast du dir ihre Telefonnummer gemerkt?«
»Ja.«
»Dann sag ihr folgendes . . .«
7
Nastja Kamenskaja wanderte lustlos in ihrer Wohnung umher und versuchte erfolglos, ihre Faulheit zu überwinden. Die Fenster mußten dringend geputzt werden, aber das ließ sich noch verschieben, bis es draußen wärmer wurde. Es hätte auch nicht geschadet, die Waschmaschine anzustellen und den Berg Bettwäsche wegzuwaschen, der sich angesammelt hatte. Diese Arbeit machte die Maschine zwar allein, aber hinterher mußte die Bettwäsche gebügelt werden . . . Und außerdem mußte Nastja dringend einkaufen, der Kühlschrank war völlig leer, und am Abend kam ihr zukünftiger Mann, Ljoscha Tschistjakow, zu ihr. Natürlich würde Ljoscha einen Berg Lebensmittel mitbringen, wie immer, er kannte seine Freundin zu lange und zu gut, um sich auf ihre hausfraulichen Qualitäten zu verlassen. Trotzdem war es irgendwie peinlich.
Sie gab sich einen Ruck und begann, in Jeans und Pullover zu schlüpfen. Ein paar Einkäufe wollte sie dennoch machen.
Während sie, ohne sich zu beeilen, auf der Straße unterwegs war, mit einer riesigen Sporttasche um die Schulter, und wahllos jedes Geschäft betrat, das auf ihrem Weg lag, waren ihre Gedanken nach wie vor bei den zwei Ermordeten, die beide, auf unterschiedliche Weise, in Beziehung zum Maschinenbauministerium gestanden hatten. Des Mordes an Wjatscheslaw Agajew, dem operativen Mitarbeiter aus Uralsk, war Dmitrij Platonow verdächtig. Am Mittwoch, dem Tag des Mordes,
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