Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
Ausatmen so lange, wie es für Sie angenehm ist: Lassen Sie die Atemluft entspannt einströmen und stoßen Sie sie mit Kraft wieder aus. Wenn es für Sie passt, können Sie das folgende Bild noch dazunehmen: Etwas Lähmendes hat sich an Ihre Lebensenergie gehängt, das Sie nun mit aller Energie hinausbefördern. Beenden Sie die Übung, indem Sie die Luft wieder langsam ein- und ausströmen lassen. Sie machen eine kleine Pause, bis Sie für die nächste Runde bereit sind. Versuchen Sie drei bis vier Zyklen und spüren dann nach.
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Kapalabhati (Sanskrit) heißt übersetzt »Schädel-Leuchten«. Es kann vorkommen, dass durch ein verändertes Gasgemisch, das bei dieser Atmung entsteht, Schwindelgefühle ausgelöst werden. Wenn Sie diesem Phänomen eine positive Deutung geben, fördern Sie die angenehme Wirkung der Übung, z. B. dass sich alte Verklebungen auflösen und Neues entstehen will, wobei immer zuerst ein Chaotisierungsprozess durchlaufen werden muss. Viele Yoga-Schülerinnen und -Schüler berichten davon, dass der Kopf durch diese Übung klarer wird und sie plötzlich Einfälle zu Themen bekommen, mit denen sie sich schon längere Zeit beschäftigt haben.
Während bei Kapalabhati die Energie ins Ausatmen geschickt wird, wird beim Feueratem genauso kraftvoll ein- wie ausgeatmet. Spüren Sie nach, was für Sie hilfreicher ist.
Luft facht das Feuer an und Feuer hat eine verwandelnde Kraft. Das äußere Feuer verwandelt Holz oder Kohle in Wärme, es macht Metall weich und biegsam; das innere Feuer verwandelt Nahrung in Stoffe, die dem Körper neue Kraft geben. Die Atemübungen des Yoga helfen, die eigene Energie wieder zu spüren. Das Gefühl lähmender Angst kann aufgelöst und in ein Gefühl von Stärke und Handlungsfähigkeit verwandelt werden. Die Energie und die Macht, die ich bisher nur beim Täter gesehen habe, kann ich wieder zu mir zurückholen. Weitere Übungen zu dem Thema finden Sie im Abschnitt »Stabilität entwickeln« in Kapitel 4.
Lösung durch öffnende Liebe
»Wie heißt dieses Gefühl, das so stark ist, dass es die Angst besiegt, das so stark werden kann, dass es Menschen sogar ihre größte Angst, die vor dem Tod, vergessen lässt? Es ist das gleiche Gefühl, das einen Menschen dazu bringt, in einen reißenden Fluss zu springen, um ein Kind zu retten, in ein brennendes Haus zu laufen, um seine Frau herauszuholen … Es ist die Liebe.« 41
GERALD HÜTHER
Im vorangegangenen Abschnitt habe ich den verzweifelten Konflikt vieler meiner Patientinnen und Patienten erwähnt, die sich einerseits mehr Liebe wünschen und andererseits durch Angst vor einem liebenden Sich-Öffnen ihre Empfänglichkeit sehr einschränken und sich bei der Annahme von Liebe, die ihnen von anderen entgegengebracht wird, selbst im Weg stehen. Auch hier sind beide Seiten wichtig und wollen gewürdigt werden: Einerseits ist Liebe vom Anfang des Lebens bis zu seinem Ende eine existentiell lebensnotwendige Fähigkeit und Kraft. Der Wunsch und/oder Hunger danach ist etwas so grundlegend Menschliches, dass die Abwesenheit dieses Bedürfnisses als krankhaft bezeichnet werden kann, z. B. bei Autisten. Aber auf der anderen Seite ist auch die Angst zu verstehen und berechtigt: In der Liebe öffne ich mich und werde dadurch verletzbar. Und diese Verletzung kann so tief gehen, dass sich dies auf der physiologischen Ebene niederschlägt: Der Herzmuskel wird mit Stresshormonen überflutet und erlahmt in Folge davon. 42 Es ist daher wichtig, mit diesem Zentrum in uns, das sich »in der menschlichen Mitte« 43 befindet, gut umzugehen. Die Fähigkeit zu erkennen, in welcher Situation und bei welchen Menschen ein Sich-Öffnen und wann ein Sich-Verschließen sinnvoll ist, müssen manche erst noch lernen. Zu wissen, wann ich in Deckung gehen sollte, und selbst zu bestimmen, wann ich mich wieder öffnen möchte, ist eine wichtige Voraussetzung, um mich in einem zweiten Schritt vorsichtig Anderen wieder zuwenden zu können. 44 Die positive Botschaft jedoch lautet: Auch Liebe kann man lernen! Ich empfehle, mit kleinen »ungefährlichen« Liebesobjekten zu beginnen.
Vorübung zur Liebesfähigkeit
Ein erster Schritt ist, zu suchen: Wo gibt es auf dieser Erde etwas, das Sie lieben können? Können Sie Ihren Wunsch spüren, lieben zu können und zu dürfen? Bei vielen meiner Patientinnen und Patienten habe ich erlebt, dass nach einer Enttäuschung durch Menschen die Pflanzen oder Tiere einen besonderen Stellenwert bekommen. Stellen Sie sich vor
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