Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
die Bewegungen stets mit dem Atemfluss und mit einem achtsamen Bewusstsein verbunden werden. Das Bewusstsein dafür zu sensibilisieren, dass eine Einseitigkeit stets der ausgleichenden Ergänzung durch die gegenüberliegende Polarität bedarf, kann durch Yoga geschult werden und darf auf den Alltag übertragen werden.
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Übung: Seitbeuge und das Streben zur Mitte
Abb. 6: Seitbeuge
Auch wenn ich mal nicht in meiner Mitte bin: Der Körper will wieder zur Mitte zurück.
Beginnen Sie wieder mit dem aufrechten Stand wie oben beschrieben. Führen Sie nun einatmend beide Arme über dem Kopf zusammen, die Finger überkreuzen sich im Nataraj-Mudra , d. h. die beiden Zeigefinger weisen nach oben und die anderen Finger sind überkreuzt. Die Ellbogen sind leicht angewinkelt, damit die Schultern sich entspannen können.
Nun beugen Sie sich nach rechts und achten darauf, dass Sie dabei in der Ebene Ihres Körpers bleiben, das heißt: weder nach vorne noch nach hinten ausweichen. Nehmen Sie wahr, wie die linke Flanke gedehnt wird. Wo ist Ihre Grenze und wie spüren Sie diese? Wie macht sich diese Grenze bemerkbar? Machen Sie kurz vor der Grenze Halt und beobachten die Bewegung des Atems an der gedehnten Stelle.
Nach einiger Zeit spüren Sie vielleicht, wie Ihr Körper wieder in die Mitte zurückwill, geben Sie diesem Impuls nicht gleich nach, sondern beobachten ihn. Weiß Ihr Körper,wo die Mitte ist? Offensichtlich gibt es ein Wissen über die Mitte. Versuchen Sie, sich ein inneres Bild von dieser Mitte zu machen. Wenn Sie dann dem Impuls hin zur Mitte nachgeben, können Sie prüfen, ob das Bild, das Sie sich von der Mitte gemacht haben, mit dem Körpergefühl übereinstimmt, das Sie spüren, wenn Sie in der Mitte sind. Vergleichen Sie zuerst die beiden Seiten, die gedehnte und die nicht gedehnte, bevor Sie zur anderen Seite wechseln.
Wenn Sie beide Seiten gleich lang gedehnt haben, verweilen Sie noch einen Moment in der Mitte. Wo und wie spüren Sie Ihre Mitte? Versuchen Sie, nur ganz leicht um diese Mitte zu pendeln. Wo geht das Links ins Rechts über? Gibt es einen Punkt, der weder rechts noch links ist? Das Leben bringt uns immer wieder in Situationen, in denen wir unsere Mitte verlieren, dann ist es gut zu wissen, wie sich die Mitte anfühlt.
Manche spüren die Mitte besonders im Bauchraum, andere in der aufgerichteten Wirbelsäule und wieder andere in der Atembeobachtung. Wie fühlt es sich an, einen Augenblick in der eigenen Mitte zu sein?
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Ha-Tha bezeichnet einerseits ein Gegensatzpaar, das jedoch andererseits in einer höheren Einheit zusammengeführt wird, wenn eine Haltung sich zugleich sicher und fest sowie leicht und entspannt anfühlt. So prägt das Zusammenführen von Gegensatzpaaren die gesamte Yoga-Praxis: Auf eine Vorbeuge folgt eine Rückbeuge, auf eine Seitbeuge nach rechts eine Seitbeuge nach links. Indem immer wieder die Mitte überkreuzt wird, wird das Gefühl für die Mitte gestärkt. Das Einatmen ist zwar das Gegenteil vom Ausatmen, zusammen bilden die beiden Pole jedoch eine höhere Einheit, den Atem.
Bei den Körperübungen wird ein Asana oft zuerst dynamisch geübt, das heißt im Einklang mit dem Atemprozess: In der Ausgangsposition sammelt sich der oder die Yoga-Übende und bringt dann mit der Einatmung den Körper in eine Position, bei der ein ganz spezieller Teil des Körpers gedehnt wird, und beim Ausatmen wird wieder die Ausgangsposition eingenommen und der entsprechende Körperteil entspannt. In einem etwas fortgeschrittenen Stadium wird das Asana über mehrere Atemzüge gehalten. Die statische Ausführung eines Asanas erfordert nicht nur mehr haltende Muskelkraft, sondern auch ein sehr feines und genaues Gespür für die einzelnen Muskelgruppen. Die Aufforderung zu erforschen, welche Muskeln noch losgelassen werden können, um es sich so bequem wie möglich in der Position zu machen und sich immer mehr mit der Stellung zu verbinden, kann die tieferen Muskelschichten erreichen und so chronische Verspannungen verändern. Ein beträchtlicher Teil unserer Muskeln – bei vielen Menschen sind es die Schultermuskeln – wird permanent und unbewusst angespannt, so dass sich die bewusste Muskelspannung zu der unbewussten, chronischen Anspannung addiert. Yoga regt immer wieder an zu überprüfen, welche Muskeln genau für das jeweilige Asana gebraucht werden und welche anderen entspannt werden können. Vor allem in der haltenden Ausführung eines Asanas kann überprüft werden, welche
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