Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
andere Übungen für das innere Kind sind dann wichtig, z. B. vor dem Einschlafen noch eine ermutigende Geschichte zu lesen. Märchen sind nicht jedermanns Sache. Ich liebe sie sehr, weil sie tiefe Weisheiten in einer symbolischen Sprache formulieren, und der Held oder die Heldin ja in aller Regel die Lebensaufgaben erfolgreich meistert. Was wir vor dem Einschlafen lesen oder im Fernsehen sehen, prägt sich ins Unbewusste ein. Auch hier gilt es nachzuspüren: Wie gut schlafen Sie nach einem Kinderbuch, nach einem Krimi oder einer aufwühlenden Talkshow ein?
Was machen Kinder im Vorschulalter, wenn Sie Angst haben? Sie rennen zur Mutter oder zum Vater. Wenn die nicht da sind, versuchen sie durch laute Geräusche, Singen oder kleine »Zauber«-Rituale die Angst in den Griff zu bekommen, auch Ablenkung und Flucht in eine Phantasiewelt sind bewährte Mittel. Möglicherweise suchen sie bei Gleichaltrigen oder Nachbarn Nähe und Wärme. All dies sind Hilfsmittel, die leicht modifiziert auch im Erwachsenenalter noch hilfreich sind: Einen anderen Menschen aufzusuchen, kann helfen. Genauso ist es aber auch möglich, die eigene rationale Teilpersönlichkeit zu aktivieren und in aller Gelassenheit zu untersuchen, was wirklich besorgniserregend ist. Müssen Vorkehrungen getroffen werden und wenn ja, welche? Auch Ablenkung kann hilfreich sein. Zum einen kann sie helfen, etwas Abstand zu gewinnen und zuerst einen klaren Kopf zu bekommen. Bewusst angewandt stärkt Ablenkung die Fähigkeit, selbst zu entscheiden, woran man im Moment denken will. Sich mit anderen zu verbinden, ist eine altbewährte, wichtige Fähigkeit, die nicht nur vielen Tieren, sondern auch unseren Vorfahren schon so manches Mal das Leben gerettet hat: Gemeinsam ist man stärker gegen einen Feind. Eine Umarmung, einen anderen Menschen fest in den Arm zu nehmen, lässt den Oxytocinspiegel im Blut steigen (siehe den Abschnitt »Lösung durch öffnende Liebe« in diesem Kapitel). Dieses Hormon sorgt für Wohlgefühl und Entspannung und erhöht die Stresstoleranz.
Lösung durch Bewegung
Sind Sie sicher, dass Sie sich von Ihrer Angst lösen wollen? Gibt es eine äußere Situation, die das notwendig erscheinen lässt oder eine innere Stimme, die darauf drängt? Ein Problem und entsprechender Änderungsbedarf entstehen erst dann, wenn eine Ist-/Soll-Diskrepanz besteht. Viele Menschen sind ängstlich, erleben die Welt als gefährlich und ziehen sich ins eigene Heim zurück, ohne dies als Problem zu sehen. Wenn es jedoch auf der willentlich-bewussten Seite den Wunsch gibt, offen, interessierter und weniger ängstlich zu sein, und gleichzeitig ein anderer Teil der Persönlichkeit dagegenarbeitet und vermutlich auch stärker ist mit seiner Blockade, dann existiert ein Problem oder ein Konflikt. Eine erste Frage lautet daher: Wie wichtig ist es Ihnen, weniger ängstlich zu sein? Ist die Motivation groß genug, um sich auf ein Experiment einzulassen? Es ist völlig in Ordnung, ängstlich zu sein. Mit dieser Veranlagung lässt sich durchaus auch ein zufriedenes Leben führen.
Wie wir alle wissen, besteht ein Großteil des Lebens aus Polaritäten. Beide Pole haben in aller Regel ihre Berechtigung und wollen auch anerkannt werden. Die Angst oder Unlust will also auch gewürdigt werden, aber vielleicht ist sie auch bereit, mal etwas Neues auszuprobieren und mitzumachen. Der Volksmund sagt: »Angst ist ein Feind der Bewegung.« Wenn wir Kinder beobachten, wird deutlich, dass es offensichtlich ein natürliches Bedürfnis gibt, sich zu bewegen und dabei den eigenen Körper und sich selbst zu spüren. Die Kinder eignen sich damit ihren Körper an. Es scheint, als ob sie fragen würden: »Was kann ich alles mit meinen Beinen, Händen oder Stimmbändern machen? Was kann ich bewirken?« Die Ärztin Julie Henderson schreibt in ihrem Buch Embodying Well-Being (dt.: »Wohlbefinden verkörpern«): »Für uns als Körper ist Wohlbefinden untrennbar von leichtem, regelmäßigem, rhythmischem Pulsieren und Bewegen.« 37 Bewegungen signalisieren auf einer tiefen Ebene, dass alles in Ordnung ist. Versuchen Sie also, sich zu bewegen, und nehmen Sie dabei Ihre Angst zu den folgenden Übungen mit. Vielleicht fragen Sie Ihre Angst ab und zu einmal, ob es noch okay für sie ist.
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Übung: Sich-Schütteln
Probieren Sie einmal aus, ob es Ihnen möglich ist, die Angst aus Ihrem Körper, aus allen Zellen herauszuschütteln. Beginnen Sie mit der rechten Hand, dann mit der linken, dann mit beiden
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