Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
den Energiekörper und den physischen Körper, während sie nachts ruht. In der übergeordneten Hülle, Vijnana-Maya-Kosha (2. Hülle), der Bewusstseinshülle, sind die bewusst erworbenen Einstellungen, die wir uns erarbeitet haben: achtsam entwickelte Werte und Überzeugungen, Ziele sowie eine ethische Ausrichtung. Sie bilden die Brücke zum innersten Wesenskern ( Ananda-Maya-Kosha ).
Yoga kräftigt den Körper (5. Hülle), es stärkt den Energieleib (4. Hülle), unsere Emotionen werden klarer und differenzierter (3. Hülle) und als übergeordnete Instanz schafft die Bewusstseinshülle (2. Hülle) Ordnung im System. Eine Patientin berichtete mir folgende Begebenheit: Sie fuhr auf die Autobahn, ohne sich vorher über den Verkehrsfunk sachkundig gemacht zu haben, was ihr der Partner für diesen Tag dringend nahegelegt hatte. Sie verlor viel Zeit, weil die gewohnte Strecke gesperrt war und ärgerte sich über sich selbst. Dann erinnerte sie sich an Yoga und unsere Gespräche und sagte sich: »Wenn ich mich jetzt darüber ärgere, ändere ich nichts. Zu dem Zeitverlust kommt dann noch die Schädigung meines Immunsystems hinzu. Ich möchte doch gesund bleiben.« Diese Fähigkeit, eine Emotion einordnen und bewerten zu können, ordnen die Inder Vijnana-Maya-Kosha, der 2. Hülle, zu. In der Sprache der Hirnforschung ist es der präfrontale Kortex, der uns dazu befähigt, nicht blind den Emotionen ausgeliefert zu sein. Tatsächlich konnten Ulrich Ott und Britta Hölzel in einer Längsschnittstudie nachweisen, dass regelmäßiges Yoga-Training die Anzahl der grauen Zellen im Bereich des präfrontalen Kortex bis zu 10 Prozent steigert.
Die fünf Körper stehen miteinander in ständiger Wechselwirkung. In der frühen Kindheit fühlen sich viele Säuglinge und Kleinkinder, sofern nicht massive Störungen des Umfeldes auf sie einwirken, noch völlig verbunden mit der Umwelt, egal ob Pflanze, Tier oder Mensch. Der innerste Wesenskern ist noch sehr präsent, die anderen Körper sind noch nicht differenziert. Später geht es um die Ausbildung der individuellen Persönlichkeit, die sich durch ihre Gefühle und Umweltprägungen von anderen unterscheidet. Durch eine spirituelle Entwicklung kann dieses Gefühl der Verbundenheit mit der Welt sich auf einer anderen Ebene wieder einstellen.
Der Philosoph Ken Wilber spricht von der präpersonalen, der personalen und der transpersonalen Stufe der Persönlichkeitsentwicklung. Die präpersonale, naive, symbiotische Verschmelzung mit der Welt sollte nicht mit der bewussten, postpersonalen Verbundenheit verwechselt werden, die erkennt, dass wir alle Teil dieser Welt sind und aus dieser bewussten Erkenntnis heraus die Umwelt genauso pfleglich behandelt wie sich selbst. 24 Mit dem Bibelwort »Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht ins Himmelreich eingehen« ist etwas sehr Ähnliches gemeint. Es heißt nicht »bleiben wie die Kinder«, sondern eine Entwicklung ist wichtig; es geht darum, das Gefühl, mit allem verbunden zu sein, von den Kindern zu lernen. Dieser Zustand ist Ananda-Maya-Kosha, der Freude-Körper.
Der achtstufige Pfad nach Patanjali
Die meisten Yoga-Ausbildungsinstitute beziehen sich auf Patanjali. Er soll in der Zeit zwischen dem 4. Jahrhundert v. Chr. und dem 2. Jahrhundert n. Chr. gelebt haben, und vermutlich handelt es sich um eine Geistesströmung, die unter seinem Namen zusammengefasst wird. Nach Patanjali gibt es acht Stufen, die zu dem erwünschten Zustand von Erleuchtung und Befreiung von Leid führen.
In den beiden ersten Stufen werden Verhaltensregeln für den Umgang mit anderen Menschen (1. Stufe: Yamas ) und mit sich selbst (2. Stufe: Niyamas ) gegeben. Hier ist vor allem das 1. Yama Ahimsa , Gewaltlosigkeit, zu nennen, das für den Umgang mit anderen, aber auch mit sich selbst gilt. Durch Ehrgeiz kann dem Körper Gewalt angetan werden. Eine Yoga-Pose sollte nicht zu mehr Verspannung führen. Empfehlungen wie Nicht-Lügen und Nicht-Stehlen erinnern an die Zehn Gebote der christlichen Tradition, jedoch findet sich in der Yoga-Philosophie nie der moralische Zeigefinger. Vielmehr wird immer wieder aufgefordert, die Wirkung eines Verhaltens wahrzunehmen. Da die Befreiung von Leid und die Klarheit des Denkens oberstes Ziel sind, kann durch eine subtile Selbstbeobachtung gespürt werden, wie Mogeln, Übertreiben oder Verdrehen der Wahrheit eine Unruhe im Geist erzeugt.
Während die erste Stufe vor allem den Umgang mit der äußeren Welt behandelt, geht
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