Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
weiten sich die Blutgefäße und die Zellen werden mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Die so wichtigen Aufbauprozesse finden erst nach der aktiven Ausführung statt.
Lösung durch Vertiefung der Ausatmung
Manchmal sitzt die Enge mehr im Seelischen. Wenn ein Ereignis in der Zukunft Sie bedrängt, empfehle ich Ihnen, Ihr Selbstbewusstsein und Ihren Mut zu stärken und nochmals zum Abschnitt »Lerngesetze« in Kapitel 1 zurückzublättern oder im Abschnitt »Selbstakzeptanz üben« in Kapitel 4 weiterzulesen. Wenn ein Erlebnis aus der Vergangenheit Ihnen noch in den Knochen sitzt und Sie möglicherweise daran hindert, in der Gegenwart zu leben, sind Yoga-Übungen zur Anregung des Verdauungsfeuers (etwa die Ujjay-Atmung) hilfreich. Natürlich lassen sich diese beiden Ausrichtungen von Angst nicht voneinander trennen, denn es gehört zur Definition von Angst, dass eine vergangene Erfahrung in die Zukunft projiziert wird. Dennoch unterscheiden sich Menschen darin, dass manche sich mehr von der Vergangenheit und andere sich mehr von der Zukunft bedrängt fühlen.
Vielleicht gab es eine Verletzung durch einen Partner oder durch einen Elternteil? Vielleicht war es eine gravierende Grenzverletzung, eine Vergewaltigung oder ein sexueller Missbrauch? Verletzungen durch andere Menschen wiegen sehr viel schwerer als Traumata durch einen Unfall oder eine Naturkatastrophe. Sie graben sich tief in die Seele ein und erschweren in der Folge auch den Kontakt zu anderen Menschen. Und ohne das Vertrauen in die Freundlichkeit unserer Mitmenschen, ohne Freundschaft, ohne Zuneigung und Liebe, ist das Leben traurig und leer. Die Diskussion um die Verjährung von Missbrauch verkennt zum Teil die Bedeutung der Fähigkeit, Menschen als Freunde wahrnehmen zu können, die durch die Erfahrung von sexueller Gewalt sehr beschädigt werden kann. Missbrauchsopfer leiden sehr häufig unter dem Konflikt, sich einerseits Kontakt sehr zu wünschen, aber andererseits andere Menschen nicht ertragen bzw. sich in der Gesellschaft anderer Menschen nicht entspannen zu können. Der Verlust des natürlichen und selbstverständlichen Umgangs mit anderen in zwischenmenschlichen Beziehungen ist eine Beeinträchtigung, die oft lebenslänglich bestehen bleibt und schwer heilbar ist. 38
Unser Körper kennt verschiedene Möglichkeiten von Loslassen und Ausscheiden. Sowohl beim Vorgang der Atmung wie auch bei der Verdauung finden in jeder Minute und Sekunde Lösungsprozesse statt. Sieben Prozent unserer Knochen werden jede Woche erneuert, Blutkörperchen werden stündlich und minütlich auf- und abgebaut … Unser Körper weiß also, wie Loslassen funktioniert. Mit den folgenden Übungen wollen wir diese Abläufe mit Aufmerksamkeit begleiten und unterstützen.
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Übung: Ujjay-Atmung
Setzen Sie sich aufrecht und entspannt auf ein Meditationskissen oder einen Hocker. Bringen Sie das Dreieck, das durch die beiden Sitzknochen und Ihren Scheitelpunkt gebildet wird, in eine aufrechte Position, so dass der vordere und hintere Teil Ihres Rumpfes gleichermaßen beatmet werden kann, und entspannen Sie Schultern und Unterkiefer. Als Vorübung vertiefen Sie nun Ihre Atmung im Bauchraum. Versuchen Sie die Grenzen auszuloten: Wie weit lässt sich der Bauchraum einatmend mit Luft füllen? Und wie lange gelingt es Ihnen, mehr und mehr Luft aus Ihrem Bauchraum ausströmen zu lassen. Ziehen Sie die Bauchdecke bei der Ausatmung in Richtung Wirbelsäule und versuchen Sie, die Ausatmung langsam und gründlich auszuführen.
Nun können Sie in einem nächsten Schritt den Nacken lang machen, indem Sie den Hinterkopf nach oben schieben und das Kinn etwas in Richtung Brustbein sinken lassen. Dadurch entsteht ein leichter Druck auf Ihre Luftröhre, die Stimmritze wird zusammengedrückt und verengt sich etwas. Der Atemfluss muss nun wegen dieses kleinen Widerstands mehr Kraft aufbringen und es entsteht ein Geräusch, das an Rasseln, Schnarchen oder Schnorcheln erinnert und das die Atmung verlängert. Sobald Sie ein Gespür dafürentwickelt haben, wie Sie die Kehle formen müssen, damit dieser sanfte, lang gezogene, gleichmäßige Ton in Ihrer Kehle erzeugt wird, können Sie diese Atemtechnik in jeder aufrechten Sitzposition praktizieren, das Verlängern des Hinterkopfs nach hinten und oben ist dann nicht mehr nötig. Dieses Pranayama wird in den alten Schriften als »siegreich« bezeichnet, und auch von medizinischer Seite wird die energetisierende Wirkung dieser Zwerchfellatmung auf
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