Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
es auf der zweiten Stufe um den Umgang mit sich selbst. Auch der eigene Körper, den ich achtsam und gewaltfrei behandle, kann zunächst als ein Teil der Außenwelt betrachtet werden. Wenn im zweiten Schritt, den Niyamas, Eigenschaften wie Zufriedenheit, Dankbarkeit usw. empfohlen werden, geht es auf einer mehr innerlichen Ebene um die Beziehung zu sich selbst. Mit unseren Selbstgesprächen, mit der Art, wie wir uns – größtenteils unbewusst – selber loben oder tadeln, haben wir einen großen Einfluss auf unser Verhalten undunsere Stimmung. Yoga ist ein Weg der Selbstbegegnung und der Selbst-Bewusstwerdung. Durch nicht wertende Beobachtung der eigenen Person kann der Übende auf dem Yoga-Weg immer mehr erkennen, welches Verhalten welche Wirkung hat. Solange er nicht spürt, dass z. B. Rauchen eine schädliche Wirkung hat, gibt es keinen Grund, damit aufzuhören. Das Ziel ist nicht der Mensch, der gehorsam Regeln befolgt, sondern der authentische Mensch, der Verantwortung für die Folgen seines Verhaltens übernimmt.
Durch unvoreingenommene Selbstbeobachtung kann ein Yogi wahrnehmen, wie die verschiedenen Nahrungsmittel auf seine Befindlichkeit wirken. Um Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, ist es ebenfalls wichtig, achtsam zu spüren, welche Wirkung ein Film, ein Medienbericht oder ein bestimmtes Buch auf ihn hat. Patanjali empfiehlt an dieser Stelle, Schriften aus der Weisheitsliteratur der Welt zu lesen.
Vielleicht kennen Sie den Spruch: »Durch Dankbarkeit zeige ich meinem Partner und der Welt, wovon ich gerne mehr haben würde.« So ist der dankbare Mensch zunächst sogar im ganz egoistischen Sinne erfolgreicher, denn dankbaren Menschen hilft jede Frau und jeder Mann lieber. Jedoch auch im Umgang mit sich selbst hat Dankbarkeit eine stimmungsaufhellende Wirkung, da sie die Aufmerksamkeit auf das lenkt, was ich bereits habe und was mir gefällt. Und das zaubert oft ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht.
Bewegungsübungen (Asanas)
Erst die dritte Stufe handelt dann von den Körperübungen, den Asanas . Yoga war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Disziplin, der einige wenige Yogis ihr gesamtes Leben widmeten. Die Lehre wurde im Einzelunterricht von Meister zu Schüler weitergegeben. Die Yogis waren vom Arbeitsleben befreit und wurden von der Gemeinde, in der sie lebten, mit dem Lebensnotwendigen versorgt. Menschen, die einer Arbeit nachgingen, waren vom Yoga ausgeschlossen.
Wir verdanken die heutige Verbreitung unter anderem einigen, in der damaligen Zeit sehr fortschrittlichen Gurus 25 , die zwischen 1920 und 1930 damit begannen, Yoga auch einer breiteren Bevölkerungsschicht zugutekommen zu lassen. Jedoch auch heute noch gilt, dass Yoga auf eine Lebenseinstellung und -haltung zielt, die nicht auf die 90 Minuten einer Kurs-Einheit beschränkt bleibt. So werden von den Lehrenden auch gerne Haltungen und Übungen genannt, die im Alltag gepflegt werden können. Sitzen und Stehen sind Tätigkeiten, die jeder gesunde Mensch an jedem Tag ausübt. Die richtige Sitzhaltung wurde bereits beschrieben (siehe den Abschnitt »Asansa – die richtige Sitzhaltung«). Es soll nun der stabile Stand beschrieben werden.
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Übung: Der aufrechte Stand
Stellen Sie sich gerade und aufrecht hin. Die Füße sind parallel zueinander, im Abstand von etwa 5 bis 10 cm. Achten Sie darauf, dass das Gewicht an beide Füße gleichermaßen abgegeben wird und auf dem Mittelfuß, dem Längsgewölbe, ruht. Versuchen Sie, die Fuß-Längs- und Quergewölbe aufzurichten, indem Sie sich auf die drei Punkte Großzehballen, mittlere Ferse und Ballen des kleinen Zehs konzentrieren und diese fest im Boden verankern. Die Knie sind in einer mittleren Position, weder nach vorne gebeugt noch nach hinten durchgestreckt. Um das Becken in eine aufrechte, mittlere Position zu bringen, legen Sie nun Ihre Hände rechts und links auf den jeweiligen Hüftknochen der gleichen Seite, die Daumen zeigen nach hinten und die restlichen vier Finger weisen nach vorne. Machen Sie nun die Beckenkippbewegung, wie sie beim aufrechten Sitz beschrieben wurde, als Sie das Gewicht vor und hinter die Sitzbeinhöcker verlagert haben. Sie kippen das Becken nach hinten, indem Sie die Leisten nach vorne öffnen und dehnen und die restliche Wirbelsäule sich in Richtung Rundrücken biegt. Danach kippen Sie das Becken nach vorne, indem Sie einen Entenpo machen und die Wirbelsäule in ihrer Verlängerung nun ein leichtes Hohlkreuz formt. Auch hier sollte der
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