Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
Bewegungsursprung im Becken sein und nur die auslaufende Bewegung sich nach oben hin fortsetzen. Suchen Sie nun den Punkt in der Mitte auf, an dem das Becken weder nach vorne noch nach hinten gekippt ist. Von der Seite aus betrachtet bilden Fußknöchel, Knie, Hüftknochen und Schultern eine senkrechte und aufgerichtete Linie.
Um den Brustkorb zu öffnen, können Sie sich vorstellen, dass von der Mitte Ihres Brustbeins aus eine Sogwirkung nach schräg oben wirksam ist. Die Schultern dürfen entspannt nach hinten und unten sinken. Wenn Sie sich eine innere Achse oder ein Lot in der Mitte Ihres Körpers vorstellen, würde dieses vom Scheitelpunkt am Kopf durch das Zentrum Ihres Beckens bis in die Mitte zwischen Ihren beiden Fuß-Längsgewölben verlaufen. Bleiben Sie für ein paar Atemzüge in dieser gleichermaßen kraftvollen und entspannten Aufrichtung.
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Diese Übung lässt sich gut in den Alltag integrieren. Wenn Sie an einer Bus- bzw. U-Bahn-Haltestelle oder an einem Schalter stehen, können Sie sich damit die Wartezeit auf angenehme Weise verkürzen. Sie ist auch sehr hilfreich zur inneren Sammlung vor einer anstrengenden Sitzung oder in anderen Situationen, die einen klaren Kopf verlangen. Auch der Baum (siehe Cover dieses Buchs) braucht keine Yogamatte und lässt sich an fast jedem Ort dieser Erde üben. Er schult das Gleichgewicht und ist oftmals Ausdruck der inneren Verfassung: In einem ruhigen Gemütszustand gelingt er besonders gut. Umgekehrt hilft er jedoch auch, innere Ruhe und Sammlung zu gewinnen.
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Übung: Der Baum
Bringen Sie sich – wie oben beschrieben – in einen guten aufrechten Stand. Verlagern Sie nun Ihr Gewicht auf den linken Fuß; der rechte darf zunächst noch leichten Bodenkontakt haben. Wenn Sie etwas Sicherheit gewonnen haben, beginnen Sie damit, den rechten Fuß auf den linken zu stellen. Die Handinnenflächen berühren sich in der Namasté-Geste vor dem Brustbein. Probieren Sie nun langsam, die rechte Fußsohle am Schienbein des linken Beins entlang weiter nach oben zu führen; das Knie weist dabei nach rechts außen. Die Fußsohle hat Kontakt mit der Bein-Innenseite des Standbeins. Üben Sie langsam und in kleinen Schritten. Wenn der Stand wacklig wird, können Sie den rechten Fuß wieder etwas nach unten bringen. Geduldiges Üben hilft besser als Ehrgeiz. Der Blick ruht auf einem festen Punkt. Wenn es Ihnen möglich ist, den Blick auf einen Baum, Turm oder einen festen, senkrechten Gegenstand zu richten, bekommen Sie auch von außen Unterstützung. Atmen Sie ruhig und gleichmäßig ein und aus. Nach ein paar Atemzügen wechseln Sie die Beine und spüren nach.
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Die Körperübungen sind der bei uns im Westen wohl bekannteste Teil des Yoga, auch geläufig unter dem Namen Hatha-Yoga. Ha bedeutet, wie schon erwähnt, Sonne, und Tha bedeutet Mond. Im erweiterten Sinne lässt sich unter Ha der sympathische, aktivierende Teil unseres autonomen Nervensystems verstehen, der uns Kraft und Energie verleiht, unsere Muskeln kräftigt und die Fähigkeit zu Ausdauer stärkt. Tha , das Mondprinzip, umfasst den parasympathischen Teil des autonomen Nervensystems, der für Ernährung, Regeneration, Aufbau von erneuerbarem Gewebe und Beruhigung verantwortlich ist. Er sorgt für Entspannung und Leichtigkeit.
Eine ausgewogene Yoga-Praxis berücksichtigt beide Prinzipien: Ein Asana sollte sicher, stabil und gleichzeitig entspannt und leicht sein. In jeder Haltung gilt es zu überprüfen, ob wirklich nur die Muskeln angespannt sind, die für diese spezielle Übung gebraucht werden. Es gibt Übungen, die mehr dem Aufbau von Muskelkraft und Energie dienen, und andere, die mehr das Loslassen von Verspannungen fördern. Idealerweise ergänzen sich diese beiden Richtungen, sie wechseln sich ab, oder in einer Übung wird gleichzeitig angestrebt, die Bauchmuskeln zu aktivieren und die Rückenmuskeln in einem spezifischen Abschnitt zu entspannen.
Nicht nur das Hatha-Yoga, unser gesamtes Leben spielt sich ab zwischen den Polen von Aktivierung und Verbindung mit einer Aufgabe auf der einen Seite sowie Loslassen und Zur-Ruhe-Kommen auf der anderen Seite. Der Atem unterstützt diese Polarität: Mit jeder Einatmung nehme ich einen Teil der Außenwelt in mich auf: die Luft mitsamt den Partikeln, die von Pflanzen, Mitmenschen und Autos abgegeben wurden. Und mit jeder Ausatmung gebe ich das Nicht-Verwertbare wieder ab. Yoga unterscheidet sich von Gymnastik und anderen Körperübungssystemen dadurch, dass
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