Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
die Bauchmuskulatur und die inneren Organe bestätigt. 39 Sie können die positive Wirkung durch gleichzeitiges Anspannen der Beckenbodenmuskulatur (siehe die Übung »Den Beckenboden aktivieren«) intensivieren. Jedoch sei an dieser Stelle noch mal daran erinnert, dass es sich empfiehlt, diese Übungen bei einer ausgebildeten Yogalehrerin oder einem Yogalehrer zu erlernen. Denn alles, was wirkt, kann – falsch praktiziert – auch unerwünschte Folgen haben. Beginnen Sie also damit, diese kleine Hürde zunächst nur bei der Ausatmung zu setzen. Wenn es Ihnen mühelos gelingt, können Sie Ein- und Ausatmung mit dieser Ujjay(sprich: Udschai)-Atmung verbinden. Wiederholen Sie dies, solange es für Sie angenehm ist.
Spüren Sie, was diese Atemübung mit Ihrem Zwerchfell macht, was sie im Bauchraum auslöst? Sie kräftigt nicht nur den Zwerchfellmuskel, sondern wirkt auch massierend und kräftigend auf die anderen Muskeln des Bauchraums. Die alten Griechen hielten das Zwerchfell für den Sitz der Seele. Auch in der asiatischen Philosophie ist der Bauchraum der Sitz der Kraft und Energie. Die yogische Philosophie ordnet diesem Bereich das Manipura -Chakra zu (Sanskrit: mani = Juwel, pura = Stadt, also: »Stadt der Juwelen«). Auch in der asiatischen Kampfkunst geht die Kraft vom Bauchraum aus. Die Japaner nennen dieses Zentrum Hara , was in etwa »Quelle des Lebens« oder »Quelle des Seins« heißt. Die westliche Wissenschaft konnte hier eine sehr große Ansammlung von Nervenzellen feststellen, die vorzugsweise, etwa zu 90 Prozent, vom Bauch zum Großhirn verlaufen und Glückshormone wie Serotonin und Dopamin erzeugen. Es spricht also viel dafür, dieses unser »Bauchhirn« zu pflegen.
Begleiten Sie für ein paar Minuten dieses Pranayama mit Ihrer Aufmerksamkeit und spüren Sie dann nach.
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Ihr Körper verfügt bekanntlich über die Fähigkeit des Ausscheidens von Giftstoffen. Vielleicht könnten Sie ihn einladen, Ihnen auch beim Sich-Lösen von der Wirkung unangenehmer zwischenmenschlicher Erfahrungen behilflich zu sein? Natürlich gibt es keine Übung, die da schnelle Abhilfe schafft. Aber da ich bei vielen meiner Patientinnen und Patienten den starken Wunsch nach Heilung der Wunden, die ihnen von anderen zugefügt wurden, kennengelernt habe, möchte ich ein paar Angebote machen, die hier vielleicht hilfreich sein könnten. Die Verletzungen können im Körper gespeichet sein, und zwar vor allem in verspannten Muskeln, aber auch in den inneren Organen, wobei das eine natürlich das andere nicht ausschließt und beides gleichzeitig möglich ist. Eine natürliche Reaktion auf Schläge und körperliche Verletzungen besteht im Hartmachen und Verspannen von Muskeln. Emotionale Verletzungen suchensich meist einen Ort im Organsystem. Oft ist das Verdauungssystem betroffen, und die Betroffenen leiden an Durchfall oder Verstopfung. Manchmal bleibt etwas buchstäblich im Hals stecken, und die Ausdrucksfähigkeit ist in der Folge gestört.
Nicht nur das Verletztwordensein, die Opferrolle, bindet an das Ereignis, auch Täter bleiben mit ihrem Schuldgefühl an ein Geschehen gebunden, durch das sie Menschenrechte verletzt haben. Berichte von Kriegsveteranen machen das deutlich. Auch in meiner psychotherapeutischen Praxis sind mir die gesundheitsschädigenden Auswirkungen von Schuldgefühlen begegnet:
Herr Peters kam zu mir in die Praxis mit den klassischen Symptomen einer Herzneurose. Er litt unter Panikattacken und Herzrhythmusstörungen. Regelmäßig suchte er den Arzt auf, um sich immer wieder bestätigen zu lassen, dass organisch nichts Auffälliges zu finden sei. Es dauerte einige Zeit der Vertrauensbildung, bis er sich mir offenbaren konnte, dass er sehr starke Schuldgefühle habe, weil er sich an der Stieftochter vergangen hatte. Ein ehrliches Gespräch mit begegnendem Augenkontakt war nicht möglich. Er saß auf seiner Schuld und die machte ihm das Herz schwer. Ich spürte sein Bedürfnis nach Ausgleich und seinen Wunsch, Liebe wieder frei fließen lassen zu können. Wir arbeiteten an den Möglichkeiten einer Wiedergutmachung. In Verbindung mit kleinen, das Herz öffnenden Yoga-Übungen (siehe weiter unten die Übung »Krokodil-Variation«) wurde diese Wiedergutmachung für ihn zu einer Herzensangelegenheit. Gegen Ende der Therapie hatte er eine Selbsthilfegruppe gegründet, für die er sich Feiern mit kleinen Geschenken und Ausflügen ausdachte. Er strahlte, wenn er erzählte, was er sich jetzt wieder für die
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