Mit Yoga Lebensaengste bewaltigen
Sie unten mit der Stabilität und Sicherheit der Erde und oben mit dem Himmel und all dem, was den Menschen in seinem wahrsten Sinne ausmacht. Ausatmend sammelt sich die gewonnene Energie im Herzraum, um von dort abermals nach oben und unten zu strahlen.
Sie begegnen nun in der Vorstellung anderen »Würden«-Trägern und wollen sie voller Achtung begrüßen. Beginnen Sie mit der Person, die vor Ihnen steht. Einatmend weiten Sie Ihren Innenraum zwischen Scheitel- und Wurzelpunkt und ausatmend machen Sie eine kleine Nickbewegung um das Atlanto-okzipital-Gelenk, also das Gelenk zwischen Ihrem obersten Halswirbel und dem Schädel. Würde drückt sich durch langsame Bewegungen mit gleichwertiger Bewusstheit für die Außen- und für die Innenwelt aus.
Nachdem Sie eine achtsame und würdevolle Begrüßung für die vor Ihnen stehende Person gefunden haben, können Sie nun auch die Personen rechts und links von Ihnen begrüßen. Atmen Sie ein, und ausatmend drehen Sie Ihren Kopf um die Achse zwischen Scheitel- und Wurzelpunkt. Lassen Sie bei der Drehung das führende Ohr leicht ansteigen; auf diese Weise kann der Abstand zwischen den Ohren und Schultern gleich bleiben. Am Endpunkt führen Sie die kleine Nickbewegung aus und kommen einatmend wieder zur Mitte zurück. Wiederholen Sie diese kleine Drehübung – voller Kraft und Würde – ein paar Mal in beide Richtungen.
Lassen Sie die Übung auf sich wirken und spüren Sie nach.
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Wie Achtsamkeit eine Haltung ist, so spricht man auch von einer würdevollen Haltung. Weder Achtsamkeit noch Würde sind etwas, das man mal eben tun kann, um dann zur nächsten Handlung überzugehen. Eine Haltung vertieft sich durch Wiederholung und will in einer meditativen Stimmung eingeatmet werden, um sich dann ausatmend im Körpersystem niederlassen und damit verbinden zu können. Aus den Ergebnissen der Hirnforschung wissen wir, dass Nervenzellen, die zusammen feuern, sich vernetzen. Indem Sie also ein inneres Bild von Würde sich entwickeln lassen und dies mit einer Körperhaltung und dem Atem verbinden, kann das Gesamtpaket Würde auch durch einzelne Elemente wachgerufen werden. Es reicht dann z. B. eine aufrechte Haltung oder das Wahrnehmen einer würdevollen Geste bei einem anderen Menschen, um in Ihrem Gehirn etwas zu aktivieren, das Würde ausstrahlen lässt. Auch aus orthopädischer Sicht spricht viel für diese kleine Nickbewegung. Sie ist eine der besten Übungen für unsere Halswirbelsäule, die bei vielen alltäglichen Verrichtungen entweder gestaucht oder verspannt ist. Hier wird sie gekräftigt und gedehnt.
Eine bestimmte Haltung, wie z. B. die von Würde, braucht immer wieder die Erneuerung durch einen inneren Impuls. Durch ein Festhalten wirkt eine Geste bald steif und künstlich. Ein Lächeln, wie man es in der Werbung oft findet, das nicht aus einem inneren Impuls kommt, ist genauso wenig überzeugend wie eine fixierte Haltung von Würde.
Ein Patient fragte mich, was er tun könne, damit er diese Haltung von Würde nicht vergesse oder verliere. In dem Gespräch, das sich an die Frage anschloss, wurde deutlich, dass es wichtig ist, eine positive Haltung oder auch Stimmung immer wieder loszulassen, um sie immer wieder neu zu finden. Indem Wort Haltung steckt die Bedeutung von Festhalten, was die Gefahr des Unlebendigen in sich birgt. In der Bedeutung »sich von einer höheren Kraft gehalten und getragen fühlen« gewinnt es wieder mehr Freiheit und Leichtigkeit. Jedoch auch dieses Bewusstsein will immer wieder neu aktiviert werden. Eine weitere Übung, um den Respekt vor Ihrer eigenen Würde zu festigen und zu vertiefen, besteht darin, ein Kissen auf Ihren Scheitelpunkt zu legen und sich mit jedem Schritt, den Sie gehen, zwischen Fußsohle und Kissen zu strecken, als wollten Sie sich von der Erde abstoßen, um zum Himmel hinzuwachsen.
Lösung durch Klärung und Bewusstsein
Gott gebe mir die Kraft, Dinge zu ändern, die ich ändern kann.
Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
Gott gebe mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
DAG HAMMARSKJÖLD
Diese Fähigkeit zur Unterscheidung ist bei Ängsten wichtig. Nehmen wir an, jemand hat die Diagnose einer lebensbedrohlichen Erkrankung bekommen und hat Angst zu sterben. Ob er stirbt und wann, liegt nicht in seiner Macht. Er kann jedoch seine Lebensumstände überprüfen, destruktive Faktoren oder Einstellungen – wie z. B. übertriebene Leistungsanforderungen, krank
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